Nachteile für Autobesitzer durch drohenden Dateninfarkt

Das Auslesen von Fahrzeugdaten wird bereits eingeschränkt - Die Folgen aus Sicht der Konsumenten

Wien (OTS) - Aktuell ist nicht klar, wer - abgesehen vom Fahrzeughersteller - die von einem Fahrzeug produzierten Daten noch verwenden darf bzw. wer generell das Verfügungsrecht über Daten aus dem Fahrzeug besitzt. Gelingt es den Fahrzeugherstellern ein Daten-Monopol zu etablieren, ergeben sich umfangreiche Nachteile für Autobesitzer.

Seit 2001 ist in der Europäischen Union der OBD Stecker im Fahrzeug als Datenschnittstelle für Multimarken Diagnosegeräte vorgeschrieben. Das gewährleistet, dass alle Mechaniker Zugang zu Fahrzeugdaten haben, um Service- und Reparaturleistungen zu erbringen. Aktuelle Untersuchungen der EGEA (European Garage and test Equipment Association)  zeigen, dass ein Fahrzeughersteller bei drei Modellen der neuesten Baureihe die Datenkommunikation zwischen OBD Stecker und Multimarken Diagnosegeräten nur noch eingeschränkt ermöglicht  bzw. sogar unmöglich gemacht hat. Sieben europäische Verbände fordern daher im finalen Entscheidungsprozess auf europäischer Ebene mit zwei Änderungsanträgen von den europäischen Entscheidungsgremien, klare Richtlinien um den freien Zugang zu Fahrzeugdaten für alle Marktteilnehmer weiterhin sicherzustellen.

Ing. Wolfgang Dytrich, Landesgremium Wien Fahrzeughandel/Berufsgruppe Großhandel mit Kraftfahrzeug-Teilen und Serviceeinrichtungen:  

“Der unabhängige KFZ Aftermarket bedient in EUROPA 284 Millionen Fahrzeuge mit 3,5 Millionen Mitarbeitern in ca. 500.000 vornehmlich Klein und Mittelbetrieben. Der Zugang zu den technischen Daten der Fahrzeughersteller ist für diese unabhängigen Marktteilnehmer von großer Bedeutung. Das gilt insbesondere für die Reparatur- und Wartungsinformationen, die eine eindeutige Fahrzeugidentifikation und Ersatzteilzuordnung ermöglicht. Dieser freie Zugang muss erhalten bleiben und Teil der neuen Typengenehmigungs-Rahmenverordnung werden. Nur so kann sichergestellt sein, dass es auch in Zukunft die unabhängigen Kfz-Betriebe gibt und damit der faire Wettbewerb im KFZ-Servicebereich im Sinne einer Wahlfreiheit für den Konsumenten erhalten bleibt.“

Ing. Georg Ringseis, Landesinnungsmeister der Fahrzeugtechnik Wien:

„Die Werkstätten der Fahrzeugtechnik müssen mit den zu reparierenden Kraftfahrzeugen kommunizieren können. Der „Dialog“ mit den Fahrzeugen ist ein unerlässlicher Teil der raschen Diagnostik. Die komplexen Systeme können nur mit dementsprechenden Knowhow und Geräten richtig diagnostiziert und gewartet werden. Die solide Ausbildung des modernen Fahrzeugtechnikers mit dem Zugang zu technischer Literatur ist ein Grundbaustein des heutigen Berufes. Einstellarbeiten, die früher mit Handwerkzeugen möglich waren, können heute nur in Verbindung mit den zuständigen Steuergeräten bewältigt werden. Individuelle Wartungsarbeiten werden nur im Dialog mit dem Fahrzeug ökonomisch realisiert. Reparaturen an der Karosserie (man denke an Fahrassistenten, korrekte Einstellung der Beleuchtungsanlage) wären ohne Zugang zum Fahrzeugdiagnosesystem unmöglich. Der erschwerte Zugang bedeutet daher eine Kostensteigerung beim Erhalt eines Kraftfahrzeuges. Rasche Pannenhilfe wird zum Problem oder unmöglich werden. Ist das der richtige Weg?“

Mag. Walter Birner, VFT -  Verband der freien KFZ-Teile-Fachhändler:

 „Jeder zweite österreichische Autofahrer(in)  lässt das Auto in einer Automarken unabhängigen Werkstätte reparieren. Die persönliche Betreuung, das gute Service und ein faires  Preisniveau sind wichtige Gründe, um sich für eine freie Werkstätte zu entscheiden. Unabhängige Ersatzteile- Großhändler versorgen die Werkstätten just in time mit den benötigten Ersatzteilen, aber ebenso mit technischen Informationen, Diagnosegeräten und Trainings. Soll der Autofahrer nun nicht mehr die Möglichkeit haben, zur Werkstätte seines Vertrauens zu gehen? Es scheint so, als ob die Fahrzeughersteller den Zugang zu den Informationen des Fahrzeuges verschließen wollen. Wenn der Zugang zum On Board Diagnosestecker (OBD) des Fahrzeuges verschlossen wird, oder aus diesem für ein Multimarken Diagnosegerät keine Fahrzeug Daten mehr auslesbar sind, können freie Werkstätten nicht einmal mehr einen Bremsklotz wechseln (Rückstellung des Kolbens im Bremssattel muss über das Diagnosegerät ausgelöst werden). Wir verstehen die Fahrzeugindustrie, dass sie alles unternehmen, um das Datennetzwerk in den Autos möglichst sicher zu halten. Das darf aber nicht dazu führen, dass der Autofahrer sich SEINE Werkstätte nicht mehr aussuchen kann. Sollte die Reparatur nur mehr in den Werkstätten der Fahrzeughersteller möglich sein, würde das den Autofahrer sehr teuer kommen.“

Mag. Bernhard Wiesinger, ÖAMTC - Leiter Konsumentenschutz & Mitgliederinteressen:

„Wir sehen schon seit Jahren die Tendenz, dass die Fahrzeughersteller die Wertschöpfungskette rund um Pannenhilfe und Reparatur zu ihren Gunsten verschieben wollen, indem sie versuchen, sich ein Monopol über die Daten aus dem Auto zu sichern.  Der faire und gleichberechtigte Zugang zum OBD-Stecker ist nur ein Teil des Problems. Mittel- und langfristiger geht es vor allem um die Daten, die per SIM-Karte, also per Luftschnittstelle, aus dem Auto ausgelesen werden. Auch auf diese Daten müssen – wenn der Fahrzeughalter das wünscht – Dienstleister gleichberechtigt zugreifen können. Ein entsprechender Änderungsvorschlag des EU-Parlaments zur aktuellen Typengenehmigungs-Richtlinie wird zur Zeit im sogenannten „Trilog“ mit den Mitgliedstaaten und der EU-Kommission diskutiert. Wir fordern BM Leichtfried auf, sich für die Wahlfreiheit des Konsumenten einzusetzen und den Vorschlag des EU-Parlaments zu unterstützen.“

Sebastian Obrecht, ARBÖ Pressesprecher:

„Die Wahlfreiheit für Autobesitzer muss bestehen bleiben, alles andere wäre äußerst konsumentenfeindlich. Insbesondere die Automobilklubs, aber auch die freien Werkstätten haben im Vergleich mit Markenvertragswerkstätten ein geringes Preisniveau bei den Mechaniker-Stundensätzen, wodurch eine ausgleichende Wirkung erzielt wird und unverhältnismäßige Preissteigerungen eingebremst werden.“

Rückfragen & Kontakt:

Renate Okermüller
Tel.: 0043 664/13 81 689
rok@chello.at
Renate.okermueller@opuntia.at

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