Fundraising als Impuls zur Stärkung des Kulturstandortes Österreich

Fundraising Verband informiert über Möglichkeiten und Chancen für private Kulturfinanzierung in Österreich und blickt auf erfolgreiche Beispiele

Ein klares kulturpolitisches Bekenntnis für mehr private Kulturförderung ist vonnöten. Privates Engagement ist niemals ein Ersatz für staatliche Förderungen, soll jedoch eine wichtige Ergänzung darstellen. Um Kulturbetriebe stärker zu Fundraising- und Sponsoringaktivitäten zu motivieren, sollten Kofinanzierungen, wie die Verdoppelung jeder Spende durch den Staat, ebenso wie Erleichterungen bei der Spendenabsetzbarkeit angedacht werden.

Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising Verbands

Mit ihrer Komplexität und der Bindung an eine Bundes- oder Landesförderung fördert die Absetzbarkeit derzeit die großen Einrichtungen und frustriert die kleineren.

Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising Verbands

Dies liegt sicher auch daran, dass in Österreich Kultur primär als Staatsaufgabe gesehen wird.

Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising Verbands

Wien (OTS) - Private Kulturförderung gewinnt international immer mehr an Bedeutung. In Ländern wie den Niederlanden, Deutschland oder der Schweiz ist Spenden für Kultur bereits wesentlich stärker verbreitet als in Österreich. Hierzulande sind die Einnahmen, die im Kulturbereich durch Fundraising erzielt werden, noch relativ gering. Durch die Erweiterung der steuerlichen Absetzbarkeit auf Kultureinrichtungen im Jahr 2016 hat das Thema „Spenden für Kunst und Kultur“ zwar an Relevanz gewonnen, mit den derzeitigen Bestimmungen wird das Potential jedoch nicht ausgeschöpft. Der FVA zeigt aktuelle Entwicklungen in der privaten Kulturfinanzierung, wie sich Österreich im internationalen Vergleich präsentiert sowie Beispiele für erfolgreiches Kulturfundraising.

Zwischen 10 und 15 Mio. Euro, also etwa 2 % des Gesamtspendenvolumens von 625 Mio. Euro wurden in Österreich 2016 für Kultur gespendet. In den Niederlanden, wo der Anreiz der Absetzbarkeit schon länger besteht, entfallen dagegen jährlich ca. 8 % der Spenden auf kulturelle Zwecke. Im Vergleich zu Deutschland oder der Schweiz haben sich in Österreich bislang noch wenig alternative Finanzierungsformen im Kunst- und Kultursektor etabliert. "Dies liegt sicher auch daran, dass in Österreich Kultur primär als Staatsaufgabe gesehen wird.", so Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising Verbands. Für die Kulturnation Österreich gilt es hier den Anschluss nicht zu verlieren und die brach liegenden Möglichkeiten neben der staatlichen Finanzierung zu nützen. "Ein klares kulturpolitisches Bekenntnis für mehr private Kulturförderung ist vonnöten. Privates Engagement ist niemals ein Ersatz für staatliche Förderungen, soll jedoch eine wichtige Ergänzung darstellen. Um Kulturbetriebe stärker zu Fundraising- und Sponsoringaktivitäten zu motivieren, sollten Kofinanzierungen, wie die Verdoppelung jeder Spende durch den Staat, ebenso wie Erleichterungen bei der Spendenabsetzbarkeit angedacht werden.", ist Günther Lutschinger überzeugt.

Eineinhalb Jahre Spendenabsetzbarkeit für Kultureinrichtungen – Eine Zwischenbilanz

Mit der Erweiterung der Absetzbarkeit wurde 2016 ein erster Schritt gesetzt, um das Spendenaufkommen im Kunst- und Kultursektor anzukurbeln. Doch die geltenden Kriterien zur Erlangung der Absetzbarkeit sind sehr einschränkend. "Mit ihrer Komplexität und der Bindung an eine Bundes- oder Landesförderung fördert die Absetzbarkeit derzeit die großen Einrichtungen und frustriert die kleineren.", stellt Lutschinger klar. Auf der BMF-Liste begünstigter Einrichtungen stehen eineinhalb Jahre nach Einführung erst 58 Kultureinrichtungen, vorwiegend große Institutionen wie das Burgtheater, die Salzburger Festspiele oder Bundesmuseen. Im Verhältnis zur Gesamtzahl von über 5800 Einrichtungen ist dies gerade einmal 1%. Die Zwischenbilanz fällt also sehr dürftig aus. Mangelnde Informationen und die oft willkürlichen Einschränkungen bei der Erlangung der Absetzbarkeit dürften entscheidende Gründe sein.
Die Bereitschaft zu mehr gesellschaftlichem Engagement für Kultur ist jedenfalls gegeben: Laut aktueller Studie sind 6% der ÖsterreicherInnen bereit für Kunst und Kultur zu spenden (Quelle: Public Opinion).

Kulturfundraising in und außerhalb von Österreich

Welche Möglichkeiten Kulturfundraising heute bietet, weiß der gebürtige Österreicher Max Hollein – seit 2016 Direktor der Fine Arts Museums of San Francisco. Bis 2016 leitete Hollein höchst erfolgreich die drei Frankfurter Museen Schirn Kunsthalle, Städel-Museum und Liebieghaus-Skulpturensammlung. Mit Feingespür für bürgerliches Engagement, der gezielten Ansprache von Unternehmen und innovativen Fundraising-Kampagnen schaffte es Hollein unter anderem die Hälfte der Gesamtkosten für den Erweiterungsbau des Städel (52 Mio. Euro) aus privaten Spenden zu akquirieren.

Einige Kulturinstitutionen konnten in Österreich bereits große Erfolge im Fundraising verzeichnen. Breite Unterstützung finden etwa die Projekte des KHM-Museumsverbands oder der Salzburger Festspiele, die mit einer Palette an Fundraising-Instrumenten zahlreiche Förderer und Sponsoren überzeugen und nachhaltig private Mittel generieren.

Einen besonders wichtigen Beitrag zur Kulturförderung leisten in Österreich einzelne Großspender wie Peter Pühringer, der mit der POK Pühringer Privatstiftung unter anderem den 15 Mio. Euro teuren Bau des 2012 eröffneten Konzertsaals „MuTh“ der Wiener Sängerknaben finanziert hat und auch für den laufenden Spielbetrieb aufkommt. Ebenfalls beispielhaft ist das Engagement von Helmut und Kathryn List, deren AVL Cultural Foundation Privatstiftung zahllose innovative Projekte aus den Bereichen Kunst und Wissenschaft ermöglicht. Ein wichtiger Beitrag zur Belebung der Grazer Kulturszene wurde von der Familie List mit dem Bau der Helmut List Halle in einer intensiven Zusammenarbeit von Technikern und Künstlern geleistet.

Ein Beispiel für private Kulturfinanzierung im großen Stil sind die Tiroler Festspiele Erl, die von Gustav Kuhn mit Unterstützung des langjährigen Mäzens Hans Peter Haselsteiner zu einem international renommierten Kulturstandort aufgebaut wurden. Der Bau und die nötige Infrastruktur des Festspielhauses in der Höhe von rund 36 Mio. Euro wurden zum Großteil durch die Haselsteiner Familien-Privatstiftung ermöglicht, die auch die laufenden Betriebskosten trägt. Der finanzielle Beitrag von Bund und Land Tirol beläuft sich auf je 8 Mio. Euro. Erst kürzlich wurden die Festspiele in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht und ihre Finanzierung somit für die Zukunft abgesichert. Stifter sind Bund, Land, die Strabag SE, die Haselsteiner Familien-Privatstiftung sowie der Verein Festspiele Erl. Die Festspiele Erl sind damit ein wunderbares Beispiel für eine fruchtbare Symbiose aus staatlicher und privater Kulturfinanzierung. Zudem zeigt Erl, dass der Philanthropie-Standort Österreich durch das neue, gemeinnützige Stiftungsrecht seit 2016 auch im Kulturbereich belebt wurde.

Das große Engagement von Großspendern wie den Familien Haselsteiner, Pühringer oder List belegen die Chancen für den Kultursektor, stellt in Österreich aber gleichzeitig noch eine Ausnahme dar.

Rückfragen & Kontakt:

Dr. Andreas Anker, Presse Fundraising Verband, T: 0676/4214706, E: presse@fundraising.at

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Quelle

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