In memoriam Arik Brauer: Helene Maimanns „kreuz und quer“-Dokumentation „Arik Brauer. Eine Jugend in Wien“

Am 26. Jänner ab 22.35 Uhr in ORF 2, danach „Vergiss nicht deinen Namen“ zum Holocaust-Gedenktag

Wien (OTS) In memoriam Arik Brauer (alle Infos zum In-memoriam-Programm unter presse.ORF.at) zeigt „kreuz und quer“ am Dienstag, dem 26. Jänner 2021, um 22.35 Uhr in ORF 2 mit „Arik Brauer. Eine Jugend in Wien“ ein Porträt des österreichischen Universalkünstlers von Regisseurin Helene Maimann: Aufgewachsen im Arbeiterbezirk Ottakring, „wo das Leben sein wahres Gesicht zeigt“, überlebte er als jüdisches Kind in Wien die NS-Zeit, wurde nach Kriegsende leidenschaftlicher Kommunist, Bergsteiger und Sänger und unternahm als Kunststudent weite Reisen mit dem Rad durch Europa und Afrika. Arik Brauer hatte viele Identitäten, ebenso farbig wie seine Bilder: Wienerisch, jüdisch, israelisch, kosmopolitisch, sozial engagiert. Kreativ als Maler, Musiker, Architekt, Bildhauer und Bühnenmensch. Er ist sein Leben lang ein leidenschaftlicher Geschichtenerzähler gewesen: In dem Film von Helene Maimann erinnert er sich an seine Jugend in Wien, die ein Leben lang Inspiration und fester Bezugspunkt gewesen ist. Zu Wort kommen zudem seine Frau Naomi, seine Töchter Timna und Ruth, seine Enkelin Jasmin und seine Freunde Otto Schenk und Ernst Steinkellner.

Zum Internationalen Holocaust-Gedenktag (27. Jänner, alle Infos zum Programmschwerpunkt unter presse.ORF.at) folgt Andrea Eckerts Film „Vergiss nicht deinen Namen“ (23.30 Uhr): Die traumatische Erfahrung hat sein ganzes Leben geprägt: Als fünfjähriger Bub wird der in Wien geborene Robert Perels mit seiner Mutter in einem Eisenbahntransport Richtung KZ Auschwitz gebracht. Bei einem kurzen Halt entschließt sich die Mutter spontan, den Fünfjährigen im letzten Augenblick aus dem Zug zu werfen. Ihrem Sohn Robert hat sie damit das Leben gerettet. Sie selbst wird wenige Tage später in der Gaskammer von Auschwitz ermordet. Im Film schildert Robert Perels seine dramatische Geschichte und spricht darüber, wie er den Verlust seiner Mutter bewältigt hat, was er unter Heimat versteht und wie er als Vollwaise an der Hoffnung auf Zukunft festhalten konnte.

In memoriam Arik Brauer: „Arik Brauer. Eine Jugend in Wien“ – Ein Film von Helene Maimann

Der berühmte Maler und Musiker, Mitbegründer der Wiener „Schule des Phantastischen Realismus“, erzählt seine Kindheit und Jugend. Erich Brauer unterschied sich kaum von den Gassenbuben seiner Umgebung. Aber er wurde zutiefst geprägt von seinem Vater, einem ostjüdischen Schuhmacher, und seiner nichtjüdischen Mutter, beide überzeugte Sozialdemokraten. Brauer wuchs mit den skurrilen und farbprächtigen Figuren der Vorstadt auf, darunter dem „Spiritus“ und dem „Froschermandl“, die er besungen und für diesen Film auch gemalt hat. Er besuchte mit dem Filmteam erstmals wieder die Elternwohnung in einem alten Zinshaus am Ludo-Hartmann-Platz – Zimmer-Küche, Klo am Gang, in dem sich seither praktisch nichts geändert hat – und die Parks und Straßen, in denen seine Bubenbande ihr Unwesen getrieben hat. Seine Erinnerungen an diese Kindheit, die weitaus freier und ungebundener war als die der behüteten Bürgerkinder, sind voll Wärme und Zärtlichkeit. Diese Jahre waren eine harte Schule, die ihm aber auch das Rüstzeug zum Überleben gaben.

Nach dem „Anschluss“ an das Deutsche Reich verschwand der Vater nach Osteuropa. Brauer sollte ihn nie mehr wiedersehen. Er lernte die Tragödien der Verfolgung und die Strategien des Überlebens kennen und schaffte es, in der Tischlerei der jüdischen Gemeinde den Krieg zu überleben. Brauer wurde aus nächster Nähe zum Augenzeugen des Schicksals der Deportierten, das ihn zum Schluss auch fast selbst getroffen hat. Er war gerade 16, als er im Winter 1945 in einem Schrebergarten am Wilhelminenberg untertauchte.

Nach dem Krieg wurde er sofort auf die Akademie der Bildenden Künste aufgenommen, stürzte sich voll Leidenschaft in den Kommunismus, den er später schwer enttäuscht hinter sich ließ, und entwickelte sich zum begeisterten Alpinisten und Skifahrer. Und er wurde ein Reisender, der mit dem Fahrrad quer durch alle Demarkationslinien und Grenzen Europa und Nordafrika erforschte, bevor er zum ersten Mal nach Israel aufbrach und dort seine künftige Ehefrau Naomi kennenlernte.

Gedreht wurde der Film – eine Koproduktion von ORF und Amour Fou Vienna, unterstützt von Fernsehfonds Austria, Filmfonds Wien und Land Niederösterreich – in Wien und Niederösterreich. Für den musikalischen Part zeichnen Otto Lechner, Arik, Timna und Jasmin Brauer und das Ensemble Timna Brauer und Elias Meiri verantwortlich. Außergewöhnlich sind die Archivbilder, die Maimann verwenden konnte:
darunter private Aufnahmen der Familie Baker von den Tagen des März und April 1938 in Wien, die das Holocaust Memorial Museum in Washington zur Verfügung gestellt hat.

„Vergiss nicht deinen Namen“ – Ein Film von Andrea Eckert

Man kann sich nicht vorstellen, was es heißt, mit einem kleinen Kind ohne Geld und ohne Papiere als Jüdin vor den Nationalsozialisten zu fliehen. Wenn Robert Perels davon erzählt, ist es, als wäre man dabei gewesen. 1939 flieht die Mutter mit ihrem Sohn aus Wien. In Frankreich werden sie aufgegriffen und in das berüchtigte Sammellager Drancy gebracht. Von dort gehen die Züge nach Auschwitz. Bei einem Halt auf freier Strecke gelingt es Roberts Mutter, den Stacheldraht von einer Oberlichte zu entfernen. Ihrer plötzlichen Eingebung folgend wirft die Mutter den fünfjährigen Robert aus dem Fenster. Sie weiß, dass sie ihren Sohn nie mehr wiedersehen wird, aber sie weiß auch, dass es seine einzige Überlebenschance ist. Sekunden später setzt der Zug die Fahrt in den Tod fort. Roberts Mutter wird sofort nach ihrer Ankunft in Auschwitz ermordet.

Robert verbringt Jahre auf der Flucht, allein, ohne irgendeinen Menschen. Immer wieder sucht das Kind nach einem Grund, warum ihn seine Mutter aus dem Zug geworfen haben könnte. Es kommt zu der Überzeugung, sie habe ihn mit ihrer Tat bestrafen wollen, weil er „schlimm“ gewesen war. Diese Vorstellung lastet wie ein Alptraum auf ihm und lässt ihn verzweifeln. Erst eine Nonne in einem Schweizer Kinderheim erklärt Robert, der jede Nacht weinend im Schlafsaal liegt, dass seine Mutter ihn aus dem Zug geworfen hat, um ihn zu retten. Auf die Frage, wann sie denn kommen wird, ihn abzuholen, antwortet die Nonne hilflos: „Bald kommt sie zu Dir. Wenn der Krieg vorbei ist.“

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