TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 24. März 2017 von Floo Weißmann „Die neue Wirklichkeit“

Innsbruck (OTS) - Der Anschlag von London erschreckt und bedrückt wie die Anschläge zuvor. Doch er bringt keine
grundsätzliche Veränderung im Umgang mit Terrorismus. Europa lebt längst mit der Gefahr.

Mit dem Terrorangriff in London wiederholt sich ein mittlerweile allzu bekanntes Muster. Die konkreten Umstände liegen bei jedem Anschlag etwas anders, aber die großen Linien der Debatte bleiben dieselben.
Der Angriff von London bestätigt, dass es nicht möglich ist, „weiche Ziele“ gänzlich abzuschirmen – also zivile Orte, an denen sich viele Menschen aufhalten. Folglich kann jeder zum Opfer werden, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür viel geringer sein mag als die Angst davor.
Eine besondere Gefahr geht von „einsamen Wölfen“ aus. Einheimische, die sich radikalisieren und dann alleine und oft mit einfachen Mitteln losschlagen – ohne Organisation und konkreten Auftrag.
In London gab es nun weniger Todesopfer als bei anderen Anschlägen der jüngeren Vergangenheit. Doch die Dimension spielt nur eine Nebenrolle. Zum Kalkül von Terroristen gehört es seit jeher, mit vergleichsweise geringem Aufwand eine maximale Wirkung zu erzielen. Die Anschläge sollen verunsichern und den Gegner zu Überreaktionen verleiten.
Unter den vernünftigeren Entscheidungsträgern und Normalbürgern hat sich dies längst herumgesprochen. Neben den Kampfansagen an Terroristen gehören deshalb auch Solidaritätsbekundungen, Appelle und Mahnungen zum Standardrepertoire. Natürlich dürfen wir uns von einer Minderheit von Extremisten keinesfalls kaputtmachen lassen: den Rechtsstaat, den sozialen Zusammenhalt, unsere Überzeugungen und Lebensweisen. Und doch mag dies – in Ansätzen – hier und dort bereits geschehen sein.
Der Kampf gegen Extremisten der Gattung Jihadist, die derzeit das terroristische Geschehen dominiert, läuft längst auf allen Ebenen. Militär, Sicherheitsbehörden, Politik und Zivilgesellschaft sind im Einsatz. Gibt es Verbesserungsmöglichkeiten? – Ja, viele. Beispielsweise soll der Informationsaustausch zwischen den Behörden weiterhin zu wünschen übrig lassen. Und auch gegen Radikalisierung muss noch viel
mehr getan werden. Aber das braucht
mehr Zeit und komplexere Strategien, als die Sicherheitsbehörden aufzurüsten.
Trotz aller Bemühungen glaubt wohl niemand, dass der Angriff von London der letzte war. Es läuft ein Film ab, den wir schon gesehen haben und von dem wir ahnen, dass wir ihn noch öfter sehen werden. Er erschreckt und bedrückt jedes Mal aufs Neue, aber vielleicht auch jedes Mal ein bisschen weniger. Terrorismus ist Teil unserer neuen Wirklichkeit geworden in einer Welt voller Umbrüche.

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