Neue internationale „Universum History“-Koproduktion über „Vertreibung – Odsun: Die Geschichte der Sudetendeutschen“

Am 20. November um 22.35 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) Jahrhundertelang lebten sie als Nachbarn im heutigen Gebiet Tschechiens friedlich nebeneinander: Tschechen und Sudetendeutsche. Doch die deutsche Gewaltherrschaft, der Zweite Weltkrieg und die Vertreibung – auf Tschechisch Odsun/Abschub – nach Kriegsende zerstörten diese Welt. Rund drei Millionen Sudetendeutsche mussten nach 1945 ihre Heimat verlassen, rund 120.000 fanden in Österreich eine neue Heimat. Lange Zeit hatte jedes Land sein eigenes Narrativ der Geschichte. Es herrschte eine „getrennte“ Erinnerung auf die Ereignisse vor. Die neue „Universum History“-Dokumentation „Vertreibung – Odsun: Die Geschichte der Sudetendeutschen“ von Vít Poláček und Matthias Schmidt bemüht sich nun erstmals – im Rahmen eines 90-Minuten-Specials am Freitag, dem 20. November 2020, um 22.35 Uhr in ORF 2 – um eine gemeinsame Aufarbeitung. Der Film entstand als internationale Koproduktion von LOOKSfilm, MDR, Česká televize und ORF in Zusammenarbeit mit ARTE.

1945, nach Kriegsende: Es kommt zur Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung, zu Erschießungen und Übergriffen. Lange Zeit ein Tabu, Jahrzehnte gibt es keine Aufarbeitung. Unbestritten ist: Schuld und Unrecht gibt es auf beiden Seiten. „Wenn wir mit Tschechen über das Unrecht der Vertreibung der Deutschen sprechen wollen“, sagt der deutsche Historiker Michael Schwartz, „dann geht das eigentlich nur, wenn wir uns vorher klarmachen, was die deutsche Besatzungspolitik in Tschechien bis 1945 gemacht hat.“

Bis heute ist die historische Bedeutung des ehemaligen tschechoslowakischen Präsidenten Edvard Beneš sowie der „Beneš-Dekrete“, auf deren Grundlage Deutsche 1945 enteignet und entrechtet wurden, umstritten. Eine kritische Reflexion der eigenen Nachkriegsgeschichte wagt die tschechische Gruppe Antikomplex. Ihre Arbeit thematisiert, dass auch die tschechische Seite durch die Vertreibung etwas verloren hat: Davon zeugen etwa 1.000 verschwundene Siedlungen in den ehemaligen Sudetengebieten, vor allem im Erzgebirge. Königsmühle im Erzgebirge ist so etwas wie ein Symbol für die Vertreibung der Sudetendeutschen geworden. Unmittelbar nach Kriegsende wurden alle 53 Einwohner/innen von Königsmühle vertrieben. Rosemarie Ernst, vermutlich die letzte in Königsmühle geborene Deutsche, berichtet vom Trauma, das die monatelange Odyssee nach Deutschland bei ihr und vielen der Vertriebenen verursacht hat.

Die Schriftstellerin Kateřina Tučková hat sich in ihrem Roman „Gerta“ mit dem „Todesmarsch von Brünn“ beschäftigt. Dabei wurden am 1. Juni 1945 rund 27.000 deutschsprachige Einwohner/innen aus der Stadt vertrieben. Bis heute ist nicht geklärt, wie viele Menschen diesen mehr als 50 Kilometer langen Fußmarsch nicht überlebt haben. Leo Zahel ist einer dieser Überlebenden. Der in Wien lebende Zahel erinnert sich an den Marsch, aber auch daran, dass die Stadt Brünn/Brno sich 2015 bei allen Opfern entschuldigt hat.

Die internationale Koproduktion „Vertreibung – Odsun: Die Geschichte der Sudetendeutschen“ lässt deutsche, tschechische und österreichische Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Wort kommen. Dafür wurden zum Teil erstmals seit 1945 Orte des Geschehens aufgesucht. Weiters kommen die tschechische Schriftstellerin Kateřina Tučková oder Petr Mikšíček – einer der Mitbegründer der Gruppe Antikomplex – zu Wort. Historiker/innen aus den drei Ländern geben einen Einblick in den Stand der Aufarbeitung.

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