Neues Volksblatt: „Almosen“ (von Markus EBERT)

Ausgabe vom 21. August 2018

Linz (OTS) - Aus der Sicht der Wiener Pensionisten mag es durchaus seine Berechtigung haben, wenn die SPÖ eine vierprozentige Pensionserhöhung fordert. Immerhin müssen sie im nächsten Jahr drei Prozent mehr für Wasser, Abwasser und Müllabfuhr zahlen, die Erhöhung bestimmt das von der rot-grünen Stadtkoalition eingeführte Valorisierungsgesetz. Bemerkenswert ist, dass hier die SPÖ kein Problem mit einem solchen Gesetz hat, während sie etwa — als für den Pensionsantritt auch so eine Automatik angedacht wurde — lauthals dagegen zu Felde gezogen ist.
Fraglich ist, warum es für die Pensionen überhaupt so etwas wie eine Systematik gibt, wenn sich ohnehin alljährlich das gleiche Ritual abspielt: Steht der gemäß Inflation berechnete Anpassungsfaktor fest, beginnt das große Feilschen darüber, um wieviel es mehr sein darf. Dass auf die finanziellen Bedürfnisse der Bezieher sehr niedriger Pensionen Rücksicht genommen wird, versteht sich von selbst. Insgesamt aber sollte der Anpassungsfaktor, schon um seiner Sinnhaftigkeit willen, die Richtschnur sein. Außer man heißt Max Lercher und alles andere als vier Prozent ein „Almosen“. Bloß: Schaut man die letzten fünf, sechs Jahre zurück, dann sind die Pensionen stets entlang der Faktor-Tangente erhöht worden — sprich, SPÖ-Kanzler und SPÖ-Sozialminister haben nach der Logik des SPÖ-Geschäftsführers die Pensionisten mit Almosen abgespeist.

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