Schriftsteller Robert Menasse führt in ORF/3sat-Doku durch Brüssel und an die Schauplätze seines Erfolgsromans „Die Hauptstadt“

„Robert Menasse – Mein Brüssel“ am 9. Oktober um 22.25 Uhr in 3sat

Wien (OTS) - In der von Günter Schilhan gestalteten ORF/3sat-Dokumentation präsentiert Schriftsteller Robert Menasse am Dienstag, dem 9. Oktober 2018, um 22.25 Uhr in 3sat „sein“ Brüssel und führt an die Schauplätze seines Erfolgsromans „Die Hauptstadt“. Menasse trifft auf Künstler, Politiker und Historikerinnen. Vom prachtvollen Hauptplatz, der Grand Place, ins belebte Vergnügungsviertel Matonge und in die Büros der EU-Institutionen:
Menasse, selbst ein glühender Europäer und gleichzeitig ein Kritiker der heutigen EU, zeigt Brüssels Vielfalt und macht sich Gedanken über Europas Zukunft.

„Brüssel ist der Ort, wo Politik gemacht wird, die auch in mein Leben in Wien hineinregiert. Es hat mich beschämt, obwohl ich glaube, ein aufgeweckter Zeitgenosse zu sein, dass ich nicht gewusst habe, wie die EU wirklich funktioniert oder warum vieles nicht funktioniert. Ich habe mir gedacht, ich muss nach Brüssel, in den Maschinenraum, in dem meine Lebensbedingungen produziert werden“, gibt der österreichische Schriftsteller Robert Menasse zu. Im Frühjahr 2010 zieht er nach Brüssel und wohnt dort mit Unterbrechungen bis 2016, um seinen Roman „Die Hauptstadt“ zu schreiben. 2017 wird er dafür mit dem deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Das Werk gilt als erster Schlüsselroman über das europäische Einigungsprojekt und die Institutionen der EU. Robert Menasse führt in der Dokumentation zu den Schauplätzen seines Romans und gibt Einblicke in die wichtigsten EU-Institutionen, die in Brüssel ihren Sitz haben.

Brüssel gilt als „Hauptstadt der Europäischen Union, darf diesen Titel aber nicht offiziell führen. Die Stadt mit ihren 1,2 Millionen Einwohner/innen ist verwaltungstechnisch eigentlich eine von drei belgischen Regionen – neben Flandern und der Wallonischen Region – und besteht aus 19 verschiedenen Städten mit eigenen Bürgermeistern. Brüssel ist neben den EU-Institutionen auch Sitz der NATO. Brüssel ist eine reiche Stadt – und dennoch lebt ein Drittel der Einwohner unter der Armutsgrenze. Keine andere Großstadt Europas hat einen so hohen Ausländeranteil wie Brüssel. 55 Prozent der Bewohner/innen wurden im Ausland geboren. Die meisten Immigranten kommen aus Frankreich, Marokko und Rumänien. 104 Sprachen werden hier gesprochen.

Menasse gibt zu, aufgrund von Medienberichten mit gewissen Vorurteilen vor allem gegenüber dem Beamtenapparat nach Brüssel gekommen zu sein. Doch das Bild hat sich im Laufe der Recherchen gewandelt: „Es ist erstaunlich, welches Misstrauen gegenüber den europäischen Beamten von den Bürgern in den verschiedenen Ländern gepflegt wird. Die Europäische Kommission hat zur Verwaltung eines ganzen Kontinents weniger Beamte als die Städte Wien, München oder Paris zur Verfügung. Man kann hier keinen Job bekommen, weil man den Schwager eines Tennisclub-Freundes kennt. Man muss ein strenges Auswahlverfahren absolvieren, den ,Concours‘, zu dem jährlich 30.000 Menschen antreten, und nur 100 bis 150 bekommen einen Job. Die meisten sprechen fünf Sprachen und haben Top-Universitäten absolviert. Ich habe große Hochachtung vor diesen Menschen.“

Robert Menasse ist vom Grundgedanken des europäischen Einigungsprozesses überzeugt. Er kritisiert jedoch scharf, dass es bis heute nicht gelungen sei, nationale Interessen für ein europäisches Gemeinschaftsprojekt hintanzustellen. Der österreichische Schriftsteller hat sich im Lauf der Jahre in die belgische Hauptstadt verliebt, obwohl oder gerade weil man diese Stadt zu wenig kennt und ein falsches oder gar kein Bild von ihr hat:
„Wenn man an London, Paris oder Wien denkt, hat man Bilder vor Augen. Von Brüssel hat man kein Bild. Das Atomium oder Manneken Pis sind keine Stadtbilder, sie spielen auch im Alltag keine Rolle. Ich kam zum ersten Mal in meinem Leben in eine Stadt, von der ich nichts wusste, kein Bild hatte und es daher nie ein Déjà-vu gab. Heute liebe ich diese Stadt. Hier verdichten sich in unzähligen Details die Grundwidersprüche unserer Epoche: der Glanz der Grand Place, die großen sozialen Widersprüche, die Gegensätze zwischen Arm und Reich, den Krisengewinnlern und jenen, die zurückbleiben. Das Gefühl, was es heißt Europäer zu sein, empfindet man hier deutlicher als anderswo.“

Für den Film unternimmt Robert Menasse einen Streifzug durch die belgische Hauptstadt. Er führt die Zuseher zur Place Sainte-Catherine, wo der Roman „Die Hauptstadt“ seinen Anfang nimmt und der Autor seine erste Wohnung hatte, in das EU-Viertel, in das kürzlich eröffnete Haus der Europäischen Geschichte, auf die prachtvolle Grand Place, den Hauptplatz von Brüssel, in das afrikanische Viertel Matonge oder auch nach Molenbeek, wo die Drahtzieher der Terroranschläge von Paris und Brüssel lebten und wo die Bewohner heute gegen das Image eines „Terrornests“ ankämpfen. Menasse trifft für den Film Gesprächspartner wie die EU-Parlamentarier Guy Verhofstadt, Othmar Karas und Elmar Brok, den EU-Kommissar Johannes Hahn, den Sozialarbeiter Johan Leman oder den Künstler Kurt Ryslavy.

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