Erste Evaluation: Brustkrebs-Früherkennungsprogramm steigerte Qualität der Untersuchungen

BMGF, GÖG und die BKFP-Koordinierungsstelle präsentieren Ergebnisse der ersten Evaluation des Brustkrebs-Früherkennungsprogramms

Wien (OTS) - Das 2014 gestartete Brustkrebsfrüherkennungsprogramm zeigt Wirkung. Durch eine Vielzahl an Maßnahmen konnte die Qualität der Untersuchungen laut einer Analyse der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) gesteigert werden. Und mehr als die Hälfte der teilnehmenden Frauen ging bereits kurz nach Erhalt des Einladungsbriefes der Sozialversicherung zur Untersuchung. Der internationale Vergleich zeigt, dass die Teilnahmerate damit im erwartbaren Bereich liegt. Aufholbedarf gibt es noch bei der Dokumentation von Abklärungsuntersuchungen (sog. „Assessment-Dokumentation"). ****

Der „Erste Evaluationsbericht zum Österreichischen Brustkrebs-Früherkennungsprogramm" wurde von der GÖG im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen (BMGF) erstellt. Das Österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm (BKFP) basiert auf einer gemeinsamen Initiative von Bund, Sozialversicherung, Ländern und Österreichischer Ärztekammer. Die wichtigsten Ergebnisse des Evaluationsberichts für die ersten beiden Programmjahre 2014 und 2015 wurden am Mittwoch präsentiert.

„Die Programmpartner tragen gegenüber den teilnehmenden Frauen eine große Verantwortung, das Früherkennungsprogramm stetig weiterzuentwickeln und zu verbessern. Der im internationalen Vergleich sehr frühe Zeitpunkt der ersten Evaluierung zeigt, dass unter allen Verantwortlichen großes Interesse besteht, das Programm auf Basis von gesicherten Erkenntnissen laufend zu verbessern", erklärt die geschäftsführende Sektionsleiterin für öffentliche Gesundheit und medizinische Angelegenheiten im BMGF, Dr.in Magdalena Arrouas.

Zwtl.: Untersuchungsqualität seit Beginn des Programms gestiegen

Gleich zu Beginn des Programms wurden bei 45 Prozent der geprüften Mammografie-Systeme Adjustierungen vorgenommen. Das lässt darauf schließen, dass sich die Untersuchungsqualität seit Beginn des Programms in Kombination mit den Vorgaben für die Aus- und Weiterbildung der an der Mammografie beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wesentlich verbessert hat.

83,76 Prozent aller Früherkennungsuntersuchungen in den Jahren 2014 und 2015 fanden in der Kernzielgruppe der 45- bis 69-jährigen Frauen statt. Der Einladungsbrief der Sozialversicherung zeigt offensichtlich Wirkung: 55 Prozent der durchgeführten Früherkennungsmammografien fanden in den ersten drei Monaten nach dem Versand statt. .

„Im Österreichischen Brustkrebs-Früherkennungsprogramm gibt es ein flächendeckendes und qualitätsgesichertes Angebot an Untersuchungseinheiten. Es gibt 190 Screening-Standorte in Österreich, 93 Prozent der Frauen in der Kernzielgruppe erreichen einen Screening-Standort im Umkreis von 20 km. Der Zugang zur Untersuchung ist durch die Freischaltung der e- card für Frauen der Kernzielgruppe niederschwellig. Mit dem Programm wurden in Österreich zudem hohe technische und personelle Qualitätsstandards bei der Brustkrebs Früherkennungsuntersuchung eingeführt", erklärt Eva Kernstock, MPH, Geschäftsbereichsleiterin der GÖG.

Zwtl.: Teilnahmerate soll gesteigert werden

Die Teilnahmerate der ersten beiden Programmjahre liegt bei 36,8 Prozent. „Die EU-Leitlinien fordern in voll implementierten Brustkrebs-Früherkennungsprogrammen eine Teilnahmerate von 70 Prozent. Verglichen mit den Teilnahmeraten der ersten Jahre von internationalen Programmen liegen wir in Österreich in einem akzeptablen Bereich. Die Teilnahmerate der ersten beiden Programmjahre ist dennoch nicht zufriedenstellend. Umso wichtiger ist es, die Aktivitäten zur Information und Aufklärung der Frauen weiter fortzusetzen und zu intensivieren, um eine Steigerung in den kommenden Jahren zu erzielen", so Kernstock. Zu berücksichtigen ist laut Kernstock außerdem, dass es zu Beginn des Programms noch keine klare Trennung zwischen der kurativen Untersuchung mit Überweisung und der Screening-Untersuchung mit automatisch freigeschalteter e-card gab.

Zwtl.: Aufholbedarf bei Dokumentation von Abklärungsuntersuchungen

Keinesfalls zufriedenstellend ist laut dem aktuellen Bericht die Dokumentation von Abklärungsuntersuchungen: Bei 74,6 Prozent der aus den Ergebnissen der Früherkennungsuntersuchungen erwartbaren Abklärungsuntersuchungen fehlt jede weiterführende Dokumentation. „Daher war es uns nicht möglich, maßgebliche Indikatoren zur Messung der Ergebnis- und Prozessqualität zu berechnen", so Kernstock. Darunter fallen unter anderem Aussagen über die Befundqualität, falsch-positive und falsch-negative Befunde oder über die Anzahl und Art der Karzinome. „Es muss allen verantwortlichen Partnern bewusst sein, dass es hier großen Aufholbedarf gibt. Diese Situation muss rasch in Richtung einer vollständigen Dokumentation von der ersten Screeninguntersuchung bis hin zu einer eventuellen Krebsdiagnose gelöst werden", so Kernstock.

An einer Verbesserung der Assessment-Dokumentation wird laufend gearbeitet. „Es wurde bereits eine Vielzahl an Maßnahmen gesetzt, um die Dokumentation zu verbessern", so Arrouas. So wurde erst vor kurzem in einem Round-Table mit den zuständigen Ländervertretern erneut auf die Dringlichkeit hingewiesen, dass sich die Dokumentation rasch verbessern müsse. .

Zwtl.: Kääb-Sanyal: „Enorme Leistung, ein strukturiertes Programm bei bestehender Versorgungsstruktur einzuführen"

Für den Review des „Ersten Evaluationsberichts" war ein Evaluationsboard, bestehend aus drei Fachexpertinnen und –experten im Bereich Brustkrebs-Screening, verantwortlich. Dr.in Vanessa Kääb-Sanyal, Leiterin der Geschäftsstelle Kooperationsgemeinschaft Mammografie in Deutschland und Teil dieses Boards betrachtet die Ergebnisse aus einem internationalen Blickwinkel: „Es ist eine enorme Leistung, ein strukturiertes Programm zur Brustkrebsfrüherkennung bei bereits bestehender Versorgungsstruktur einzuführen. Vor diesem Hintergrund sind Teilnahmeraten von 70 Prozent, wie sie aus etablierten Screening-Nationen bekannt sind, gerade in der Anfangszeit nicht zu erwarten", so Kääb-Sanyal. „Für Auswertungen zur Brustkrebsentdeckungsrate und Stadienverteilung ist das Programm noch zu jung. Auf Basis der im Bericht beschriebenen Verbesserungen bei der Gerätequalität, den Qualifikationsanforderungen an teilnehmende Ärzte und der im Screening üblichen Doppelbefundung ist von einer deutlichen Verbesserung der Brustkrebsfrüherkennung durch das Programm auszugehen. Mit der zusätzlichen Ultraschalluntersuchung bei dichter Brust nimmt das Österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm eine Sonderposition ein. Ergebnisse zur Anzahl der Ultraschalluntersuchungen, daraus resultierenden Biopsien und entdeckten Karzinomen sind international von großem Interesse", betont Kääb-Sanyal und bestärkt damit die Erforderlichkeit einer strukturierten Auswertung der Abklärung.

Zwtl.: Empfehlungen aus dem Evaluationsbericht

Relevant für die weitere Programmentwicklung werden vor allem die im Rahmen des Evaluationsberichts vorgestellten Empfehlungen der GÖG sein. Darunter fällt die organisatorisch verbindliche Eingliederung der Assessment-Einheiten inkl. Dokumentation. Unter anderem wird auch empfohlen, dass flächendeckend auf volldigitale Mammografie-Systeme umgestellt wird. Eine weitere wichtige Empfehlung betrifft die verstärkte Information der Frauen. Die GÖG empfiehlt daher einen Schwerpunkt auf Kommunikation zu legen, um komplexe Programminhalte noch verständlicher zu machen und eine informierte Entscheidung der Frauen zu unterstützen.

Zwtl.: Info-Kampagne mit Veranstaltungen, Facebook und Österreich-Tour

„Hier ist seit der Befragung im Jahr 2015 viel passiert: Es läuft nun bereits im dritten Jahr eine Informationskampagne und damit sind wir in vielen Medien sowie auf zahlreichen Veranstaltungen präsent. Neben der Bekanntmachung des Programms geht es darum, den Frauen die wesentlichen Inhalte des Programms zu vermitteln. Auch deshalb haben wir eine Facebook-Seite gestartet, die sehr erfolgreich ist. 2016 haben wir auf einer Österreich-Tour auch sehr viele persönliche Gespräche mit Frauen geführt", so Mag.a Romana Ruda, Leiterin des Brustkrebs-Früherkennungsprogramms. Eine IFES Umfrage von Herbst 2016 zeigt, dass die Vielzahl der Maßnahmen bereits gegriffen hat und bescheinigt dem Programm „breiteste Akzeptanz und Bekanntheit" bei den Frauen. „Wir haben regelmäßige Follow-ups dieser Befragung eingeplant, um laufend zu überprüfen, ob wir hier auf dem richtigen Weg sind." .

Dass sich das österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm positiv weiterentwickelt, davon ist auch Dr.in Magdalena Arrouas vom BMGF überzeugt. „Natürlich ist dafür eine deutliche Verbesserung bei der Dokumentation der Abklärungsuntersuchungen notwendig," betont Arrouas. „Mit der Einführung des Programms wurden zudem nicht nur neue Qualitätsstandards etabliert, sondern es wurde auch die Systematik der Brustkrebs-Früherkennung geändert. Solch ein Systemwechsel benötigt Zeit und wir gehen davon aus, dass sich die Teilnahmezahlen innerhalb der Kernzielgruppe der Frauen im Alter zwischen 45 und 69 Jahren weiter erhöhen. Diese Erhöhung ist von Bedeutung, um die gesteckten Ziele wie die langfristige Senkung der Brustkrebs-Sterblichkeit erreichen zu können", erklärt Arrouas abschließend.

Das Österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm bietet erstmals systematische, qualitätsgesicherte Brustkrebs-Früherkennungsuntersuchungen in ganz Österreich. Frauen ab 40 Jahren können im Rahmen dieses Programms alle zwei Jahre kostenlos eine Früherkennungsmammografie in Anspruch nehmen. Frauen im Alter zwischen 45 und 69 Jahren können alle 24 Monate mit ihrer e-card zur Früherkennungsmammografie gehen; eine Einladung oder Zuweisung zur Untersuchung ist nicht notwendig. Frauen im Alter von 40 bis 44 Jahren bzw. ab 70 Jahren können sich bei der Telefon-Serviceline unter 0800 500 181 oder online auf www.frueh-erkennen.at zum Programm anmelden. Nach der Freischaltung ihrer e-card können sie ebenfalls alle 2 Jahre mit dieser zur Früherkennungsmammografie gehen. Das qualitätsgesicherte Mammografie-Screening gilt derzeit als die verlässlichste Methode zur Früherkennung von Brustkrebs. Umfassende Qualitätskriterien für die Untersuchung – wie eine standardisierte Doppelbefundung nach dem 4-Augen-Prinzip sowie neueste technische Geräte – und verbindliche Zertifizierungen für die am Früherkennungsprogramm teilnehmenden Radiologinnen und Radiologen sichern die hohe Qualität des Programms. Bei Beschwerden, Krankheitsverdacht, in der Nachsorge nach einer Brustkrebserkrankung oder bei familiär erhöhtem Risiko kann der Arzt/die Ärztin weiterhin unabhängig vom Alter jederzeit zur diagnostischen Mammografie zuweisen. Das Österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm ist eine gemeinsame Initiative von Bund, Sozialversicherung, Ländern und Österreichischer Ärztekammer.

Download-Link

„Erster Evaluationsbericht zum Österreichischen Brustkrebs-Früherkennungsprogramm":

http://bmgf.gv.at/home/Brustkrebsevaluierung 

www.frueh-erkennen.at

Rückfragen & Kontakt:

Bundesministerium für Gesundheit und Frauen: Philipp Lindner, 01 711 00-64 4511, philipp.lindner@bmgf.gv.at

Österreichisches Brustkrebs-Früherkennungsprogramm: Mag.a Nina Roth, 01 601 22-3828, nina.roth@wgkk.at

Gesundheit Österreich GmbH Eva Kernstock, MPH; 01 515 61-282, eva.kernstock@goeg.at

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Quelle

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