Ökostrom ausbauen – aber die Netze entlasten

Wenn die Energiewende zügig verwirklicht werden soll, muss die Netzinfrastruktur effizienter genutzt werden, fordert Wolfgang Trimmel, Geschäftsführer von Netz Burgenland.

Wien (OTS) Den Verteilernetzen kommt eine entscheidende Rolle bei der Verwirklichung der Ziele zu, die in der #mission 2030 festgelegt wurden. Wenn Österreich ab 2030 seinen gesamten Strombedarf bilanziell aus erneuerbaren Quellen decken will, muss nicht nur die Produktion von Wind- und Sonnenenergie massiv ausgebaut werden. Vielmehr muss auch die Netz-Infrastruktur mit diesem Ausbau Schritt halten. Um hier Verzögerungen und unnötige Mehrkosten zu vermeiden, brauchen die Netze bessere Rahmenbedingungen, damit die Infrastruktur effizienter genutzt werden kann, forderte der Geschäftsführer von Netz Burgenland, Wolfgang Trimmel, beim Energiepolitischen Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit am 2. September 2021.

„Wir steuern auf Engpässe zu, die den Ökostromausbau verzögern könnten“, warnte Trimmel. Im Burgenland, wo viele Regionen topografisch für Windstrom besonders gut geeignet sind, hat bereits jetzt die Produktion sowohl den Bedarf als auch die Netzkapazitäten überholt. „Die Produktion von Ökostrom liegt im Burgenland um 45% über dem gesamten Stromverbrauch des Landes“, rechnete Trimmel vor. Die Aufnahmekapazität der Verteilernetze ist derzeit ausgeschöpft: „Die Anfragen für die weitere Einspeisung von Ökostrom-Anlagen liegen um ein Vielfaches über der bestehenden Netzkapazität.“

Zwar wird das Netz zügig ausgebaut, doch dieser Ausbau braucht Zeit. Trimmel: „Allein für einen neuen Transformator müssen wir mit Lieferzeiten von mehr als einem Jahr rechnen. Genehmigungsverfahren für neue Umspannwerke oder eine neue Leitung dauern mindestens jeweils 3 Jahre.“ So lange würde auch der weitere Ökostrom-Ausbau auf Eis liegen, wenn keine anderen Lösungen gefunden werden.

Solche Lösungen sind rein technisch bereits gefunden. Sie würden aber veränderte rechtliche Rahmenbedingungen erfordern, sagte die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, Brigitte Ederer: „Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz ist ohne Zweifel ein Meilenstein auf dem Weg zu den Klimazielen. Aber dort geht es vordringlich um die Produzenten. Die Frage, wie der Ökostrom zu den Konsumenten kommt, wird nur am Rande behandelt.“

Infrastruktur effizient nutzen

So könnten die Netze entlastet und Kapazität freigemacht werden, wenn die Netzbetreiber in erhöhtem Ausmaß das Recht erhalten, Lastspitzen abzuregeln. Die Stromerzeugung aus Sonne und Wind ist sehr hohen Schwankungen ausgesetzt. Eine dynamische Leistungsregelung würde dafür sorgen, dass die selten auftretenden besonders hohen Leistungsspitzen das Netz nicht belasten. Dieses kann dadurch in Summe mehr Strom aufnehmen.

Eine weitere Möglichkeit sieht Trimmel in einer veränderten Tarifstruktur, die netzschonendes Verbraucherverhalten finanziell belohnt. Dazu sollte die Netzgebühr je nach maximal in Anspruch genommener Leistung gestaffelt werden. Bei Anwendungen wie dem Laden von E-Mobilen könnten Verbraucher günstigere Tarife erhalten, wenn sie den Netzbetreibern die Möglichkeit einräumen, direkt einzugreifen und die Ladezeiten optimierend zu steuern.

Wasserstoff als Speichermedium

Als langfristige Lösung wünscht sich Trimmel die Nutzung von Wasserstoff zur Speicherung von Strom, der im Moment der Erzeugung nicht verbraucht werden kann. Für Netz Burgenland wäre das eine rasch umsetzbare Möglichkeit, um das Netz massiv zu entlasten und die überschüssige Energie langfristig zu speichern. Für ein solches Projekt am Standort Neusiedl am See liegen bereits konkrete Machbarkeitsstudien vor. Eine Elektrolyse-Anlage mit 300 MW Leistung würde das Netz ausreichend entlasten, um 75 Windräder, die in Hybrid-Schaltung mit Photovoltaik gekoppelt sind, zusätzlich ans Netz zu nehmen.

Der produzierte Wasserstoff kann später wieder in Strom umgewandelt werden, er könnte aber auch zur Produktion von synthetischem Treibstoff dienen und würde für jährlich 120.000 Tonnen klimaneutrales Kerosin reichen. Wasserstoff lässt sich in bestehenden Gaspipelines wesentlich einfacher und effizienter transportieren als Strom.

Für die Verwirklichung einer solchen Anlage fehlen derzeit allerdings die rechtlichen wie auch die finanziellen Voraussetzungen. „Österreich braucht eine Wasserstoffstrategie“, mahnt deshalb Trimmel ein, „nur so können wir die Energiewende zu vertretbaren Kosten bewältigen“.

Das Forum Versorgungssicherheit ist die gemeinsame Plattform von fünf Verteilernetzbetreibern: Wiener Netze, Netz Niederösterreich, Netz Burgenland, Linz Netz und Netz Oberösterreich.

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