Honorarerhöhung kommt nicht in Portemonnaie der Ärzteschaft an

Ständiger Wertverlust der ärztlichen Leistung macht Ordinationsbetrieb vor allem in Bereich Allgemeinmedizin immer unattraktiver

Wien (OTS) - Die Steigflug Unternehmensberatung aus Wien beschäftigt sich seit knapp 20 Jahren ausschließlich mit selbständigen Ärzten und Apothekern. „Grundlage für unsere Arbeit ist selbstverständlich eine genaue Analyse der Einnahmen-/Ausgabensituation unserer Klienten. Und in dieser Angelegenheit machen uns die Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag, also die so genannten Hausärzte große Sorgen“, erläutert Geschäftsführer Harald Kuttner. „Der Blick auf die Umsatzentwicklung ist zwar zunächst durchaus positiv“, so Kuttner weiter. „Aber die regelmäßigen Honorarerhöhungen kommen nicht im Portemonnaie unserer Klienten an.“

So lässt sich im Schnitt der Steigflug-Klienten aus dem Bereich Allgemeinmedizin mit Kassenvertrag in den Jahren 2005 bis 2015 eine Honorarentwicklung um knapp 21 Prozent auf in Summe rund 290.000 Euro diagnostizieren. Kuttner: „Dieser Wert entspricht ziemlich genau der Inflationsrate. Doch es handelt sich dabei leider nicht ausschließlich um eine inflationsbedingte Honorarerhöhung. Gut jeweils die Hälfte sind der Honorarerhöhung an sich geschuldet, die andere Hälfte entsteht durch Mehrleistung, also einer Erhöhung der Scheinzahl.“

Limitierungen und Deckelungen fressen die Honoraranpassung

Warum sich die von den Ärztekammern kolportierten Verhandlungsergebnisse nicht eins zu eins im Honorar niederschlagen, lässt sich laut Kuttner wie folgt erklären: „Mit zunehmendem Umsatz greifen Limitierungen und Deckelungen mit größerer Härte. Außerdem lässt sich generell bei höherem Patientenaufkommen eine Reduktion des Scheinwerts erkennen.“ Die zunehmende Belastung mit Administration trägt ihr Übriges dazu bei. „Die Kassen wissen ganz genau, dass jede Erschwerung der Arbeit auf Kosten der verrechenbaren Leistungen geht. Die Patienten werden zwar weiterhin versorgt, aber es wird aus Zeitgründen weniger abgerechnet.“

Während im Bereich Umsatz nur eine äußerst mangelhafte Inflationsabgeltung zu erkennen ist, schlägt die Keule bei den Betriebskosten voll zu. „Im Schnitt stehen bei jedem unserer Kunden im Bereich Allgemeinmedizin 2015 etwa 160.000 Euro auf der Kostenseite zu Buche“, stellt Christian Pavlis, ebenfalls Geschäftsführer der Steigflug Unternehmensberatung fest. „Das sind rund 29 Prozent mehr als 2005. Dies ist einerseits dadurch bedingt, dass viele Betriebskosten eine Steigerung aufweisen, die über der Inflationsrate liegt. Andererseits ist auch bei einem Teil der Betriebskosten zu erkennen, dass in den Ordinationen einfach mehr gearbeitet wird“, so Pavlis.

Am Ende des Tages ist ein dickes Minus zu verzeichnen

Die Differenz aus Umsatz minus Kosten ergibt den Gewinn, der sich im Beobachtungszeitraum um rund 12 Prozent auf im Schnitt der Gruppe etwa 129.000 Euro entwickelt hat. „Zieht man nun die Einkommensteuer ab, lässt sich ein Nettoeinkommen von rund 73.000 Euro pro niedergelassenem Allgemeinmediziner 2015 errechnen. Das sind nur knapp 11 Prozent mehr als 2005, weil die so genannte „kalte Progression“ auch noch mitspielt“, so Pavlis weiter. „Hierbei ist aber noch nicht die Geldentwertung im Privatbereich miteinbezogen, die sich über die Inflationsrate, also den Verbraucherpreisindex abbilden lässt.“

Rechnet man die Inflation hinzu, ergibt sich ein Minus von 12,8 Prozent in den letzten zehn Jahren. „Die Mehrleistung von etwas mehr als 9 Prozent sorgt damit in Summe für ein Minus von knapp 20 Prozent, bezogen auf die Scheinzahl.“ Ganz dramatisch wird die Rechnung, wenn man auch noch miteinbezieht, dass sich der Bearbeitungsaufwand durch die Schikanen der Kasse im vergangenen Jahrzehnt auch nicht gemindert hat. „30 Sekunden zusätzlicher Aufwand pro Patientenkontakt sorgen für eine Entwertung der ärztlichen Leistung im Bereich Allgemeinmedizin von 27 Prozent in den vergangenen zehn Jahren“, so das bedrückende Resümee von Pavlis.

Stirbt die Allgemeinmedizin, dann ist die Bevölkerung nicht mehr adäquat zu versorgen

Unter Berücksichtigung dieser Entwicklung ist es logisch, dass sich Ordinationen immer schwieriger übergeben lassen. Und es ist auch logisch, dass immer weniger unterbezahlte Einzelleistungen von den Ärztinnen und Ärzten erbracht werden können. „Man muss sich schon nach der Decke strecken und seine Ordination sehr straff führen. Während sich früher eine Gesamtbetreuung der Patienten mit dem Scheinschnitt und der Patientenanzahl noch gut gerechnet hat, ist die Luft zwischenzeitlich dünn geworden“, berichten Kuttner und Pavlis unisono. „Wir müssen unsere Klienten leider mehr und mehr wie herkömmliche Produktionsbetriebe beraten, damit sie wirtschaftlich überleben können. “

Volkswirtschaftlich bzw. gesundheitsökonomisch gesehen ist das natürlich ein Drama. „Wenn wir diejenigen aushungern, die den Großteil der benötigten ärztlichen Leistungen erbringen und das auch noch wohnortnah und zu einem unschlagbaren Preis, dann ruinieren wir unsere komplette Gesundheitsversorgung und machen alles unfinanzierbar.“ Die Unternehmensberater von Steigflug empfehlen den Gesundheitspolitikern daher ein Schwenk um 180 Grad: „Stirbt die niedergelassene Allgemeinmedizin, dann ist die Bevölkerung mit dem Budgetziel für das Gesundheitssystem nicht mehr adäquat zu versorgen.“

Die Unternehmensberatung Steigflug betreut seit 1999 ausschließlich Ärzte und Apotheker in allen betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten.

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