Die Volkspartei feiert ihren jungen Frontmann Sebastian Kurz, als hätte er die Nationalratswahl bereits gewonnen.
Innsbruck (OTS) - Die Euphorie, die der neue Obmann bei den Seinen auslöst, ist nicht neuen Inhalten geschuldet, sondern der alten Hoffnung auf die nächste Kanzlerschaft.
Nun ist die Ich-AG formal fixiert. Sebastian Kurz ist Chef der ÖVP. Einer ÖVP, die nicht nur optisch eine andere ist als die bisherige. Schwarz ist Geschichte; Türkis ist angesagt. Aus der Partei ist eine „Bewegung“ geworden. Und er ist der erste Obmann mit statutarisch verbrieftem „Durchgriffsrecht“.
Anfänglich klagten Funktionäre, Kurz verleugne eine Gesinnungsgemeinschaft, die die Zweite Republik geprägt habe. Mittlerweile sind die internen Kritiker verstummt. Laut aktuellen Umfragen hat die „Liste Kurz“ die Polit-Konkurrenten abgehängt. Und so ordnen sich Reinhold Mitterlehners Nachfolger alle unter. Einem 30-Jährigen, der sich zu inszenieren versteht. Bei einem durchdesignten Parteitag voller Symbole für das Neue. Der faktisch „starke Mann“ sitzt im Saal nicht in Reihe 1, in die drittletzte platziert er sich.
Kurz’ Rede kontrastiert mit dem Neo-Styling: Sie ist Problemaufriss, nicht Lösungsskizze. Er sagt viel, das man schon von seinen Vorgängern gehört hat: Die Steuerquote sei zu hoch, das Sozialsystem zu teuer, es gebe zu viel Bürokratie im Land. Dass er erst im September kundtun wird, was er dagegen zu tun gedenkt, kümmert die Parteigänger nicht. Sie feiern ihn wie einen Sieger.
Der Zuspruch ist auch Bürde. Die Erwartungen an den Spitzenkandidaten sind hoch. Mehr als jene 24 Prozent zu bekommen, die es 2013 für die Schwarzen gab, wird am 15. Oktober nicht reichen. Auf den ersten Rang muss Kurz sie führen – und endlich wieder in das Kanzleramt.
Gelingt ihm das nicht, werden die Sympathien wohl schwinden für den jetzigen Superstar. Und Kurz könnte entschwinden – aus der Politik. Dann würde die ÖVP nicht nur wieder alt aussehen; es wäre auch wieder alles beim Alten.
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