„kulturMontag“: Gefährdete Schreibschrift, Suchtfaktor Smartphone, Kinodoku über Goebbels-Sekretärin

Außerdem: Dokumentation „Out of Vienna – Wien erobert die Musikwelt“

Wien (OTS) - Der „kulturMontag“ am 3. April 2017 um 22.30 Uhr in ORF 2, den Clarissa Stadler präsentiert, befasst sich u. a. mit unterschiedlichen Aspekten der Digitalisierung und ihren Folgen, so u. a. mit dem gefährdeten Kulturgut Schreibschrift, das immer mehr aus unserem Alltag verschwindet, aber auch – zehn Jahre nach Erfindung des Smarthphones – mit der sogenannten „Nomophobie“, der Sucht nach dem kleinen Kommunikator. Außerdem berichtet der „kulturMontag“ über die neue Kino-Dokumentation „Ein deutsches Leben“, die Einblicke in die Seele einer betont unpolitischen Mitläuferin gibt: der erst im Jänner im Alter von 106 Jahren verstorbenen ehemaligen Goebbels-Sekretärin Brunhilde Pomsel. Anschließend an das Magazin steht die Dokumentation „Out of Vienna – Wien erobert die Musikwelt“ (23.30 Uhr) von Barbara Weissenbeck und Gerald Benesch auf dem Programm.

Der Kampf um die Buchstaben – Vom Schwinden der Handschrift

Mit zunehmender Digitalisierung ist die Kulturtechnik des Schreibens von Hand zu einem schwindenden Gut geworden, selbst die Einkaufsliste wird schnell ins Handy getippt. Einzelne Buchstaben auf Papier mit der Hand zu verbinden, sei für viele Kinder derart mühsam, dass es zu Schreibblockaden führe, erklärte Finnlands Bildungsministerin Minna Harmann und ließ die Schreibschrift kurzerhand vom Unterrichtsplan streichen. Auch Kanadas Schulen haben sich von der Schreibschrift mit verbundenen Buchstaben verabschiedet, in den Niederlanden gibt es Dutzende sogenannte Steve-Jobs-Schulen, in denen iPads Lehrbücher und Hefte ersetzen. In Österreich sollen flächendeckend digitale Tablet-Schulen eingeführt werden, wiewohl hierzulande nicht die Rede davon ist, die Schreibschrift abzuschaffen. Dennoch: Immer mehr Schüler/innen tun sich mit dem flüssigen Schreiben schwer, Buben schneiden schlechter ab als Mädchen. Lehrer/innen sind sich freilich sicher, dass die Handschrift das wichtigste Medium zur Aneignung der Schriftsprache ist. Der „kulturMontag“ berichtet über den Kampf um die Buchstaben.

Zehn Jahre Smartphone – Von der Sucht nach digitaler Kommunikation; Philosoph Ralf Konersmann im Gespräch

Vor zehn Jahren kam das erste i-phone auf den Markt, heute ist ein großer Teil der Menschheit via Smartphone ständig „on“: Telefonie war gestern, heute kommunizieren wir auf allen Ebenen und das in Echtzeit, permanent. Diese Sucht nach dem kleinen Kommunikator hat sogar einen Namen: Nomophobie. Für den Kommunikationswissenschafter der Universität Salzburg, Thomas Steinmaurer, ist das Smartphone gar ein zusätzliches Sinnesorgan geworden, dem wir zu wenig Auszeit gönnen. Die Folge: digitale Nervosität als Volkskrankheit. Dagegen ist zwar noch kein Kraut gewachsen, aber der Markt rund um das „digital Detoxing“ gedeiht prächtig. Das Smartphone hat aber auch eine mediale Revolution losgetreten, klassische Medien müssen umdenken. Der Leser von heute will schnell konsumieren, mitreden oder gleich selbst gestalten. Der „kulturMontag“ berichtet über die digitale Revolution und den Unruhestifter im Taschenformat. Über die Unruhe der Welt sinniert anschließend der Philosoph Ralf Konersmann, der aus Kiel ins Studio zugeschaltet wird.

„Ein deutsches Leben“ – Neue Doku über Goebbels-Sekretärin im Kino

Brunhilde Pomsel wurde 1911 geboren, im vergangenen Jänner starb sie 106-jährig – die Zeitzeugin fast eines ganzen Jahrhunderts. Und doch offenbarte – oder vielmehr behauptete – die alte Dame schockierende Wissenslücken. „Nichts haben wir gewusst, das ist alles schön verschwiegen worden“, ist der zentrale Satz jener, auch vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierten, Kinodokumentation, in deren Mittelpunkt Pomsel steht. Gemeint hatte die Hochbetagte den millionenfachen Mord an Juden, Roma, Sinti und Homosexuellen durch das Nazi-Regime. Das Unglaubliche daran: Pomsel war zwischen 1942 und 1945 Sekretärin von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels, der direkt Hitler unterstellt war. „Ein deutsches Leben“ heißt die Produktion des Wiener blackbox-Kollektivs. 30 Stunden lang stand die damals 103-jährige Berlinerin dem vierköpfigen Regieteam Rede und Antwort, trotz ihres Alters scharfsinnig, wach – und völlig reuelos. Der Film verurteilt nicht, stellt nicht die Frage nach Schuld oder Unschuld. Pomsel war keine Kriegsverbrecherin. Sie war eine Mitläuferin, die das Regime ermöglichte. Eine unter Millionen. Für die Zuschauerinnen und Zuschauer wird klar: Spätestens ab dem Sommer 1943 war der Holocaust offenkundig – für jeden, der es wissen wollte. „Ein deutsches Leben“ stellt den Interviewpassagen Archivmaterial des Holocaust Memorial Museums und des Steven Spielberg Film & Video Archives sowie Zitate von Goebbels gegenüber. Der „kulturMontag“ bittet die beiden Regisseure Christian Krönes und Florian Weigensamer zum Interview.

Dokumentation „Out of Vienna – Wien erobert die Musikwelt“ (23.30 Uhr)

Im Wien der späten 1980er Jahre entdeckte ein Freundeskreis das Sampeln, also Ausleihen und Wiederverwerten fremder Musik als Schlüssel zum Erfolg. Die Band „Edelweiss“ nutzte etwa ein ABBA-Sample und produzierte damit ein billiges MTV-Video. Lieder wie „Bring me Edelweiss“, das über drei Millionen Mal verkauft wurde, waren plötzlich möglich, weil jeder sich Computer leisten konnte, um darauf Musik zu machen. Eine Kombination aus Technik und Musikbegeisterung brachte Wien auf die internationale musikalische Landkarte – kräftiger und nachhaltiger, als es Stars wie Falco je geschafft hatten. Diese, von moderner und billiger Technik mitgetragene, Musikrevolution brachte das erfolgreiche Wiener Musiker-Duo Kruder & Dorfmeister hervor. Sie haben Wien mit ihrer einzigartigen Musik nachhaltig zur internationalen Metropole für „Downbeats“ gemacht. Der Film von Barbara Weissenbeck und Gerald Benesch beleuchtet ein Stück österreichischer Musikgeschichte, das bis heute lebendig ist.

Der „kulturMontag“ wird als Live-Stream sowie nach der TV-Ausstrahlung sieben Tage als Video-on-Demand auf der Video-Plattform ORF-TVthek (http://TVthek.ORF.at) bereitgestellt.

Das gesamte TV-Angebot des ORF – ORF eins, ORF 2, ORF III, ORF SPORT + sowie 3sat – ist auch im HD-Standard zu empfangen. Alle Informationen zum ORF-HD-Empfang und zur Einstellung der neuen HD-Angebote finden sich auf der Website hd.ORF.at, die ORF-Service-Hotline 0800 / 090 010 gibt kostenfrei aus ganz Österreich persönliche Hilfestellung.

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