65. Wiener Gemeinderat (2) | PID Presse

Mitteilung des Wiener Gesundheitsstadtrats zum Thema „Corona-Virus“

Wien (OTS/RK) StR Peter Hacker (SPÖ) trat für eine gut dreiviertelstündige Rede ans Pult, die er angesichts der neuen Lungenkrankheit „für wichtig, richtig und notwendig“ erachtete – er wolle hier und heute über „die Einschätzung der Situation und aktuelle Maßnahmen der Stadt Wien berichten“.

Zuerst erklärte Hacker die medizinische Herleitung des neuen Virenstamms „Covid 19“, der als „Corona-Virus“ bezeichnet wird. „Jeder Mensch trägt Viren in sich“, sagte Hacker, und „wir alle kennen die Influenza“. Die große Familie der Corona-Viren sei weltweit seit Jahren bekannt, unter anderem gehörten „MERS“ und „SARS“ zum Corona-Stamm. Auch beim neuen Corona-Virus komme es bei Infektion zunächst zu Fieber, Husten, Halsschmerzen und Atembeschwerden.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO aktualisiere ihre Berichte laufend, und zum Stand seiner Rede, so Hacker, berichte die WHO folgendes: Weltweit gebe es – Stand 26. Februar 2020 – 82.294 bestätigte Fälle, davon mehr als 78.000 nur in China. Stand heute, Freitag, sei das Virus (exklusive China) in weiteren 46 Ländern nachgewiesen worden.

Hacker („ich werde die politische Situation in China nicht kommentieren“) lobte jedenfalls die chinesischen Behörden für ihre „unglaubliche Geschwindigkeit“, der gesamten Welt medizinisches Material und Erkenntnisse zu übermitteln – in weniger als drei Wochen seit Ausbruch des Virus in China sei es „in den wichtigsten Labors der Welt“, darunter das Wiener AKH, „möglich, mittels Tests das Virus nachweisen zu können“.

Entsprechend zur Verfügung gestellte Studien (mit einem Sample von über 40.000) zeigten: Das neue Corona-Virus sei deutlich weniger letal (im Sinne der Sterblichkeitsrate) als z.B. SARS, aber gefährlicher als die „Grippe“ (Influenza). Der Krankheitsverlauf des neuen Corona-Virus werde in vier Stufen geteilt: mild, moderat, schwer und lebensbedrohlich. Nur die wenigsten Betroffenen seien klinische Notfälle, in mehr als 80 Prozent der Fälle verlaufe die Krankheit mild. Betroffen seien vor allem ältere Männer, was der Influenza ähnle.

Gesundheitsstadtrat Hacker ging danach auf die organisatorische Situation in Österreich ein. „Grundsätzlich“ sei die Zuständigkeit aller beteiligten Behörden durch das Bundes-Epidemiegesetz geregelt. Den „Bezirksverwaltungsbehörden“ (und somit der Stadt Wien) kämen demnach die „Erhebungen und Vorkehrungen zur Verhütung und Bekämpfung anzeigepflichtiger Krankheiten“ zu. Das Innenministerium habe – per Verordnung mit 26. Jänner 2020 – das neue Corona-Virus in ebenjene Liste aufgenommen.

Deshalb, so Hacker, habe bereits am Folgetag, dem 27. Jänner, die Magistratsdirektion der Stadt Wien alle betroffenen Stellen zur Koordination einberufen: etwa die Landessanitätsdirektion, die Berufsrettung, den Krankenanstaltenverbund (KAV), den Pressedienst der Stadt und den Fonds Soziales Wien (FSW). Im Zuge dessen wurde das Corona-Virus in den „Pandemieplan der Stadt Wien“ aufgenommen und vorgesehene Einsatzpläne adaptiert.

Hacker betonte, dass solche Pläne „nie statisch“ sein könnten: Sie sind keine „Bedienungsanleitung“ und keine „Handlungsanleitung für jedes Detail“. Vielmehr gehe es darum, strategische Entscheidungen außerhalb des Normalbetriebs zu treffen: „Wer trifft welche Entscheidung, und welche Stelle darf und muss Verantwortung übernehmen.“ Das grundsätzliche Ziel des Plans stehe jedenfalls außer Zweifel: Der Schutz der betroffenen Erkrankten und der Schutz der gesamten Wiener Bevölkerung.

Der Wiener Plan folge dabei „strikt der Logik der WHO“, sagte Hacker. Demnach befinde sich Wien derzeit in der sogenannten „Alarm-Phase“: Das bedeutet eine kleine Anzahl von Erkrankten mit dem Ziel, „kleine Inseln“ der Ausbreitung zu verhindern und zu bekämpfen.

Hacker erinnerte an die ersten beiden Februar-Wochenenden, als auf Initiative des Außenministeriums österreichische StaatsbürgerInnen und deren Angehörige aus China „zurückgeholt“ wurden. In Absprache mit dem Bund habe Wien damals eine „entscheidende Rolle“ übernommen. Die medizinische Abklärung und Quarantäne, direkt ab dem Flughafen Schwechat, übernahm das Bundesland Wien – obwohl von insgesamt 13 Personen nur eine aus Wien war. „Das ist Zeichen der engen und guten Zusammenarbeit mit dem Bund in dieser Situation“, so Hacker.

Seit dem 4. Februar tage zudem der „medizinische Landeskrisenstab“ unter der Leitung der Wiener Landessanitätsdirektion, zusätzlich zum Krisenstab der Magistratsdirektion. Besonders wichtig war Hacker: „Dieser Stab muss nicht neu gegründet werden. Er besteht und existiert immer. Die Frage ist nur: Ist er einberufen, ja oder nein?“. Der „echte“ Krisenstab tage demnach derzeit nicht, so Hacker, denn „wir sind nicht im Krisenmodus“.

Die Stadt Wien sei routinemäßig vorbereitet, und strebe eine „transparente Information“ an. Das zeige sich an laufenden Pressekonferenzen und der Bereitstellung von Frage-Antwort-Leitfäden etwa auf der Webseite der Stadt Wien. Begleitend würden städtische MitarbeiterInnen in den „besonders sensiblen Bereichen“ informiert – das betreffe vorrangig Spitäler, aber auch Schulen und Kindergärten.

„Besonders stolz“ zeigte sich Hacker auf die 24-Stunden-Gesundheitshotline 1450. Sie habe sich zum „zentralen Kommunikationselement“ und zur Informationsstelle für die Bevölkerung entwickelt. Das 1450-Hotline-Personal werde laufend geschult und aktuelle Entwicklungen zum Corona-Virus in die Betreuung der Anrufenden eingearbeitet.

Neben der Information der Öffentlichkeit, sagte Hacker, seien bereits „in den ersten Tagen“ entsprechende „Standard Operating Procedures“ im KAV in Gang gesetzt worden. Diese setzen klare Rahmen, wie das Spitalspersonal „bei Verdachtsfällen strukturiert vorgeht“ und sich proaktiv vorbereite. Dazu gehöre etwa eine verpflichtende Reise-Anamnese („In welche Länder sind Sie gereist, wo waren Sie?“) bei Atemwegserkrankungen sowie das Austeilen von Mundschützen.

Hacker erinnerte daran, dass sich Wien gemäß WHO-Leitfaden in der sogenannten „Alarm-Phase“, also dem Auftreten einzelner, weniger Erkrankungen befinde. Die Stadt sei darüber hinaus vorbereitet und treffe auch Planungs-Maßnahmen für den „Worst Case“: Mit den Betten des KAV und den öffentlich zugänglichen Wiener Privatspitälern stünden gegebenenfalls 700 Spitalsbetten zur Behandlung der klinischen Corona-Virus-Notfälle zur Verfügung. Hacker meinte dazu: „Wir gehen nicht davon aus, dass wir sie benötigen. Aber wir sind vorbereitet.“

Um die Spitäler und Ambulanzen zu entlasten, habe die Stadt Wien gemeinsam mit der Ärztekammer „ein neues Service, einen neuen Sonderdienst“ ins Leben gerufen: Der Ärztefunkdienst werde aufgestockt, und soll die Betroffenen bei Corona-Virus-Verdachtsfällen künftig zu Hause, in den eigenen vier Wänden, abtesten. Diese Maßnahme beweise, so Hacker, dass sich die „strategische Planung der Stadt laufend an Situationen und Gegebenheiten“ anpasse.

Aktuell, zum Stand Freitagvormittag, seien 28 Wienerinnen und Wiener in der Vierten Medizinischen Abteilung im Kaiser-Franz-Josef-Spital (KFJ) untergebracht. Die Abteilung ist auf Infektionskrankheiten spezialisiert. Drei der PatientInnen sind positiv auf das Virus getestet worden; zwei seien in „nicht kritischem Zustand“, der dritte Intensivpatient werde künstlich beatmet.

Zur Situation in der Rudolfstiftung, von wo ein Patient mit der Virus-Erkrankung ins KFJ gebracht wurde, meinte Hacker: Sicherheitshalber waren dort drei Stationen gesperrt worden, wobei zwei von drei Abteilungen mittlerweile wieder in Betrieb genommen wurden. Die Intensivstation an der Rudolfstiftung sei unter besonderen Schutzvorschriften im Teilbetrieb. 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rudolfstiftung, die mit dem Patienten in Kontakt waren, seien unter geschützten Bedingungen in Heimquarantäne gebracht worden.

Abschließend meinte Hacker: „Diese Situation verträgt keine Parteipolitik.“ Das Auftreten des neuen Corona-Virus erfordere einen „Schulterschluss“ sowie „höchsten Respekt“ vor den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gesundheitsbereich und in den Einsatzstäben – „ihnen gebührt größte Hochachtung“, sie kämen auch nachts und an Wochenenden „mit Selbstverständlichkeit ihren Aufgaben nach, als wäre es Mittwochvormittag“. (Forts.) esl

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