Pädagogikpaket passiert Nationalrat unter Kritik der Opposition

Faßmann lobt rundes Gesetzespaket

Wien (PK) Zu mehr Objektivität und Transparenz bei der Leistungsbeurteilung in Volksschulen und Mittelschulen soll laut Regierung das sogenannte Pädagogikpaket 2018 führen, das ÖVP und FPÖ trotz umfassender Kritik der Opposition heute im Nationalrat besiegelt haben. Geplant sind damit wieder Ziffernnoten ab dem zweiten Semester der 2. Volksschulklasse, wobei negative Jahreszeugnisnoten bereits dann zum Wiederholen der Klasse führen können. Neben einer besseren Vergleichbarkeit der Beurteilung will die Regierung sicherstellen, dass Förderbedarf bei SchülerInnen frühzeitig entdeckt und mit obligatorischem Förderunterricht behoben wird. An den Mittelschulen, wie die Neuen Mittelschulen künftig heißen sollen, will Bildungsminister Heinz Faßmann die Notenzahl von 7 auf 5 reduzieren, die Differenzierung in „Standard“ und „Standard AHS“ ab der zweiten Klasse einführen und zusätzlich eine dauerhafte Gruppenbildung der SchülerInnen anhand ihrer Leistungsniveaus in den Pflichtfächern ermöglichen. Überdies sieht die Schulrechts-Sammelnovelle mit Verweis auf die Ausbildungspflicht bis 18 ein freiwilliges 10. Schuljahr an Polytechnischen Schulen vor.

Faßmann erfreut über freiwilliges 10. Schuljahr am Polytechnikum

Für Bildungsminister Faßmann handelt es sich um ein „rundes“ Gesetzespaket, das nicht nur die Außenwirkung der Mittelschulen sicherstelle sondern auch Leistungsorientierung in diesen Schulen ermögliche, wodurch der Druck der Eltern, ihr Kind in ein Gymnasium zu schicken, sinke. Die Einführung eines freiwilligen zehnten Schuljahres an polytechnischen Schulen erhalte Lob aller Parteien, unterstrich Faßmann. Aus seiner Sicht ist auch die Möglichkeit, eine Klasse der Volksschule zu wiederholen, sinnvoll, wenn dies erforderlich ist.

SPÖ, NEOS und JETZT kritisieren bildungspolitischen Rückschritt

Anders als der Minister sah es die Opposition. SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid kann zwar einige positive Aspekte – wie den verpflichtenden Förderunterricht, regelmäßige Eltern-LehrerInnen-Gespräche und das freiwillige 10. Schuljahr an Polytechnischen Schulen erkennen. Der Rest sei allerdings eher enttäuschend und ein Rückschritt ins 20. Jahrhundert, wie sie es bezeichnete. So erfahre man aus Ziffernnoten keine Stärken und Schwächen, ein Sitzenbleiben, das ab der 2. Klasse ermöglicht wird, wirke sich demotivierend auf die Kinder aus. Außerdem werde der „A- und B-Zug“ in den Mittelschulen wieder eingeführt, kritisierte Hammerschmid. Ähnlich sah dies auch Fraktionskollege Erwin Preiner, der das neue Gesetzespaket als „Retro-Bildungspolitik“ ansah, denn Sitzenbleiben in der Volksschule löse Probleme aus, statt diese zu beseitigen.

Die Ziele aller Parteien seien die gleichen, nur die Methoden unterscheiden sich, zog Christian Kovacevic (SPÖ) den Schluss. Die Zukunft der Kinder solle gestärkt werden, frühe Auslese durch Leistungsdruck habe jedoch negative Wirkungen. In diesem Sinne plädierte er dafür – anstelle der geplanten Änderungen – das bestehende Konzept auszubauen.

Das Schulsystem brauche Veränderung, sagte NEOS-Bildungssprecher Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, allerdings nicht in Form einer „rückwärtsgewandten Politik“. In diesem Feld müsse stärker auf PädagogInnen und auf deren Autonomie vertraut werden, forderte Hoyos-Trauttmansdorff, der Ziffernnoten ebenso kritisch sieht wie die Form der Entscheidung „ohne Evidenz“ und über die Köpfe der jungen Menschen hinweg.

Die Schule müsse den Nährboden für selbstbewusste, mündige Menschen bilden, betonte Stephanie Cox (JETZT). Es geht ihr um Fähigkeiten wie Empathie, Kreativität und Lösungskompetenz, um Kinder für die Zukunft zu wappnen, und in diesem Sinne um ein Gesamtkonzept. Stattdessen werde der Druck auf SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern erhöht. Ziffernnoten und Sitzenbleiben bezeichnete Cox ebenso als Rückschritt und sprach sich dafür aus, auch die SchülerInnen als Betroffene zu Wort kommen zu lassen.

ÖVP und FPÖ: Leistungsdifferenzierung an Mittelschulen bietet neue Chancen

Mit Ziffernnoten würden klare und präzise Aussagen getroffen, strich ÖVP-Bildungssprecher Rudolf Taschner hervor. Es handle sich dabei um eine Art gutachterliche Tätigkeit der LehrerInnen, die entgegen den Befürchtungen von Sonja Hammerschmid sehr wohl dem Kind mitteilen könnten, dass damit die Leistung und nicht die Person beurteilt wird. Auch die zwei Leistungsniveaus, so Taschner, seien sinnvoll und hätten nichts mit einem sozialen Auf- oder Abstieg zu tun wie kritisiert wurde, zumal die Durchlässigkeit gegeben sei. Die Intention sei jedenfalls eine anspruchsvolle Schule, in diesem Sinne würde jetzt begonnen, die Struktur zu schaffen.

Angelika Kuss-Bergner (ÖVP) richtete sich in ihrer Wortmeldung an Österreichs Pädagoginnen und Pädagogen, die sie mit dem neuen Gesetz unterstützen möchte. Es könne förderlich sein, einem Kind ein Jahr Zeit zu geben, sagte sie bezüglich der Wiedereinführung des Sitzenbleibens ab der zweiten Klasse Volksschule und lobte sowohl die Neuerungen bei der Leistungsbeurteilung als auch die Leistungsdifferenzierung in den Mittelschulen.

Das Gesetzespaket sei ein klares Bekenntnis zu einem differenzierten Bildungssystem, sagte Gertraud Salzmann (ÖVP) aufgrund der Einführung der beiden Standards in den Mittelschulen. Die Durchlässigkeit zwischen den Gruppen biete den SchülerInnen mehr Chancen, ergänzte Fraktionskollegin Maria Theresia Niss, erkannte aber weiteres Verbesserungspotential um die Kinder optimal auf das Leben vorzubereiten. So sind für Manfred Hofinger (ebenfalls ÖVP) motivierte LehrerInnen der Schlüssel zum Erfolg.

FPÖ-Bildungssprecher Wendelin Mölzer entgegnete Sonja Hammerschmid, dass ein Kind jedenfalls dann demotiviert sein werde, wenn es mit 15 Jahren nicht sinnerfassend lesen könne. Daher sei eine Kursumkehr nötig, abseits einer „Kuschel- und Wohlfühlpädagogik“ hin zu einem pragmatischen Ansatz mit Sachverstand. „Das Leben ist kein Ponyhof“, so Mölzer, das beginne eben leider bereits schon in der Schule. Mit den Ziffernnoten seien Leistungen besser einzuordnen, dazu werde das Eltern-Lehrer-Gespräch und das freiwillige 10. Schuljahr eingeführt, unterstrich der FPÖ-Abgeordnete. Es gelte, Kinder für die Herausforderungen der Zukunft zu rüsten.

Die Bildungspolitik der SPÖ sei massiv gescheitert, sagte Gerald Hauser (FPÖ) und erkannte insbesondere Vorteile an der Verbreiterung der Beurteilungssysteme. Regeln einzuhalten, sei auch im Beruf notwendig, unterstrich Peter Wurm (FPÖ) die Notwendigkeit, dies bereits in der Schule zu lernen.

Die Durchlässigkeit im Bildungssystem werde durch die Novelle verbessert, so Christian Schandor (FPÖ). Durch das 10. Schuljahr am Polytechnikum würden die Chancen für eine Lehrstelle erhöht, da die SchülerInnen dann kein negatives Zeugnis herzeigen müssen. Das Gesetzespaket wurde schließlich mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ angenommen. (Fortsetzung Nationalrat) mbu/gro

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