Neues Volksblatt: „Zeit“ von Herbert SCHICHO

Ausgabe vom 7. Juli 2017

Linz (OTS) - Der Doppelmord von Linz ist sicher eine besonders grausame Tat: Das Ehepaar wurde erdrosselt und erstochen und dann noch angezündet. Zwei Menschen wurden bestialisch umgebracht, aber warum?
Es geht hier nicht um eine Begründung der Tat – denn es gibt keine. Es geht um das ansatzweise Verstehen, um das Motiv. Ein solches „Warum“ und die möglichen Antworten werden uns alle noch länger beschäftigen. Am meisten die Angehörigen, die diese Tat nicht nur mit Trauer, sondern auch mit Ratlosigkeit erfüllt. Und die Nachbarn, die Umgang mit Mörder und Opfern hatten. Aber auch die Kollegen und Mitarbeiter des Landesdienstes, die nun verunsichert sind. Und auch die Politik, die gestern einerseits versuchte, ein klares Zeichen gegen diesen Hass zu setzen. Aber zumindest zum Teil auch voreilig Schuldige suchte und mit Vorwürfen um sich warf. Geschehenes lässt sich leider nicht im Nachhinein verhindern. Solche Schuldzuweisungen schüren eher den Hass und säen eher Misstrauen in der Gesellschaft. Und es bringt auch nichts, sich selbst in die Opferrolle zu drängen. Was hilft, ist die Zeit. Zeit für die Trauer. Zeit aber auch für die Polizei, um die Hintergründe restlos aufzuklären. Und Zeit, um die nötigen gesellschaftlichen Konsequenzen ziehen zu können. Nehmen wir uns diese Zeit und vergiften wir nicht das gesellschaftliche Klima durch unsachliche Vorwürfe.

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