Auftakt des ORF-Schwerpunkts „1938 – Der ‚Anschluss‘“: „Trauma, Träume und Tragödien – Ein Friedensvertrag und seine Folgen“

Am 8. März um 21.05 Uhr in ORF 2, danach: Ágnes Heller und Arik Brauer zu Gast in „Stöckl.“

Wien (OTS) - „Schandvertrag“, „Siegerdiktat“, „Knebelpapier“ – das waren die Prädikate für den Friedensvertrag von Saint-Germain nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg. Zum Auftakt des ORF-Zeitgeschichte-Programmschwerpunkts „1938 – Der ‚Anschluss‘“ (Details unter http://presse.ORF.at) geht Andreas Novak in seiner „Menschen & Mächte“-Dokumentation „Trauma, Träume und Tragödien“ am Donnerstag, dem 8. März 2018, um 21.05 Uhr in ORF 2 der Frage nach, welche Auswirkungen und Folgen dieser Vertrag auf die politische Entwicklung der Ersten Republik hatte.
Im ORF-Nighttalk „Stöckl.“ erzählen am 8. März um 23.00 Uhr in ORF 2 u. a. die 88-jährige ungarische Philosophin Ágnes Heller und der 89-jährige vielseitige Künstler Arik Brauer bei Barbara Stöckl, wie sie den Holocaust er- bzw. überlebten.

Menschen & Mächte: „Trauma, Träume und Tragödien – Ein Friedensvertrag und seine Folgen“

Im Schloss Saint-Germain-en-Laye bei Paris legten die Siegermächte 1919 die staatspolitische und geografische Neuordnung Österreichs fest. Die Kriegsverlierer – das nicht mehr existente ehemalige wilhelminische Kaiserreich und die ebenfalls zusammengebrochene Donaumonarchie, repräsentiert durch eine Delegation unter Führung von Staatskanzler Karl Renner – waren zu Statisten degradiert. Die Westmächte diktierten die geografische Neuordnung. „Deutsch-Österreich“ wird kleingeschrumpft, vom Vielvölkerstaat mit rund 55 Millionen Einwohnern zur Republik mit lediglich 6,5 Millionen Einwohnern. „Der Rest ist Österreich“, meinte der französische Chef-Verhandler und Ministerpräsident Georges Clemenceau.

Als Tiefschlag empfanden Volk und Regierung das in Saint-Germain verordnete „Anschlussverbot“ an die Weimarer Republik. Die Folge:
kollektive Empörung im Land. Dazu kam ganz im Sinne der versuchten Demilitarisierung Deutschlands und Österreichs die Reduktion des österreichischen Heeres auf maximal 30.000 Berufssoldaten, einhergehend mit dem Verbot der allgemeinen Wehrpflicht. Nicht nur von Offizieren und Berufssoldaten – geübt im Marschieren, Befehlen und Gehorchen – war nun mentale Abrüstung gefordert, der Abschied vom Großraumdenken, die Integration in eine Friedens- und Zivilgesellschaft. Das jedoch sollte scheitern, denn recht bald fanden viele nach 1918 arbeitslos gewordene Soldaten in den neu gegründeten paramilitärischen Verbänden wieder Verwendung.

Durch die Abkoppelung der Nachfolgestaaten der Monarchie gehen wichtige Industrie- und Handelsgebiete ebenso verloren wie Absatzmärkte. Die neuen Länder verhängen zudem hohe Schutzzölle über die österreichische Warenkonkurrenz. Die von England und Frankreich gewährten Kredite sind mit der Bekräftigung des Anschlussverbots verbunden. Gleichzeitig kommt es zur direkten Einflussnahme auf die Wirtschafts- und Budgetpolitik, da die Schuldner den Weg des Sanierungskurses bestimmen: höhere Steuern, eiserner Sparkurs und Preiserhöhungen. Das wiederum bremst den öffentlichen Konsum, führt zu Entlassungen und letztlich zur Massenverarmung breiter Bevölkerungsschichten. All das sollte in den folgenden Jahren fatale politische, soziale und wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen.

Und so entwickelt sich die Erste Republik zunehmend zu einer mit immer weniger Republikanern. Neben Österreich verwandelt sich auch eine Reihe anderer aus den Verträgen von Saint-Germain hervorgegangener Länder nach kurzen demokratischen Intermezzi zu autoritären Staaten. Aus der Weimarer Republik etwa wird das Dritte Reich, geführt von einem ehemaligen Gefreiten des Ersten Weltkriegs, der mit der „Schandvertragsrhetorik von 1918 und der in den Schmutz getretenen Ehre des deutschen Volkes“ zu dessen „Führer“ aufsteigt.

Eines ist jedoch Faktum, auch wenn diese Zeit zwischen den beiden Weltkriegen lediglich einer Art Waffenruhe gleichkam: Den Friedensverträgen von Saint-Germain kann nicht die ganze Malaise in die Schuhe geschoben werden. Vieles ist politisch „hausgemacht“ gewesen, denn nirgendwo wurde etwa verordnet, demokratische Strukturen, Parlamentarismus und Parteien auszuschalten.

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