„Die 60er Jahre“: Teil 2 der „Menschen & Mächte“-Serie „Jahrzehnte in Rot-Weiß-Rot“ am 25. Mai um 20.15 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) Mit der sechsteiligen „Menschen & Mächte“-Serie „Jahrzehnte in Rot-Weiß-Rot“ zeigt der ORF seit 18. Mai 2020 jeweils Montag um 20.15 Uhr in ORF 2 eine von Andreas Novak konzipierte Zeitgeschichte-Serie über Österreichs Alltags-, Politik- und Gesellschaftsgeschichte zwischen 1950 und den 2000er Jahren. Am 25. Mai steht Robert Gokls Dokumentation über „Die 60er Jahre“ auf dem Programm:

„Wir haben gespürt, dass die Zeit sich verändert, dass wir nicht immer auf dem Gestrigen stehenbleiben können!“ Udo Jürgens erinnert sich an ein Jahrzehnt des Übergangs, des Umbruchs, der Revolte, in dem vieles erstmals denkbar, erstmals möglich, erstmals erkämpft wird. Jung steht gegen alt, modern gegen spießig, liberal gegen autoritär. Es ist vor allem ein Konflikt der Generationen und er zieht sich durch Familie und Gesellschaft. Die ersten nach dem Krieg geborenen Kinder kommen in die Pubertät, die erste Generation, die frei ist von den psychischen und physischen Folgen von Krieg, Diktatur und Wirtschaftskrise – und viele distanzieren sich von den moralischen und politischen Vorstellungen ihrer Eltern und Großeltern.

1961 konfrontiert Helmut Qualtinger das Fernsehpublikum im „Herrn Karl“ mit dem Geschichtsbild eines typischen Österreichers. Wütende Proteste sind die Folge, aber die Realität übertrifft in den nächsten Jahren die Fiktion: An der „Habsburg-Affäre“ droht die ÖVP-SPÖ-Regierung zu zerbrechen; in Südtirol kommt es zu einer Serie von Terroranschlägen; in der „Fußach-Affäre“ brechen die Spannungen zwischen „Wasserkopf“ Wien und Bundesländern auf. Bei Demonstrationen gegen den offen antisemitischen Universitätsprofessor Taras Borodajkewycz wird ein KZ-Überlebender von einem Neonazi erschlagen – der erste politische Tote der Zweiten Republik. Der spätere Finanzminister Ferdinand Lacina: „Ich war unmittelbar dabei, als Kirchweger niedergeschlagen wurde. Es war ein fürchterliches Erlebnis!“

Mit Wiederaufbau und Staatsvertrag hat die große Koalition zwei elementare politische Ziele erreicht. In den 60er Jahren aber steht das schwarz-rote Bündnis eher für Stillstand und Proporz als für Reformwillen; nach wie vor bestehen gravierende Defizite in der demokratischen Kultur. Altbundespräsident Heinz Fischer, in den 60er Jahren junger Verfassungsrechtler: „Die Demokratie muss jeden Tag neu erarbeitet werden. Daher hat man in den 60er Jahren begonnen, an Schwächen unseres Parlamentarismus zu arbeiten.“ 1966 bildet die ÖVP unter Josef Klaus die erste Alleinregierung der Zweiten Republik. Heinrich Neisser, Mitarbeiter von Josef Klaus, und ÖVP-Doyen Ludwig Steiner, damals erklärter Gegner von Josef Klaus, erinnern sich an diese Jahre.

Die Sozialpartnerschaft sorgt für sozialen Frieden ohne Streiks; langsam bildet sich eine moderne, amerikanisch geprägte Konsumgesellschaft heraus: mit Automobil, Fernseher, Waschmaschine für alle. Mit den Olympischen Winterspielen 1964 in Innsbruck und den sportlichen Erfolgen wächst auch ein österreichisches Nationalbewusstsein. Familie und Schule aber sind immer noch geprägt von den autoritären Strukturen der Vergangenheit. Chris Lohner, damals am Anfang ihrer Model-Karriere: „Ich habe mit 20 noch mal eine abgefangen von meinem Vater, weil ich um zwei Uhr Früh heimgekommen bin!“ Aber die Stars einer internationalen Jugendkultur leben auch den Jugendlichen zwischen Bodensee und Neusiedler See die Rebellion gegen das Establishment vor. Beatrix Neundlinger, später Sängerin der Schmetterlinge, erinnert sich an die Stimmung der 68er-Jugendlichen:
„Warum bin ich so konservativ erzogen? Wo zieht es mich eigentlich hin? Es war auch der Beginn, sozialkritisch zu denken!“

Ende der 60er Jahre kommen die ersten Absolventen der Nachkriegsgeneration von den Universitäten, 1968, im Jahr internationaler Proteste, bleibt es in Österreich zwar relativ ruhig – Heinrich Neisser: „Ich habe das Jahr 1968 auf die österreichische Art und Weise erlebt, nicht als Sturm, sondern als Lüftchen!“ Aber die 68er-Bewegung vertieft die Kluft zwischen den Generationen. Wie kann es sein, dass die Kinder sich so sehr von den Idealen der Eltern distanzieren? Weihbischof Helmut Krätzl: „Rückblickend hätte es eine Auseinandersetzung mit den 68ern geben müssen, mit der zum Teil berechtigten Kritik daran, dass Leben nicht nur Leistung und Krampf ist, sondern dass das Leben auch zu genießen ist.“

Es ist ein Jahrzehnt zwischen Vergangenheit, Rebellion und Aufbruch. Am Ende der 60er Jahre herrscht unter den Jugendlichen eine Aufbruchsstimmung, die im nächsten Jahrzehnt von einem Politiker aus ihrer Großvätergeneration umgesetzt werden wird. Die 1960er Jahre legten die Basis für die Kreisky-Reformen der 1970er Jahre. Chris Lohner: „Es wurde der Grundstein für viele Dinge gelegt, die heute selbstverständlich sind. Vieles, was auch die Jugend erreicht hat, für die Jugend heute!“

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