55. Wiener Gemeinderat (2) | PID Presse

Aktuelle Stunde

Wien (OTS/RK) Das Thema der Aktuellen Stunde hatten diesmal die NEOS eingebracht: „Bildung über alles stellen – die Gemeinde muss die Wiener Bildungseinrichtungen bestmöglich unterstützen!“

GR Christoph Wiederkehr, MA (NEOS) sagte: Bildung müsse in der Gesellschaft ein zentrales Anliegen sein, sie sei Schlüssel zur persönlichen Entfaltung und zu einer gerechten Gesellschaft. Er ortete Mängel im Wiener Schulsystem: 45 Prozent der NMS-SchülerInnen würden in der 8. Schulstufe nicht ausreichend lesen können; im Schuljahr 2017/18 seien 258 Gewaltdelikte an Wiener Schulen gemeldet worden, beim Mobbing läge die Dunkelziffer noch höher. Vielen Eltern fehle angesichts dieser Zahlen das Vertrauen in öffentliche Schulen. öffentliche Schulen würden „vermieden“ und Privatschulen vorgezogen werden. So würde Kindern aus einem Elternhaus ohne diese finanzielle Möglichkeit die Chance auf eine gute Bildung verwehrt. Wiederkehr forderte mehr Mittel für Schulen „mit hohen Herausforderungen“ und mehr Unterstützung für das Lehrerpersonal. Er plädierte für eine Umstellung des Schulsystems, weg von einer Schulpflicht hin zu einer „Bildungspflicht“ und einer „Mittleren Reife“. SchülerInnen sollten die Schullaufbahn erst dann beenden, wenn sie sich Grundkompetenzen angeeignet hätten.

GRin Sabine Schwarz (ÖVP) widersprach ihrem Vorredner und brach eine Lanze für die öffentlichen Schulen. Ihre Kinder würden eine städtische Schule besuchen, dort auch gefördert werden und eine „gute Bildung genießen“. Ausschlaggebend dafür seien die Motivation der LehrerInnen und die Mittel, die ihnen zur Verfügung stünden. LehrerInnen an städtischen Schulen hätten Herausforderungen zu meistern, wie einen hohen Anteil von „außerordentlichen SchülerInnen“, die Deutsch nicht als Muttersprache haben. Hier müsse die Stadt ansetzen und Deutsch schon im Kindergarten einfordern. Auch die Kritik der Stadtregierung an den Deutschklassen könne Schwarz nicht nachvollziehen, da Deutsch Voraussetzung sei, um dem Unterricht zu folgen.

GR David Ellensohn (Grüne) konterte den NEOS: In Wien sei die Zahl der Kinder an Privatschulen rückläufig, beziehungsweise sei sie trotz insgesamt steigenden SchülerInnen-Zahlen in den vergangenen zehn Jahren gleich geblieben. Ausschlaggebend dafür seien die „vielen ausgezeichneten Lerhrerinnen und Lehrer“ an den öffentlichen Schulen. Bei Gewalt an den Schulen dürfe nicht weggeschaut werden, allerding sei es hier ratsam, in der Familie anzusetzen. Segregation in Form von Deutschklassen oder Schulnoten seien nicht zielführend bei der Integration oder Förderung benachteiligter SchülerInnen.

GR Maximilian Krauss (FPÖ) zitierte aus einer Umfrage einer Tageszeitung: Demnach würden 62 Prozent der Befragten in Wien eine Privatschule für die bessere Bildungsanstalt für ihr Kind sehen – „am Land“ sei das Verhältnis umgekehrt. Schuld am Misstrauen der Eltern öffentlichen Schulen gegenüber seien „Skandale“ und „Probleme, gegen die Rot-Grün nichts unternimmt“. So hätte die Buchautorin und Lehrerin Susanne Wiesinger vor Klassen gewarnt, in denen keine Schülerin oder kein Schüler mehr Deutsch spricht und die „Sharia-Polizei“ auf den Schulgängen aktiv sei. Er lobte die ehemalige schwarz-blaue Bundesregierung, die das Kopftuchverbot an Kindergärten eingeführt hat. Ein selbiges forderte Krauss auch für die Schülerinnen der Pflichtschule.

GR Heinz Vettermann (SPÖ) widersprach den NEOS: Die Leistungen der Wiener SchülerInnen hätten sich bei Bildungsstandards verbessert, ebenso zeige der „Integrationsmonitor“ eine positive Tendenz. „Das zeigt, die von der Stadt gesetzten Maßnahmen funktionieren“, betonte Vettermann. Er könne der, von den NEOS geforderten, Bildungspflicht einiges abgewinnen, allerdings müsse es auch „ausreichend Unterstützungspersonal für Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen“ geben, um dieses Ziel zu erreichen. Vettermann wies seinen FPÖ-Vorredner Krauss darauf hin, dass Wiesinger in ihrem Buch vor allem eine gemeinsame Schule und Ethikunterricht fordere.

GRin Mag.a Bettina Emmerling, MSc (NEOS) sagte, der Anteil der PrivatschülerInnen in Wien liege „bei einem Fünftel, in den Bundesländern sind es allerdings nur 10 Prozent. Das ist schon ein gravierender Unterschied.“ Insbesondere das Image der NMS sei schlecht; ein NMS-Abschluss böte nicht die gleichen Chancen wie jener an der AHS. Sie nannte London als Vorbild. Die britische Hauptstadt hätte es mit der „London Challenge“ geschafft, ihre Schulen vom landesweit niedrigsten Niveau durch Unterstützung für LehrerInnen und durch mehr Mittel für Schulen mit den größten Herausforderungen auf das höchste Niveau im Lande zu heben.

GRin Mag.a Caroline Hungerländer (ÖVP) sagte, die Schulen müssten Kinder auf die sich rasch wandelnde Welt vorbereiten. LehrerInnen bräuchten mehr Wertschätzung. Wenn es Probleme an der Schule gebe, dann müsste diesen auch begegnet werden. Sport und Gesundheit seien besonders für Kinder wichtig: Sie forderte einen Sportgutschein nach Grazer Vorbild für Wiens Schulkinder.

GRin Mag. Ursula Berner, MA (Grüne) berichtete von zahlreichen Eltern in ihrem Umfeld, die mit der Qualität der öffentlichen Schulen sehr zufrieden seien. Eine Stadt als globaler Ort und ihre Schulen seien naturgemäß divers, es würden mehrere Sprachen gesprochen – es gehe darum, „zusammen zu arbeiten und zusammen zu lernen“. Sie forderte mehr Unterstützung für LehrerInnen und SchülerInnen, insbesondere bei der Sprachförderung. Allerdings hätte gerade hier der Bund gekürzt. Sie fasste die Forderungen der Grünen bei der Bildung zusammen: Eine gemeinsame Schule bis 14, eine Bildungsgarantie bis 18, Ethikunterricht sowie mehr präventive Arbeit durch SozialarbeiterInnen an Schulen.

GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ) sah die Probleme an Schulen begründet durch die Zuwanderung. Trotzdem sei im Schulsystem „nicht alles schlecht“. Wien investiere viel Geld in die Schulbauten und schaffe moderne Lernräume. Er forderte mehr Respekt für Lehrerinnen und Lehrer – dieser müsse den Pädagoginnen und Pädagogen von den Eltern und ihrem Dienstgeber entgegengebracht werden – also auch in der Besoldungsordnung. Er warnte vor der „Reformitis“ im Bildungsbereich; Reformen müssten auch umgesetzt und gelebt werden, bevor die nächste Veränderung im System vorgenommen werde. Leistung und Noten seien wichtig, deshalb trete er für eine Leistungsüberprüfung und gegebenenfalls „Sitzenbleiben“ ein, statt eines „Durchschleusen bis zur Matura“.

GRin Marina Hanke, BA (SPÖ) forderte ein, bei der Bildung „faktenbasiert statt polemisierend“ zu diskutieren – zum Beispiel beim Anteil der PrivatschülerInnen in Wien, der stetig sinken würde. Bei den Bildungsstandards hätten sich alle Bundesländer verbessert; folglich auch Wien, wo auch die Anzahl der „Risikoschüler“ zurückgegangen sei. Hanke verwies auf die Maßnahmen der Stadt für das Bildungsangebot, unter anderem das Schulbauprogramm mit neuen Klassen, Schulerweiterungen und komplett neu gebauten Schulen. Wien würde vor Problemen nicht die Augen verschließen, wie ihre VorrednerInnen kritisiert hätten. So werde Bildung in Österreich nach wie vor vererbt; Ressourchen für Schulen müssten so verteilt werden, damit diese dort ankämen, wo sie hingehören. Sie forderte einen „Chancenindex“, mehr Mittel für Deutschförderung und Schulsozialarbeit, wie von ExpertInnen empfohlen. Hier erfülle Wien seinen Part – allerdings hätte der Bund die Mittel zuletzt gekürzt. (Forts.) ato

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