Neues Volksblatt: „Tonalität“ (von Markus Ebert)

Ausgabe vom 21. September 2017

Linz (OTS) - Spätestens mit dem medialen Nachspiel zum gestrigen Ministerrat sowie mit der anschließenden Nationalratssitzung ist klar: Das Wahlkampfmotto lautet bis 15. Oktober „Alle gegen Sebastian Kurz und die ÖVP“. Genüsslich wurde alles aufs Tapet gebracht, von dem man überzeugt ist, dass man damit den ÖVP-Chef und seine Partei anpatzen kann — von Parteispenden bis hin zu irgendwelchen Strategiepapieren, die schon seit geraumer Zeit kursieren. Wirklich überraschend ist das nicht, immerhin haben die Umfragen auch knapp drei Wochen vor der Wahl kein anderes Bild gezeigt als in den Wochen davor.
Dass mit zunehmend schrillerer Tonalität die Sachlichkeit in der Debatte abnimmt, ist in Vorwahlzeiten so, es ist aber schade. Denn dann könnte man etwa faktenorientiert darüber reden, dass der Kern-Vorstoß in Sachen Miet-Obergrenzen selbst bei Experten durch die Bank auf Ablehnung stößt. Oder dass die rot-grünen Erbschafts- und Vermögenssteuerphantasien in Bezug auf die erwarteten Erträge dem Praxistest nicht standhalten. Oder warum sich eigentlich erfolgreiche Unternehmer, nur weil sie einer Partei Geld spenden, an den öffentlichen Neid-Pranger stellen lassen müssen?
Schade ist die schräge Tonalität aber auch deswegen, weil es auch den Tag nach der Wahl gibt. Den Regler dann wieder auf Normal zurückdrehen zu können, wird für manche eine harte Übung.

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