TIROLER TAGESZEITUNG: Leitartikel vom 31. August 2017 von Max Ischia – Bis dem Fußball die Luft ausgeht

Innsbruck (OTS) - Heute endet die Transferfrist im Weltfußball. Allein die englische Premier League wird dann 1,3 Milliarden Euro in Spieler investiert haben. Oligarchen sind vielerorts an der Macht, der Fan gerät in dieser Groteske zusehends ins Abseits.

Gewiss, es gibt andere Abartigkeiten und Ungerechtigkeiten auf dieser Welt. Und doch ist schwer verdaulich, wie auf den (Profi!-)Fußball ohne Unterlass eingetreten wird. Und das ist im übertragenen Sinn zu verstehen. Das vermeintliche Spiel des einfachen Mannes hat seine Seele verkauft. Keine neue Erkenntnis. Wohl aber, dass der Fußball längerfristig Gefahr läuft, seine Seele endgültig zu verlieren: die Fans.
Dass der Weltverband FIFA scheinbar unbeirrt von Schmierenkomödien, Korruptionsskandalen und Geldwäschepannen selbstgefällig im Reichtum badet, ist das eine. Der Transferwahnsinn, dessen Wechselfenster sich heute um die Geisterstunde schließt, das andere. Allein die Vereine der englischen Premier League werden dann umgerechnet 1,3 Milliarden Euro (= 1300 Millionen €) investiert haben. Vorbei die Zeiten, als öffentlichkeitsgeile Mäzene der Erfolgsdroge Fußball erlagen und sich den Kick quasi intravenös holten. Längst stehen Oligarchen bzw. deren Finanzkonsortien an der Spitze namhafter Clubs und versprechen sich primär eines: Werbung für ihre bis zur Undurchsichtigkeit verästelten Geschäftszweige.
Ein ganz zufällig gewähltes Beispiel heißt Vichai Srivaddhanaprabha. Der Mann mit dem etwas sperrigen Familiennamen hätte in seiner thailändischen Heimat Tausende Kindergärten, Schulen und Seniorenheime bauen lassen können, würde aber nie jene gottgleiche Verehrung genießen, die ihm seit 2016, seit dem Premier-League-Titelgewinn „seines FC Leicester“ garantiert ist. Transfersummen wie für Neymar (222 Millionen Euro), Dembele (105) oder Lukaku (75) bzw. Jahresgehälter von Lionel Messi (40 Millionen) oder Cristiano Ronaldo (32) sind in derart schwindelerregende Höhen geklettert, dass sie den Mann und die Frau von der Straße irritiert zurücklassen. Das Groteske daran: Nicht selten geht die perfide Rechnung auf.
In einem Spiel, in dem Vereine nicht selten am Gängelband von Spielerberatern hängen und der Lockruf des Geldes lauter ertönt als jeder Treueschwur, gibt es mehr Verlierer als Gewinner. Der Fußballfan, der sich mancherorts den Stadionbesuch kaum mehr leisten kann oder viel Geld für ein Pay-TV-Abo blechen muss, steht zusehends im Abseits. Und es scheint nur eine Frage der Zeit, bis er seiner Liebe den Laufpass gibt. Oder wie es Bayern-Boss Uli Hoeneß dieser Tage ausdrückte: „Irgendwann hat vielleicht der Zuschauer dann doch mal die Schnauze voll.“

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