„Das Land, der Bischof und das Böse“: Neues „kreuz und quer“-Porträt über Bischof Memelauer und seinen Widerstand gegen das NS-Regime

Am 1. Dezember ab 22.35 Uhr in ORF 2; danach: „Der Rockerpriester“

Wien (OTS) „Vor unserem Herrgott gibt es kein unwertes Leben.“ Mit diesen deutlichen Worten nimmt Bischof Michael Memelauer bei seiner Silvesterpredigt 1941 im St. Pöltner Dom gegen das „Euthanasie“-Programm der Nationalsozialisten, gegen die Tötung von Menschen mit physischer oder psychischer Behinderung, Stellung. Die Kirche protestiere scharf und werde „niemals schweigen zur Beseitigung unwerten und unproduktiven Lebens und werde es immer als das bezeichnen, als was es bei allen Kulturvölkern angesehen wird“. Warum der Bischof nach dieser Predigt nicht von der Gestapo verhaftet wird, ist bis heute ein Rätsel. Über viele Jahrzehnte war diese einzige Predigt, die in der damaligen „Ostmark“ die Euthanasie anprangerte, vergessen. Anita Lackenberger zeigt in ihrem „kreuz und quer“-Film „Das Land, der Bischof und das Böse“ am Dienstag, dem 1. Dezember 2020, um 22.35 Uhr in ORF 2, wie Memelauer in der dunklen Zeit des Nationalsozialismus bemerkenswert deutlich gegen das Regime agierte. Um 23.15 Uhr folgt mit „Der Rockerpriester“ ein Film von Mijou Kovacs und Marcus Marschalek über einen katholischen Priester, der sich als eine Art „Altrocker“ in Frankreich um Jugendliche kümmert.

„Das Land, der Bischof und das Böse“ – Ein Film von Anita Lackenberger

Bischof Memelauer stammt aus dem niederösterreichischen Mostviertel. Von 1927 bis 1961 leitete er die Diözese St. Pölten und stand der NS-Diktatur von Anfang an misstrauisch gegenüber. Bereits 1938 vor der Volksabstimmung, mit der nachträglich der „Anschluss“ Österreichs an Hitlerdeutschland legitimiert werden sollte, verfügte Memelauer, beim Abdruck der „Ja“-Empfehlung der Bischofskonferenz im St. Pöltner Diözesanblatt die Einleitungsworte „aus innerster Überzeugung und mit freiem Willen“ wegzulassen. Auf Druck der Nationalsozialisten musste der Text später noch einmal abgedruckt werden. Angestoßen war der Bischofsprotest gegen die NS-Euthanasie auch durch ein Dekret der Päpstlichen Kongregation für die Glaubenslehre vom Dezember 1940: Es verpflichtete die Bischöfe, die Katholiken über das Verbot zu informieren, an der „Euthanasie“ mitzuwirken. Als Reaktion darauf nahmen auch einige deutsche Bischöfe öffentlich Stellung, u. a. der Bischof von Münster, August von Galen, im August 1941, nach dessen Predigten das NS-Regime ihre zentral gelenkte Massenmordaktion abbrach, auf dezentraler Ebene jedoch fortsetzte.

Gedreht wurde die Dokumentation an vielen Schauplätzen der Diözese St. Pölten, u. a. in Pfarrhöfen, Klöstern und im Dombezirk. Im Dom selbst konnte im Frühjahr – noch kurz vor dem ersten COVID-Lockdown – die Silvesterpredigt 1941 mit 250 Statistinnen und Statisten nachgestellt werden. Für die Hauptrolle, Bischof Memelauer, konnte Schauspieler Johannes Seilern gewonnen werden. Die Ausstattung stammt aus dem reichen Domschatz St. Pöltens. Dazu gibt es noch zahlreiche Erinnerungsstücke, wie das von Michael Memelauer vererbte Bischofszimmer, das seine Verwandtschaft noch immer in Ehren hält. Fotos und Briefe, Erinnerungen an Bischof Memelauer und sein Leben als Seelsorger ermöglichen zugleich einen detailreichen Blick auf das Leben der Menschen über fast 90 Jahre in Österreich – mit all ihren Sorgen und Nöten.

„Der Rockerpriester“ – Ein Film von Mijou Kovacs und Marcus Marschalek

Dicke Silberringe, selbst gedrehte Zigaretten und Lederjacke: Die Überraschung ist immer wieder groß, wenn sich der „Altrocker“ Guy Gilbert als katholischer Priester zu erkennen gibt. Ein Moment, den er sichtlich genießt und dem er meist auch ein paar derbe Ausdrücke nachschiebt. Dabei spielt Guy Gilbert, der in seiner Heimat Frankreich weithin bekannt ist, mit seinem Image als wilder Rocker. Das nämlich hilft ihm bei seiner selbstgewählten Lebensaufgabe: Seit fünf Jahrzehnten versucht er mit Erfolg, Jugendliche und junge Erwachsene von der „schiefen Bahn“ zu holen und zurück in ein Leben mit Zukunft zu führen. Heuer wurde Guy Gilbert 85.

Zu einem der Silberringe an seiner Hand sagt GuyGilbert selbst: „Ich fand einen Jungen um zwei Uhr früh auf der Straße. Ich habe ihm geholfen, seine Mutter wiederzufinden, die Prostituierte war – er hat mir später diesen Ring gegeben, in Notre-Dame in Paris, vor genau 50 Jahren. Der Bub sagte mir: ,Trage ihn bis an dein Lebensende!‘. Dieser Ring symbolisiert für mich heute alle Jugendlichen, denen ich bisher geholfen habe.“ Eines seiner Projekte: ein Bauernhof in der Haute Provence, wo er mit einem Team aus Sozialarbeitern und Pädagogen junge Menschen aus Paris betreut. Mit Hilfe der Zootherapie sollen die straffälligen Jugendlichen dort wieder in ein „normales“ Leben zurückfinden. Der Bauernhof Faucon ist in den Sommermonaten auch zu einem spirituellen Zentrum geworden. Aus ganz Frankreich kommen Menschen, um den katholischen Priester Guy Gilbert hier zu sehen. Für viele von ihnen ist er zum wichtigen Ratgeber und Helfer in schwierigen Lebenssituationen geworden. Täglich wird Gottesdienst gefeiert. Als Altar wählt Guy Gilbert einen simplen Stein und auch sonst ist in seiner Liturgie einiges anders als in einem „normalen“ katholischen Gottesdienst. Für „kreuz und quer“ haben Mijou Kovacs und Marcus Marschalek den „etwas anderen“ katholischen Priester in den Alpes-de-Haute-Provence und in Paris mehrere Tage lang mit der Kamera begleitet.

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