Eine Einladung ist keine Zweiladung

Berliner Unsitten bringen Gastgeber zur Verzweiflung / Artikel im Diplomatischen Magazin als Basis für TV-Sendung

Berlin (ots) Am Montag, dem 5. August 2019, um 18:15 Uhr strahlt der Hauptstadtsender „TV Berlin“ ein halbstündiges Interview mit dem Journalisten Ewald König aus, dem langjährigen Autor einer Kolumne im „Diplomatischen Magazin“. „Eine Einladung ist keine Zweiladung“ ist der Titel des Artikels, der bei Veranstaltern und Gastgebern von Empfängen und Sommerfesten in Berlin Furore machte, weil er den Nerv traf. TV-Berlin-Moderator Peter Brinkmann lud Ewald König in seine Sendung „Aus dem Bundestag“ ein und befragte ihn über die aufgespießten Berliner Unsitten.

Im Folgenden der Artikel mit dem Titel „Eine Einladung ist keine Zweiladung“ / Berliner Unsitten bringen Gastgeber zur Verzweiflung:

Eigentlich ist es ja ganz einfach: Wird man eingeladen, sagt man zu oder sagt ab. Sagt man zu, sollte man auch hingehen. Und umgekehrt: Ist man nicht eingeladen, sollte man auch nicht hingehen. So ist das in Paris, in London, in Wien und anderswo.

Nur in Berlin gilt das faktisch nicht. Die diversen Sommerfeste, die in diesen Wochen den Terminkalender von Very Important Persons und Not So Very Important Persons füllen, werden dafür wieder genügend Belege liefern.

Wer in Berlin Gastgeber eines großen Empfangs oder eines gesetzten Dinners ist, muss sich auf vieles gefasst machen. Er muss wissen, dass hier geschriebene und ungeschriebene Regeln gerne missachtet werden. „Das ist echt berlinspezifisch“, lassen verzweifelte Gastgeber wissen, „und wird immer schlimmer!“

Typisch für Berlin ist demnach:

1. Szenario: Man wird eingeladen, meldet sich an – und erscheint nicht. Gastgeber rechnen in Berlin mit einer No-Show-Quote, also dem Anteil der Nichterschienenen, von 25 Prozent, Tendenz deutlich steigend. Möchte man also ein Event für 500 Gäste veranstalten, lädt man mindestens 1.000 Personen ein. Davon wird die Hälfte verhindert sein und absagen. Aber statt der 500 kann der Gastgeber durchaus 700 Personen auf die Gästeliste setzen, da er sich darauf verlassen kann, dass 200, die ihr Erscheinen zugesagt haben, ohnehin nicht auftauchen.

Besonders peinlich ist das Nichterscheinen von Gästen bei gesetzten Essen. Bleiben an der Tafel Stühle frei, fällt das auf die Institution zurück, die der Gast repräsentiert. Und zu Recht vermisst der Gastgeber jegliche Wertschätzung. Chronische Nichtkommer sollten aber wissen, dass sich ihr Verhalten herumspricht, bei den Gastgebern in Botschaften, Landesvertretungen, Verbänden, aber auch bei den Managern der Locations.

2. Szenario: Man wird persönlich eingeladen, nimmt aber nach eigenem Gutdünken weitere Begleitpersonen mit. In der Masse wirkt sich das aus. Das Garderobepersonal ist überfordert, das Buffet rasch geplündert, der Getränkevorrat nicht mehr ausreichend gekühlt, und die Kellner kommen mit dem Abräumen des schmutzigen Geschirrs nicht nach. Manche Gastgeber gehen deshalb dazu über, in aller Deutlichkeit zu schreiben: Diese Einladung ist nur für Sie persönlich bestimmt, sie ist nicht übertragbar und nicht erweiterbar. Trotzdem verwechseln manche Gäste diese doppeldeutlichen Worte mit doppeldeutig.

Wer persönlich mit Gattin eingeladen ist, sollte nicht die Praktikantin mitbringen. Ist der Chef einer Institution eingeladen, heißt das nicht, dass ein halbes Dutzend seiner Mitarbeiter mit eingeladen ist oder sogar anstelle des Chefs erscheint.

3. Szenario: Man ist zwar nicht eingeladen, kommt aber trotzdem und bringt die Hostessen am Welcome Desk in Verlegenheit, indem man mit Visitenkarten fuchtelt oder behauptet, man sei doch vom Botschafter persönlich im letzten Moment eingeladen worden.

Delikate Fälle betreffen jene Gäste, die ihre Funktion gewechselt oder ihren Ruhestand angetreten haben. Eigentlich müsste man dem Gastgeber kundtun, dass man nicht mehr die Position innehat, deretwegen man auf der Gästeliste steht. Manchen fällt das schwer.

Nicht nur Catering und Security laufen aus dem Ruder, auch die Kosten. Darauf weist Jan Martenson vom Maritim Hotel hin, in dem viele Nationalfeiertagsempfänge stattfinden: Der Gastgeber muss wissen, dass ihm die Überzahl an Gästen, der höhere Getränkeverbrauch, aber auch das überschrittene Veranstaltungsende in Rechnung gestellt wird. Das ist übrigens die Policy jeder Location.

Wer Erklärungen für die Berliner Unsitte sucht, stößt auf das Überangebot von Veranstaltungen und Terminen, das die Auswahl, welche Einladung man annimmt, oft wirklich schwer fällt. Zudem ist Berlin stolz auf seine Liberalität und will niemanden zurückweisen. Und Berlin hat wesentliche größere Locations für Empfänge als andere Hauptstädte, in denen altehrwürdige Palais Platz für Empfänge mit höchstens 250 Personen bieten.

Ich vermute, mit diesen Zeilen manchen Gastgebern aus dem Herzen gesprochen zu haben. Und werde selbst versuchen, meine Zu- und Absagen diszipliniert einzuhalten.

Hinweise:

Link zum Artikel im Diplomatischen Magazin (Ausgabe vom Juni 2019): http://ots.de/A8mmFj

Sendung „Aus dem Bundestag“ von Dr. Peter Brinkmann in TV Berlin: Ausstrahlung am 5. August 2019 um 18:15 Uhr, danach auf YouTube.

Rückfragen & Kontakt:

Johanna Röhling
Berliner Korrespondentenbüro
Tel. +49 30 4000 4631
Mail: roehling@korrespondenten.com

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Quelle

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