ÖIF-Diskussion mit Seyran Ateş: „Das Kopftuch bei Kindern ist Kindesmissbrauch“

Deutsche Imamin bei Podiumsgesprächen in Graz und Klagenfurt über Gleichberechtigung // Schulbesuch mit ZUSAMMEN:ÖSTERREICH und Werte- und Orientierungskurs für Flüchtlinge

Wien (OTS) Im Rahmen von zwei Podiumsgesprächen des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) in Graz und Klagenfurt diskutierte Seyran Ateş mit Moderator Köksal Baltaci von der Tageszeitung „Die Presse“ über die Herausforderungen bei der Integration von Frauen, patriarchale Strukturen im Islam und wie man diese überwinden könne. Ateş engagiert sich seit 30 Jahren als Rechtsanwältin für Frauenrechte und berät Frauen, die von Zwangsheirat oder Genitalverstümmelung betroffen sind. „Die Frauen, die zu mir kommen, sind keine Einzelfälle, diese entsetzlichen Geschichten sind nur die Spitze des Eisbergs. Muslimische Frauen sind häufiger von diesen schrecklichen Phänomenen betroffen, deshalb engagiere mich insbesondere für eine Reform des Islam. Es braucht eine zeitgemäße Auslegung.“

„Wir müssen uns für Modernisierung im Islam einsetzen“

Entscheidend dafür sei, Missstände klar anzusprechen und sich mit Problemen auseinanderzusetzen: „Wenn wir abwarten, dass eine Modernisierung von alleine passiert, wird nichts passieren. Man muss die Mächtigen herausfordern, dann kann etwas in Bewegung kommen.“ Seyran Ateş gründete vor rund einem Jahr in Berlin eine liberale Moschee, in der Männer und Frauen gemeinsam und gleichberechtigt beten können. „Ich habe diese Moschee gegründet, damit wir nicht allein den Islamverbänden, die vielfach politisch durch das Ausland beeinflusst sind, die Deutungshoheit darüber überlassen, wie der Islam in Deutschland oder Österreich auszusehen hat. Es liegt an uns Liberalen, zu zeigen, dass es nicht nur einen rückwärtsgewandten Islam gibt, sondern auch einen modernen, zeitgemäßen, der für Gleichberechtigung und Integration steht und so auch tatsächlich in Europa angekommen ist.“

„Kopftuch verhindert frei Entwicklung von Mädchen“

Ateş sprach sich in diesem Zusammenhang klar gegen das Kopftuch bei Kindern aus: „Wenn man Mädchen ein Kopftuch aufsetzt, nimmt man ihnen die Kindheit und sexualisiert sie. Man drängt sie in die Rolle eines Sexualobjekts und schränkt sie in ihrer Entwicklung ein, das ist für mich Kindesmissbrauch.“ Sie würden sich später ohne Kopftuch nackt fühlen, eine reflektierte, freiwillige Entscheidung für oder gegen das Kopftuch im Erwachsenenalter sei damit kaum möglich. Die Schule sowie der öffentliche Bereich müssten deshalb neutral bleiben, um den Kindern Raum zu geben, sich frei zu entwickeln. Neben dem Verbot des Kopftuchs brauche es aber auch die verstärkte Vermittlung von politischer Bildung: „Wir müssen jungen Menschen stärker vermitteln, was unsere Demokratie ausmacht, welche Rechte und Freiheiten in unserer Verfassung garantiert sind und was diese für uns und für unser Zusammenleben bedeuten.“

Wertekurs: „Gleichberechtigung ist zentraler Wert, das müssen Sie akzeptieren!“

Im Werte- und Orientierungskurs des ÖIF sprach Seyran Ateş mit 15 Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak über Voraussetzungen für ein erfolgreiches Leben in Österreich. „Gleichberechtigung und Selbstverantwortung sind zentrale Werte hier in Europa, in Österreich. Das müssen Sie akzeptieren, sonst wird das zu Problemen führen! Jede und jeder darf und muss selbst für sein Leben entscheiden und Verantwortung übernehmen.“ Ateş erklärte, dass auch in Europa nicht immer solche Freiheiten gegolten haben: „Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit mussten auch bei uns hart erkämpft werden! Heute garantiert Ihnen unsere Verfassung diese Rechte. Integration bedeutet, diese Rechte zu respektieren und sie zu nutzen!“

Schulbesuch: „Sprache und Bildung sind Türöffner“

Am Akademischen Gymnasium in Graz diskutierte Seyran Ateş gemeinsam mit den Integrationsbotschafter/innen Sabina Dzalto und Pujan Rohani von der Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH mit rund 90 Schüler/innen und motivierte sie, ihre Chancen in Österreich zu nutzen: „Ich kam als Gastarbeiterkind nach Deutschland. Sprache und Bildung waren für mich die Türöffner in die deutsche Gesellschaft. Wenn man eine Sprache spricht, öffnet sich eine neue Welt, man versteht erst dann die Kultur, in der man lebt.“ Sabina Dzalto und Pujan Rohani, deren Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien sowie dem Iran und Dänemark liegen, die beide auch ehrenamtlich tätig sind, motivierten die Kinder außerdem, sich freiwillig in die Gesellschaft einzubringen. Seyran Ates betonte, dass gerade Mädchen gefordert seien, ihre Chancen in der Schule zu nutzen: „Ich habe mich als Mädchen oft meinen Brüdern unterordnen müssen, habe immer dafür kämpfen müssen gleichberechtigt zu sein. Ihr habt heute viele Chancen, nutzt sie! Unser Ziel muss sein, dass Burschen und Mädchen gleichberechtigt sind.“

 

Rückfragen & Kontakt:

Österreichischer Integrationsfonds
Aleksandra Klepic
+43 676 918 88 48
aleksandra.klepic@integrationsfonds.at

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