Gewerbe und Handwerk: Durch Corona-Pandemie um Jahre zurückgeworfen

Scheichelbauer-Schuster: „Krise offenbart zwei Gesichter“: Konsumnahe Branchen tief im Minus, investitionsgüternahe Branchen stabil – Meisterabschlüsse 2020 auf hohem Niveau

Wien (OTS) Österreichs größte Arbeitgebersparte, das Handwerk und Gewerbe, wurde durch die Corona-Pandemie um Jahre zurückgeworfen. Nach dem Allzeithoch des Jahres 2019 wurden 2020 nur noch 98,2 Milliarden Euro Umsatz erzielt: Das ist ein Rückgang um 7,7 Mrd. Euro (-7,3 Prozent nominell) und liegt nur knapp über dem Niveau des Jahres 2017.

„Die Einbußen fielen wesentlich dramatischer aus als in der Finanzkrise 2009. Alle unsere Branchen verzeichneten 2020 ein Umsatzminus“, sagte Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), am Donnerstag mit Blick auf die jüngsten Ergebnisse der Konjunkturumfrage.

„Das ist das schlechteste Ergebnis, seit die Erhebung für das Handwerk und Gewerbe durchgeführt wird. Und das ist seit 1981“, stellte Christina Enichlmair von der KMU Forschung Austria fest. Mehr als die Hälfte der Betriebe (54 Prozent) meldeten für 2020 Umsatzrückgänge, das Minus betrug im Durchschnitt 18,5 Prozent. Nur je 23 Prozent konnten die Umsätze stabil halten oder Zuwächse erwirtschaften (das Plus betrug im Durchschnitt 9,6 Prozent).

Konsumnahe Branchen hart getroffen

„Das Gewerbe und Handwerk zeigt in der Corona-Pandemie zwei Gesichter“, sagt Scheichelbauer-Schuster. In den investitionsgüternahen Branchen, etwa dem Bau- und Baunebengewerbe, fielen die Rückgänge im Gesamtjahr 2020 relativ gering aus – etwa bei Hafnern, Platten- und Fliesenlegern sowie Keramikern (-0,2 Prozent), bei Dachdeckern, Spenglern, Glasern sowie im Holzbau (je -1,7 Prozent) oder im Baugewerbe (-2,2 Prozent).

Dramatisch waren hingegen die Einbußen 2020 in konsumnahen Branchen, allen voran bei den Berufsfotografen (-37,3 Prozent), bei Mode- und Bekleidungstechnik (-34,1 Prozent), im Kunsthandwerk (-23,6 Prozent) sowie bei Friseuren (-21,7 Prozent), Fußpflegern, Kosmetikern und Masseuren (-20,9 Prozent).

Gedämpfter Ausblick

Die Beurteilung mit Anfang 2021 ist ebenfalls gedämpft. 40 Prozent der Betriebe bewerten die Geschäftslage im ersten Quartal als schlecht, nur 22 Prozent als gut (38 Prozent saisonüblich). Das ergibt wie im Vorquartal einen negativen Saldo von -18 Prozentpunkten. Nur im zweiten Quartal 2020 war die Einschätzung mit -31 Prozentpunkten noch negativer.

Auch hier setzen sich die „zwei Gesichter“ fort: In den investitionsgüternahen Branchen wie etwa im Baugewerbe (27% gut, 62% saisonüblich) oder bei Tischlern und im Holzgestaltenden Gewerbe (48% gut, 37% saisonüblich) überwiegen für das erste Quartal 2021 die positiven bzw. stabilen Einschätzungen deutlich. Auch beim Ausblick auf das zweite Quartal überwiegen (geringfügig) die optimistischen Betriebe (positiver Saldo von +3 Prozentpunkten).

Im konsumnahen Bereich wird die Geschäftslage des ersten Quartals 2021 hingegen katastrophal bewertet – insbesondere von Fotografen (100% schlecht), Friseuren (89%) und Fußpflegern, Kosmetikern, Masseuren (84% schlecht). In diesen Branchen melden jeweils mehr als 8 von 10 Betrieben Umsatzrückgänge im ersten Quartal. Wenig überraschend überwiegt beim Ausblick aufs zweite Quartal 2021 der Pessimismus (negativer Saldo von -29 Prozentpunkten).

Personalplanung und Meisterzahlen stabil

Obfrau Renate Scheichelbauer-Schuster findet aber auch Aspekte, die für die Erholung nach der Corona-Pandemie zuversichtlich stimmen: „Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen ist überraschend hoch – angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen. Das zeigt, dass die Betriebe das Vertrauen in die Zukunft ihrer Geschäftsmodelle nicht verloren haben. Und auch die Personalplanung ist trotz der historischen Krise nahezu unverändert geblieben.“ So wird für das zweite Quartal 2021 saisonüblich eine kräftige Erhöhung des Personalstandes um 13 Prozent angepeilt – das ist im Rahmen der vorangegangenen Jahre.

Umso mehr freut sich die Obfrau über die 4.318 Personen, die 2020 erfolgreich ihre Meister- oder Befähigungsprüfung abgelegt haben. Sie gratuliert herzlich: „Das ist ein großartiger Erfolg für Sie persönlich und spiegelt die hohen Qualitätsansprüche im österreichischen Handwerk und Gewerbe wider. Qualifikation ist und bleibt der Schlüssel für den Unternehmenserfolg.“

Verglichen mit 2019 gab es trotz der Umstände nur einen minimalen Rückgang der Abschlüsse von einem Prozent oder 48 Personen. Allerdings haben deutlich mehr Personen Prüfungen abgelegt als 2018 oder 2017. „Wir bewegen uns hier im mehrjährigen Vergleich auf einem konstant guten, hohen Niveau“, so Scheichelbauer-Schuster.

Unterstützung dringend nötig

Aus dem schwierigen Konjunkturbild leitet die Spartenobfrau mehrere Forderungen ab.

Alle Betriebe, die wegen der Pandemie starke Kunden- und Umsatzausfälle verzeichnen, seien auf finanzielle Unterstützung dringend angewiesen: „Wir begrüßen daher die soeben beschlossene Verdoppelung des Ausfallsbonus für den Monat April 2021“, so Scheichelbauer-Schuster. Insbesondere die konsumnahen Branchen benötigen weiterhin intensive Unterstützung – wie z. B. die Verlängerung der Kurzarbeit weit über den Sommer hinaus.

„Ein rettender Anker in der Krise und eine Wachstumschance liegt in der Digitalisierung und Innovation“, resümiert Scheichelbauer-Schuster. Deshalb wäre eine Aufstockung des international anerkannten Erfolgsmodells „KMU digital“ von derzeit 5 auf 15 Mio. Euro pro Jahr notwendig. „Der Bedarf und die Nachfrage nach diesen Beratungen ist groß. Das ist ein gutes Zeichen für die technologische Aufgeschlossenheit und Innovationsbereitschaft in unserem Land. Die Betriebe müssen aber darauf vertrauen können, dass eine Förderung zur Digitalisierung da ist, wenn sie eine solche benötigen.“ (PWK171/HSP)

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