Biografie über Baldur von Schirach im Parlament präsentiert

Bures: Auseinandersetzung mit Zeitgeschichte – ein permanenter Prozess

Wien (PK) Auf Einladung der Zweiten Präsidentin des Nationalrats Doris Bures wurde heute im Parlament das neue Buch von Oliver Rathkolb „Schirach – eine Generation zwischen Goethe und Hitler“ präsentiert. „Er indoktrinierte eine ganze Generation und führte eine Herrschaft der Angst, aus der nur wenige auszubrechen wagten“, sagte Parlamentsvizedirektorin Susanne Janistyn-Novák in ihrer Eröffnungsansprache. Sie vertrat Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures, die zu Beginn der Veranstaltung wegen ihrer Aufgabe im Ibiza-Untersuchungsausschuss verhindert war. Bures hob in ihrer Abschlussrede hervor, wie wichtig die Präsentation des Buches im Parlament gewesen sei und „dass die Auseinandersetzung mit Zeitgeschichte ein permanenter Prozess ist, den es fortzusetzen gilt“.

Die Biografie von Historiker Oliver Rathkolb zeigt neue Aspekte des Lebens und des Einflusses von Baldur von Schirach auf. Von Schirach wurde als angehender Student der Germanistik und Kunstgeschichte von den Nazis angeworben. 1930 wurde er „Reichsjugendführer“ und schwor die „Hitlerjugend“ auf die „braune Revolution“ ein. Als „Gauleiter“ von Wien ließ er die jüdische Bevölkerung in die Todeslager deportieren. Von Schirach gehörte nach 1945 beim Kriegsverbrechertribunal gemeinsam mit Albert von Speer zu den Angeklagten, die sich vehement von Hitler distanzierten. Ebenso distanzierte er sich von den Judendeportationen. Baldur von Schirach wurde beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozess nicht zum Tode verurteilt und 20 Jahre nach Kriegsende aus der Haft entlassen.

Projektleiter des Verlags, Johannes Sachslehner, hob hervor, dass es sich bei der vorliegenden Biografie 75 Jahre nach Kriegsende um das erste Buch über von Schirach handle. Er bezeichnete es als „Meilenstein in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus“. Im Gespräch mit Historiker und Journalist Philipp Blom sprach der Autor und Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte an der Universität Wien Oliver Rathkolb über die Persönlichkeit Baldur von Schirachs und die Auswirkungen seines Handelns.

Von Schirach und Wien

Von Schirachs Aufgabe in Wien war es, die Wiener Nazis enger an das „Reich“ zu binden. Dafür bekam er ein stattliches Kulturbudget. So gab es ein beachtliches Kulturleben bis 1944. Das Parlament – von den Nazis in „Gauhaus“ umbenannt – war der zentrale Ort von Schirachs Selbstdarstellung. In seiner Zeit als „Gauleiter“ wurden hier 270 Veranstaltungen abgehalten, etwa Verleihungen von Ehrenzeichen, Geburtstags- und Weihnachtsfeiern und vieles mehr. „Die überbordende Bedeutung der Hochkultur ist ein Erbe der NS-Zeit, das in der Zweiten Republik fortgeschrieben wurde“, sagte Oliver Rathkolb.

Rathkolb ist überzeugt, dass es wichtig ist, aus der deutschen Geschichte zu lernen. Er sieht „erschreckende Parallelen zwischen der Zerrüttung der Weimarer Republik und der aktuellen Demokratieverdrossenheit der Jugendlichen in vielen Staaten“. Diese sei in Österreich laut neuesten Studien coronabedingt etwas zurückgegangen. „Wenn das solidarische Band zerbricht, zerbricht nicht nur die EU, sondern auch in vielen Staaten die Demokratie“, warnte Rathkolb. (Schluss) ibe

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie auf der Website des Parlaments.

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