Erstes Monitoring von Zukunftsthemen für das Parlament

ITA und AIT legen erste gemeinsame Studie zu Foresight und Technikfolgenabschätzung vor

Wien (PK) - Der technologische Wandel bringt große Herausforderungen auch für die Gesetzgebung. Zur Unterstützung einer vorausschauenden Politik in den Bereichen Forschung, Technologie und Innovation (FTI) beschloss das Österreichische Parlament in der vergangenen Gesetzgebungsperiode, den ParlamentarierInnen ein Monitoring von Zukunftsthemen anzubieten. In diesem Sinne wurde im Juni 2017 ein Vertrag mit dem Österreichischen Institut für Technikfolgenabschätzung (ITA) und dem Austrian Institute of Technology (AIT) abgeschlossen, der bis zum ersten Halbjahr 2020 laufen wird. In diesem Zeitraum sollen sechs Monitoring-Berichte entstehen. ITA und des AIT bringen dabei ihre Expertise in zwei sich ergänzenden Bereichen ein. Der Bereich Foresight, den das AIT abdeckt, stellt die Potenziale relevanter neuer Technologien im Sinne einer vorausschauenden FTI-Politik in den Mittelpunkt. Die Technikfolgenabschätzung, dem sich das ITA primär widmet, versucht, die möglichen problematischen Effekte der Implementierung neuer Technologien zu bewerten.

Der erste Bericht über "Foresight und Technikfolgenabschätzung", der 2017 erstellt wurde, identifiziert Zukunftsthemen in drei sich teilweise überschneidenden Clustern: Life Sciences und Bioökonomie, Informationsgesellschaft sowie Prozessinnovationen. Die ExpertInnen führen eine lange Liste von Zukunftsthemen an, die schon bald unmittelbare Auswirkungen auf unser Leben haben können. Vier Themen werden dabei für eine vertiefte Betrachtung herausgegriffen: die Entwicklungen im Bereich "künstliches" Leben, die Entwicklung vertrauenswürdiger Blockchains im Internet, funktionelle Nahrungsmittel aus dem Labor sowie virtuelle und augmentierte Realitäten.

Life Sciences und Bioökonomie: Großes Potenzial, aber auch schwierige ethische Fragen

In den Life Sciences und der Bioökonomie sind es vor allem neue Anwendungen im Bereich der Genetik, die laut dem Bericht die Aufmerksamkeit des Gesetzgebers haben sollten. Hohe Dynamik gibt es derzeit im Bereich der Synthetischen Biologie (Synbio), wo neue Organismen quasi am Reißbrett entworfen werden, und im Bereich Gene Editing, das existierenden Organismen neue Eigenschaften implementieren soll. Für beide Ansätze erwartet man vielfältige Anwendungsmöglichkeiten in der Biotechnologie, wodurch sie auch für die österreichische Industrie von Interesse sind. Die Anwendung wirft aber auch zahlreiche ethische Fragen auf.

Vertrauenswürdige Blockchains könnten direkte Demokratie stärken

In der Prozessinnovation werden vor allem die Blockchains als Feld mit großen Potenzialen angesehen. Blockchains sind dezentral organisierte Datenbanken, die es ermöglichen, Transaktionen zwischen Akteuren dezentral zu dokumentieren, digital abzubilden und zu authentifizieren. Die derzeit bekannteste Anwendung ist Bitcoin. Sie bietet aber auch Möglichkeiten in Wirtschaft und Staat, wie etwa Eigentumsurkunden, Verträge, Versicherungen, Lizenzen usw. Blockchain-unterstützte Systeme könnten auch im Bereich des Rechte-Managements eingesetzt werden, etwa bei Patenten, beim Grundbuch oder auch in der Steuereinhebung. Große Erwartungen setzt man an Blockchains zudem im Bereich des E-Voting. Blockchain-basierte Dienstleistungen könnten so zu einer transparenten, dezentralisierten Demokratie beitragen. Die tatsächlichen Anwendungen der Blockchain-Technologie werfen aber noch zahlreiche Fragen auf, wenn es etwa um ihre Sicherheit und ihre möglichen disruptiven Auswirkungen auf das Rechtssystem geht, halten die ExpertInnen fest.

Funktionelle Nahrung aus dem Labor

Visionen von maßgeschneiderten Nahrungsmitteln aus dem Labor könnten sehr bald Wirklichkeit werden. Man erwartet sich von ihnen, dass sie verschiedene Ansprüche erfüllen, wie eine umweltschonende Fleischproduktion. Auch Lebensmittel, die gesundheitsfördernde, vorbeugende Wirkungen haben oder Krankheiten positiv beeinflussen, sind denkbar. Die Wirkung solcher angereicherten Nahrung bleibt allerdings teils ungewiss und auch schädliche Auswirkungen sind bei Einführung von neuen, der menschlichen Verdauung unbekannten Substanzen denkbar. Unbeachtet sei derzeit noch, welche langfristigen Auswirkungen diese Entwicklungen auf Landwirtschaft und Ernährung sowie auf das Verhältnis von Mensch und Tier haben können, unterstreicht der Bericht. Funktionelle Lebensmittel sind jedenfalls ein stetig wachsender Markt, in den die EU bereits 2006 regulierend eingegriffen hat.

Virtuelle und augmentierte Realitäten

Technologien zur Erzeugung virtueller und augmentierter Realitäten sind im Aufschwung. Große und namhafte Technologieunternehmen (Microsoft, Apple, Google, Facebook, Amazon) versuchen sich hier zu positionieren, da die Anwendungsgebiete nahezu jeden wirtschaftlichen Bereich erfassen. Bei Augmented Reality (AR) stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen, falls überhaupt, der öffentliche Raum für alle möglichen digitalen Anwendungen genutzt werden soll (Unterhaltung, Werbung, Kunst etc.). Bei Virtual-Reality-Anwendungen (VR) wiederum sind die Auswirkungen dieser Technologie auf Psyche und Selbstwahrnehmung der NutzerInnen zu hinterfragen. Erste Studien haben Hinweise gegeben, dass die Immersion (also der Grad, inwieweit die virtuelle Realität von der menschlichen Sensorik als real empfunden wird), ein wesentlicher Faktor dafür ist, wie stark die Auswirkungen sind. Mit der zunehmenden Verbreitung dieser Technologien, etwa über Smartphones, ergeben sich zahlreiche weitere Fragen, sowohl aus innovations- und wirtschaftspolitischer als auch aus gesundheits- und konsumentenschutzpolitischer Perspektive. (Schluss) sox

HINWEIS: Den Gesamtbericht findet Sie unter
https://www.parlament.gv.at/SERV/FTA/.

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