Afghanistan ist nicht sicher! | Diakonie Österreich, 08.05.2018

Kampagnenstart für Unterstützer-Initiative #SicherSein

Um den Risiken von Rückkehrern gerecht zu werden, muss man sowohl die vielen alltäglichen, landesweiten Bedrohungen durch die Kriegsparteien und die humanitäre Katastrophe im Land ernst nehmen, als auch die tödlichen Gefahren, denen speziell Abgeschobene und ihre Familien ausgesetzt sind.

Friederike Stahlmann, internationale Afghanistan Expertin und Forscherin am deutschen Max Planck Institut für ethnologische Forschung

Wien (OTS) Für Afghanistan gibt es seit langem eine offizielle Reisewarnung des österreichischen Außenministeriums. Wörtlich klingt sie so: „Im ganzen Land besteht das Risiko von gewalttätigen Auseinandersetzungen, Raketeneinschlägen, Minen, Terroranschlägen und kriminellen Übergriffen einschließlich Entführungen, Vergewaltigungen und bewaffneter Raubüberfälle. Den in Afghanistan lebenden Auslandsösterreichern sowie Österreichern, die sich aus anderen Gründen in Afghanistan aufhalten, wird dringend angeraten das Land zu verlassen.“ 

Trotzdem vermehrt Abschiebungen aus Österreich – auch aktuell heute!

Trotzdem zählt Österreich zu jenen Ländern Europas, die die katastrophale Sicherheitslage in Afghanistan oft ignorieren und regelmäßig negative Asylbescheide für Asylsuchende aus Afghanistan erlassen und Abschiebungen durchführen.

Michael Chalupka, Direktor der Diakonie, betont bei der heutigen Start-Pressekonferenz zur Initiative #SicherSein: „Wir verfolgen die schrecklichen Meldungen aus Afghanistan täglich und können kaum glauben, dass Österreich zunehmend schutzsuchende Menschen in ein Land zurückschickt, wo gerade vorgestern Sonntag erst wieder zahlreiche ZivilistInnen umgekommen sind“.

Chalupka nahm außerdem auf die hohe Fehlerquote bei den Asylbescheiden aus der ersten Instanz im Asylverfahren Bezug, die bei den Betroffenen große Angst hervorrufen.

Friederike Stahlmann, ausgewiesene internationale Afghanistan Expertin und Forscherin am deutschen Max Planck Institut für ethnologische Forschung, fasst die Situation von Menschen, die nach Afghanistan abgeschoben werden, so zusammen:

Um den Risiken von Rückkehrern gerecht zu werden, muss man sowohl die vielen alltäglichen, landesweiten Bedrohungen durch die Kriegsparteien und die humanitäre Katastrophe im Land ernst nehmen, als auch die tödlichen Gefahren, denen speziell Abgeschobene und ihre Familien ausgesetzt sind.

„Erfahrungsgemäß bleiben Betroffenen zwei Optionen: entweder zu versuchen, das Land so schnell wie möglich wieder zu verlassen, oder sich doch noch den Taliban oder kriminellen Netzwerken anzuschließen. Wir können froh sein, dass die meisten sich für die erste Option entscheiden. Aber so werden aus Abgeschobenen sofort wieder Flüchtlinge, die in Lebensgefahr sind.“

UnterstützerInnen in Österreich teilen die Angst und kritisieren den Umgang mit Flüchtlingen aus Afghanistan in Österreich

Gleichzeitig gibt es in Österreich eine breite UnterstützerInnenschaft, für jene oft jungen Männer aus Afghanistan, die zumeist alles tun, um in Österreich gut anzukommen, die Sprache zu lernen um sich so schnell wie möglich selbst erhalten zu können.

Die in letzter Zeit häufiger gewordenen Abschiebungen in das Krisenland erschüttern viele Menschen in Österreich. Besonders dort, wo Menschen aus Afghanistan ArbeitgeberInnen gefunden haben, die sie brauchen und auf ihr Engagement zählen, sind die Aufschreie laut und das Unverständnis enorm.

Initiative #SicherSein

Die Initiative #SicherSein hat zum Ziel, das Thema Sicherheit in einem der sichersten Länder der Welt bewusst aufzugreifen, und ins Reale zurück zu verkehren. Es geht den UnterstützerInnen von #SicherSein um die Sicherheit FÜR Flüchtlinge, im Gegensatz zu jener „Sicherheit“ bzw. behaupteten Unsicherheit vor einer unbestimmten Bedrohung durch jene „anderen“.

„Flüchtlinge gerade aus Afghanistan fühlen sich ständig bedroht und leben in Todesangst. Auch hier in Österreich setzt sich diese Angst für viele fort, zumindest während der langen Asylverfahren. – Wir als Patenfamilien leben mit ihnen in dieser Angst und wünschen uns Sicherheit für sie und auch für uns als ihre Familien in Österreich“, betont stellvertretend Erika Kudweis, Patin eines jungen Afghanen und Obfrau des Vereins „PatInnen für alle“.

Und ein Freiwilliger, der seit Jahren ehrenamtlich und unentgeltlich Deutschunterricht gibt, schreibt uns: „Genau heute, am Tag (Sonntag 6.5.) eines weiteren verheerenden Anschlags in Kabul, wurde einer meiner eifrigsten Deutschschüler von der Fremdenpolizei abgeholt, um (heute) Dienstag abgeschoben zu werden. .. Es ist Wahnsinn, unbescholtene junge Leute in diese Hölle zurückzuschicken, die einen absolut positiven Beitrag für unsere Gesellschaft leisten könnten. Ihre Initiative spricht mir aus dem Herzen“.

Anliegen der Initiative #SicherSein

Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich präsentierte die Anliegen der #SicherSein–Kampagne mit den Worten:

„Österreich darf nicht länger die traurige Vorreiterrolle für Abschiebungen nach Afghanistan einnehmen. Mit #SicherSein zeigen wir auf, was Einzelne tun können und wie wir dabei unterstützen. Denn wir sind uns sicher: Es gibt eine Alternative zu Abschiebungen. Und dafür braucht es Zivilcourage und Mut zum Handeln“.

Die Initiative wird auch schon jetzt von prominenten UnterstützerInnen getragen.

Auf der Website www.sichersein.at finden UnterstützerInnen und Interessierte die Möglichkeiten für Vernetzung mit anderen Betroffenen.

Außerdem beantworten wir häufig gestellte Fragen, bieten Hintergrundinfos sowie Materialien zum Bestellen und Downloaden an. „Weiters gibt es Aktionsideen, die jede und jeder einfach tun kann, und bei denen wir Unterstützer gerne begleiten und vernetzen. – Jedes Engagement macht einen Unterschied!“, so die InitiatorInnen.

Wer steht hinter #SicherSein ?

Die Initiative #sichersein wird getragen von asylkoordination österreich, Alpine Peace Crossing, Diakonie, Don Bosco Flüchtlingshilfswerk, Integrationshaus und SOS Mitmensch und Volkshilfe. Unterstützende Organisationen sind Amnesty International, Rotes Kreuz, Samariterbund, SOS Kinderdorf und VIDC.

Rückfragen & Kontakt:

Diakonie Österreich
Roberta Rastl
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
+43(0)664 314 93 95
roberta.rastl@diakonie.at
Web: www.diakonie.at

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