TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 22. Dezember 2017 von Markus Schramek „Verdrängte Fragen des Alters“

Innsbruck (OTS) - Die Lebenserwartung steigt, die Bevölkerung wird älter. Der große Plan, wie auf diese gesellschaftspolitische Herausforderung reagiert werden soll, fehlt. Ohne soziales Netz ist es für gebrechliche Menschen schwer.

Sich mit dem eigenen Älterwerden befassen? Der Gedanke daran löst bei manch einem Zeitgenossen allergische Reaktionen aus, auch wenn er die mittlere Lebensphase längst erreicht hat. Ein Verdrändungskünstler ist schließlich der Mensch, doch sollte er die Scheuklappen ablegen. Denn die Lebenserwartung steigt, und mit ihr wächst die ältere Generation auch nummerisch. Schon jetzt ist jeder fünfte Österreicher 65 oder älter. Im Jahr 2050 wird jeder Dritte ein Senior sein. Lange zu leben – das klingt gut, doch noch besser wäre es, gewonnene Lebenszeit auch in guter Verfassung zu verbringen. Dazu gehört, dass man tunlichst in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben kann. Nichts fühlt sich so gut an wie das eigene Zuhause, die vertraute Umgebung. Ganze Branchen tüfteln an (technischem) Hilfsgerät, um älteren Menschen das Dasein daheim zu erleichtern oder gar erst zu ermöglichen. Häusliche Notrufe, über die man per Knopfdruck die Rettung alarmiert, gibt es schon länger. Dazu kommen jetzt Sensoren, die Alarm schlagen, wenn ein älterer Mensch stürzt und aus eigener Kraft nicht wieder auf die Beine kommt. Tablets und Flatscreens dienen nicht nur dem Medienkonsum; sie können auch daran erinnern, Medizin oder die tägliche Dosis Wasser einzunehmen.
Eine schöne neue Welt? Davon sind wir doch weit entfernt. Denn ohne Unterstützung in Gestalt von Menschen wird es, allem Fortschritt zum Trotz, gebrechlichen Senioren schlicht nicht möglich sein, ihren Lebensabend daheim zu verbringen.
Pflegende Angehörige leisten schon jetzt Unermessliches – und für den Staat auch Unbezahlbares. Daran wird sich nichts ändern: Wem das familiäre Netz fehlt, wird, so er alt und schwach ist, ins Pflegeheim wechseln müssen. Überdies wird die Abschaffung des Pflegeregresses durch den Nationalrat 2018 schlagend: Auf das Vermögen von Pflegeheimbewohnern und ihrer Angehörigen darf nicht mehr zurückgegriffen werden. Das dürfte den Andrang auf die Pflegeheime erhöhen.
Die jetzigen Koalitionspartner ÖVP und FPÖ haben das Aus für den Pflegeregress im letzten Sommer, noch getrennt als Regierungs- und Oppositionspartei, mit beschlossen. Jetzt herrscht Ratlosigkeit, wie der Einnahmenausfall gegenfinanziert werden soll. Im Regierungspakt von Schwarz-Blau ist lediglich vermerkt, dass diese Frage „geklärt“ werden soll.
Das Älterwerden stellt nicht nur den Einzelnen vor Probleme. Auch die Politik sucht händeringend nach Antworten.

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