Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien an Peter Patzak | PID Presse

Wien (OTS/RK) Wiens Bürgermeister Dr. Michael Ludwig verlieh dem Filmregisseur, Maler und Autor Prof. Peter Patzak (75) heute, Montag, im Rathaus das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.

Unter den Festgästen befanden sich neben Patzaks Ehefrau Eve Joy auch Vizebürgermeister a.D. Sepp Rieder, Bundesministerin a.D. Dr.in Hilde Hawlicek, Stadträtin Mag.a Veronika Kaup-Hasler, Magistratsdirektor Dr. Erich Hechtner, Klubvorsitzender David Ellensohn, Gemeinderat Dkfm. Dr. Fitz Aichinger, Landtagsdirektor OSR Dr. Günther Smutny, Stadträtin a.D. Friedrun Huemer mit Ehemann Peter sowie zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Kunst und Kultur, darunter Dr. Johann Feilacher (Museum Gugging) und Prof. Ulrich Schulenburg (Thomas Sessler Verlag). Für die musikalische Begleitung sorgte das Atlas Quartett.

Er freue sich ganz besonders über die Auszeichnung Patzaks, denn dieser habe „so viele und so vielfältige Spuren in dieser Stadt hinterlassen“, betonte der Bürgermeister.

Der Stadtchef erinnerte daran, dass Patzaks künstlerisch-visuelle Anfänge ins zerbombten Nachkriegs-Wien zurückreichen würden: „Er blickte, wie er öfters erzählt, als Kind durch ein zerbrochenes Fahrrad-Stopplicht wie durch eine Lupe oder ein Monokel, und die gerade Piste der Donau verformte sich zu einer geometrischen Lava.“

Im Detail ging Ludwig auf Patzaks legendären Polit-Thriller „Kassbach“ ein: „Kein anderer Film beschäftigte sich so frühzeitig mit dem Neofaschismus und dessen Verknüpfung mit dem Kleinbürgertum wie dieser. Gerade jetzt, wo wir uns immer häufiger mit rechtsextremen Terroranschlägen konfrontiert sehen, wirkt dieser Film aus dem Jahr 1979 geradezu prophetisch.“

„Kassbach“ müsste öfter gezeigt werden, „und zwar nicht nur im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, sondern auch in Schulen oder in der Erwachsenenbildung“, so der Bürgermeister.

Auch auf die kultige „Kottan ermittelt“-Serie von Patzak ging Ludwig ein: Hier sehe man „fein ziseliert das Wien der Zimmer-Küche-Kabinett-Wohnungen“, so Ludwig. Das wirke auf uns „wie eine Zeitreise durch die Geschichte, denn heute gibt es nur noch 2 % Substandardwohnungen in Wien“.

Die Laudatio auf Patzak hielt Dr. Karin Moser von der Universität Wien. Sie würdigte, dass Patzak „große Schritte zur Internationalisierung des österreichischen Films“ gesetzt habe. Ebenso habe er „die Grenzen der künstlerischen Genres durchbrochen“. Er habe in seinen Filmen „immer gesellschaftspolitisch Position bezogen“ und als Lehrender „sein Wissen stets an junge Filmschaffende weitergegeben“.

Patzak sei ein „Grenzüberschreiter und Tabubrecher“, ein „Menschenliebhaber und Menschensammler“. Man habe bei Dreharbeiten mit ihm immer viel Spaß – „außer er gewöhnt sich das Rauchen ab oder hält gerade Diät“, so Moser.

Peter Patzak bedankte sich beim Wiener Bürgermeister mit einer berührenden Rede: „Ich bin geehrt durch die Wertschätzung und den Respekt des Landes Wien gegenüber meiner Arbeit und Haltung und will an dieser Stelle deutlich zum Ausdruck bringen, wie groß mein Respekt gegenüber dem Land und der Stadt Wien ist. Als Zeitzeuge darf ich sagen: Hier wurde maßgeblich an den Werten und dem Wohl der Zweiten Republik geschrieben“, so der Filmemacher.

Die Auszeichnung sei für ihn kein Schlussstrich, sondern „eine Aufforderung, Sinn und Wissen weiter zu schärfen und mein Archiv der Erinnerung offen zu halten.“ Er wolle „mit einer neuen filmischen Arbeit, die dieser Stadt gewidmet ist, das Vergessen wieder ins Erleben zaubern. Bitte helfen Sie mir dabei.“

Bürgermeister Dr. Ludwig versicherte Patzak: „Diese Auszeichnung ist keine fürs Lebenswerk – sondern eine Zwischenermunterung.“

Zur Person

Peter Patzak, geboren 1945 in Wien, wuchs in Wien-Brigittenau auf, wo er auch das Gymnasium besuchte. Er ist ein künstlerischer Universalist – Filmregisseur, Produzent, Maler und Autor. Er lebt mit seiner Frau Eve Joy in Klosterneuburg und hat zwei Söhne.

Patzak studierte Psychologie, Kunstgeschichte und Malerei bei Rudolf Hausner, für seine erste Ausstellung übernahm Albert Paris Gütersloh die Patronanz. 1968 präsentierte er bei der „Films of Art“-Show in New York seinen ersten experimentellen Kurzfilm „His Bag“. Sein Spielfilmdebut trug den Titel „Situation“, Oscar Bronner hatte dafür das Drehbuch geschrieben, Rita Tushingham war in der Hauptrolle zu erleben.

Fernseh- und Filmgeschichte schrieb Patzak mit seiner ORF-Krimi-Reihe „Kottan ermittelt“ (1976-1983), für die Helmut Zenker die Bücher schrieb. „Kottan“ war anfangs ein Skandal, feierte dann aber im gesamten deutschsprachigen Raum enorme Erfolge und wird noch heute häufig im TV wiederholt.

Des Weiteren drehte Patzak „Das Einhorn“ (1978) nach Martin Walsers gleichnamigem Roman und den Kinokrimi „Kassbach“ (1979), der sich mit den Themen Rassismus und Neofaschismus auseinandersetzte. 1986 folgte „Wahnfried – Richard & Cosima“ mit dem späteren doppelten Oscar-Preisträger Christoph Waltz, 1987 der Thriller „Der Joker“ sowie 1990 „Gavre Princip“. 2010 brachte Patzak mit dem Film „Kottan ermittelt: Rien ne va plus“ seinen legendären Titelhelden, gespielt von Lukas Resetarits, auch in die Kinos.

Patzak war 1992-2013 Professor für Regie an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Er war 2008-2013 Institutsvorstand für Film und Fernsehen. 2012 wurde er zum Botschafter von UNICEF Österreich ernannt.

Patzak erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter den Berlinale Unesco-Preis für „Kassbach“, den Adolf-Grimme-Preis für „Kottan ermittelt“, den Regiepreis der Biennale in Venedig für „Die Wasserfälle von Slunj“ nach dem gleichnamigen Roman von Heimito von Doderer, den Max Ophüls Preis, eine Goldene Romy sowie 2010 das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

Patzak ist auch als Drehbuch- und Romanautor Patzak bekannt, so erschienen 2005 sein Roman „Der Geist der Farbe“ und 2008 der Prosaband „Akte im Schweigen vermählt. Zehn Abschiede“. Als Theaterregisseur erregte Patzak mit der Adaptierung von Theo van Goghs Film „Interview“ im Wiener stadtTheater Aufsehen.

Patzak ist darüber hinaus als Maler in Ausstellungen präsent, zuletzt zeigte er gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Psychologin Eve Joy Patzak, die 2013 nach einem Schlaganfall zu zeichnen begann, Bilder im Aktionsradius Wien am Gaußplatz. (Schluss)

Rückfragen & Kontakt:

Christoph Hirschmann
Magistratsdirektion Präsidialabteilung
Telefon: +43 1 4000 82009
E-Mail: christoph.hirschmann@wien.gv.at

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