Konferenz: AUGUSTIN-Kolporteur_innen in Bedrängnis | Straßenzeitung Augustin, 01.03.2019

Das soziale Klima wird rauer, der Verkauf der Wiener Straßenzeitung schwieriger. Eine Supporters-Konferenz steht nun am Plan.

«Die Filialleitung hat gesagt, dass es mit mir nie Probleme gab, aber trotzdem darf ich jetzt nicht mehr vor dem Geschäft verkaufen.»

Kolporteurin

«Natürlich sind wir da zur Stelle und versuchen zu vermitteln, aber manchmal beißt man einfach auf Granit. Eine der Supermarkt-Ketten verlangt z.B., dass unsere Kolporteur_innen einen Abstand von fünf Metern zum Eingang einhalten müssen. Da ist natürlich fast kein persönlicher Kontakt mehr möglich. Sehr schade, denn dieser Austausch zwischen Käufer_in und Verkäufer_in ist ja viel mehr als nur ein Zeitungskauf. Es entsteht eine Beziehung, Vertrauen, Netzwerke, ein Gefühl der Sicherheit
durch die gewohnte Präsenz des AUGUSTIN.»

Kathrin Gräble

«Wir verstehen schon, im Moment gibt es viele Menschen im öffentlichen Raum, die etwas wollen: eine Zeitung verkaufen, einen Dauerauftrag für eine NGO, eine Spende. Klar bin ich da auch mal genervt, aber letztendlich liegt die Entscheidung immer bei mir selbst, ob ich eine Zeitung kaufen möchte oder nicht»

Claudia Poppe

«Und auch wenn sich Menschen in ihrer Not manchmal nicht an gesellschaftliche Umgangsformen halten, kann ich es nach kurzem Ärger doch verstehen, denn es gibt eine Geschichte hinter jedem Schicksal.»

Claudia Poppe

Wien (OTS) - Seit nunmehr 24 Jahren wird das unabhängige Blatt von armutsbetroffenen Menschen auf den Straßen Wiens angeboten. Die eine Hälfte des Verkaufspreises bleibt den Anbietenden, die andere Hälfte finanziert Redaktion und Sozialarbeit. In den letzten zwei Jahren erschweren immer mehr Hürden das Überleben des Sozialprojekts: Verkaufsverbote, häufigere Kontrollen, Strafverfügungen, Platzverweise und auch Ausreiseaufforderungen. Eine Supporters-Konferenz soll nun Abhilfe schaffen und eine Solidaritätsbewegung in Gang setzen.

Der AUGUSTIN erhält weder öffentliche Gelder noch Presseförderung. Das Sozialprojekt wird zum überwiegenden Teil durch die auf der Straße verkauften Zeitungen finanziert. Dieses Vertriebskonzept scheint in Gefahr. Immer öfter werden Verkaufsverbote oder Platzverweise ausgesprochen. AUGUSTIN-Kolporteurin E. erzählt: «Die Filialleitung hat gesagt, dass es mit mir nie Probleme gab, aber trotzdem darf ich jetzt nicht mehr vor dem Geschäft verkaufen.» Sozialarbeiterin Kathrin Gräble sieht sich nun häufiger mit solchen Problemen konfrontiert. «Natürlich sind wir da zur Stelle und versuchen zu vermitteln, aber manchmal beißt man einfach auf Granit. Eine der Supermarkt-Ketten verlangt z.B., dass unsere Kolporteur_innen einen Abstand von fünf Metern zum Eingang einhalten müssen. Da ist natürlich fast kein persönlicher Kontakt mehr möglich. Sehr schade, denn dieser Austausch zwischen Käufer_in und Verkäufer_in ist ja viel mehr als nur ein Zeitungskauf. Es entsteht eine Beziehung, Vertrauen, Netzwerke, ein Gefühl der Sicherheit durch die gewohnte Präsenz des AUGUSTIN.»

Auch Kolporteur W. musste zur Kenntnis nehmen, dass er auf seiner Lokaltour – nach einer längeren krankheitsbedingten Pause – vielfach nicht mehr erwünscht ist. Verkaufsverbote in einzelnen Gaststätten haben seine ursprüngliche Tour halbiert. «Wir verstehen schon, im Moment gibt es viele Menschen im öffentlichen Raum, die etwas wollen: eine Zeitung verkaufen, einen Dauerauftrag für eine NGO, eine Spende. Klar bin ich da auch mal genervt, aber letztendlich liegt die Entscheidung immer bei mir selbst, ob ich eine Zeitung kaufen möchte oder nicht», so Öffentlichkeitsarbeiterin Claudia Poppe. «Und auch wenn sich Menschen in ihrer Not manchmal nicht an gesellschaftliche Umgangsformen halten, kann ich es nach kurzem Ärger doch verstehen, denn es gibt eine Geschichte hinter jedem Schicksal.»

Da der Verkaufsrückgang nicht nur den Verdienst der Kolporteur_innen, sondern auch die Finanzierung des Gesamtprojektes in Gefahr bringt, plant der Verein nun eine AUGUSTIN-Supporters-Konferenz, zu der laut eigener Definition «die ganze Weisheit der Stadt» eingeladen ist. Spendenaktionen und gemeinsame Aktivitäten sollen eine Bewegung in Gang setzen und die Solidaritätsbereitschaft der Wiener_innen zu neuem Leben erwecken. Claudia Poppe zeigt sich zuversichtlich: «2,50 Euro alle 14 Tage helfen einem mittellosen Menschen finanziell besser zurechtzukommen und ermöglichen die Finanzierung eines Sozialprojekts. Darüber hinaus erhält man eine kritische und unterhaltende Zeitung – im Moment wohl mehr als notwendig. Außerdem beleben die AUGUSTIN-Verkäufer_innen die Stadt. Das ist doch ein super Deal, oder?»

«Die Stadt gehört uns allen»

Im Anschluss an die Konferenz findet eine öffentliche Diskussion statt:
«Die Stadt gehört uns allen»
Mit Djamila Grandits (Kaleidoskop, Filmfest im urbanen Raum), Helge Fahrnberger (Leben retten im toten Winkel, Petition), Bernhard Wernitznig (Sozialarbeiter AUGUSTIN) und Gabi Wild (JUVIVO, Kinder- und Jugendarbeit in Wien)
Moderation: Renata Schmidtkunz

Datum: 05.03.2019, 18:45 - 20:15 Uhr

Ort: Albert Schweitzer Haus
Schwarzspanierstraße 13, 1090 Wien, Österreich

Url: https://www.facebook.com/events/404473013717889/

Rückfragen & Kontakt:

Claudia Poppe
E-Mail: strawanzerin@augustin.or.at
Tel. 0650/900 1100
http://www.augustin.or.at

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