Schule so noch nie dagewesen – Erfahrungen aus der Krise als Chance nützen! | Österreichische Liga für Kinder

Die Österreichische Kinderliga sieht in den Erfahrungen mit Distance Learning eine große Chance, Schulunterricht neu zu gestalten, um SchülerInnen psychisch und sozial zu entlasten.

Als Kinderliga stellen wir uns die Frage, wie den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen Rechnung getragen werden kann, wenn die Schulen unter den derzeit geforderten Auflagen zur Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen wieder öffnen

Dr.in Caroline Culen, Geschäftsführerin Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit

Statt zu überlegen, wie man den bisherigen Fachunterricht unter Einhaltung aller Auflagen schnellstmöglich wieder abhalten kann, bietet sich jetzt die Möglichkeit, aufbauend auf den Erfahrungswerten der letzten Wochen, auszuprobieren, wie Schule auch anders, teamorientierter, selbstbestimmter, lustvoller erlebt werden kann.

Dr.in Caroline Culen, Geschäftsführerin Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit

Wien (OTS) Seit 24.4.2020 steht der endgültige Fahrplan für die schrittweise Öffnung der Schulen fest. Die Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit (Kinderliga) begrüßt, dass die durch den Lockdown bedingte häusliche Isolation, die Kinder und Jugendliche mit großer Solidarität auf sich genommen haben, aufgeweicht wird.

Gerade im pädagogischen Bereich stellt die Gratwanderung zwischen Ermöglichen und Verbieten die Verantwortlichen vor große Herausforderungen. Die Wiederaufnahme des Schulbetriebs soll unter zahlreichen Auflagen zur Einhaltung der COVID19 Sicherheitsmaßnahmen erfolgen: Mundschutz, Abstand halten, strenge Gruppentrennung, kein Musizieren, kein Turnunterricht. Bewegungsfreiheit, spielerisches Toben, körperlicher Kontakt, vertrauliche Gespräche, erwachsenenfreie Zonen, Autonomieerweiterung werden nicht möglich sein. „Als Kinderliga stellen wir uns die Frage, wie den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen Rechnung getragen werden kann, wenn die Schulen unter den derzeit geforderten Auflagen zur Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen wieder öffnen“, gibt Dr.in Caroline Culen, Psychologin und Geschäftsführerin der Kinderliga, zu Bedenken.

Die Öffnung der Schulen scheint sowohl den Eltern geschuldet als auch dem Aspekt, dass die soziale Funktion von Schule vermehrt ins Bewusstsein rückt. Werden Kinder und Jugendliche befragt, was ihnen in der Krise am meisten fehlt, kommt als erste Antwort doch meistens: die Freunde. Die Sehnsucht nach Freundinnen und Freunden, vermehrtem Bewegungsfreiraum und einer gewissen Autonomie auch von Eltern und Familie – allesamt entwicklungsbedingt besonders starke Bedürfnisse von Kindern – sind in den letzten Wochen groß geworden.

Schulalltag macht(e) krank

Auch wenn Freundinnen und Freunde vor allem in der Schule, als wichtigem Lebensort aller Kinder, getroffen werden, ist es dennoch erstaunlich, dass gerade Schule derzeit als der alleinig seligmachende Lebensraum für Kinder und Jugendliche dargestellt wird“, zeigt sich Culen erstaunt. Die österreichische Gesundheitsbefragung von Schülerinnen und Schülern (HBSC Studie 2018) zeigt, dass Schule auch Belastung darstellt, die mit zunehmendem Alter steigt. Während sich die überwältigende Mehrheit der Zehn- bis Zwölfjährigen noch gar nicht oder nur ein bisschen belastet fühlt, geben mehr als ein Drittel der bis Vierzehnjährigen an, ziemlich oder sehr stark durch die Schule belastet zu sein. Psychosomatische Beschwerden, Stress, Leistungsdruck, Notenstress sind Beschwerden, die bei Kindern und Jugendlichen auftreten. Schule wie Kinder und Jugendliche sie erlebten, konnte neben viele positiven Aspekten auch belastend sein.

Nicht zurück zur Tagesordnung

Die Kinderliga begrüßt die Prämisse des Bildungsministers „Weniger ist mehr“ im Bezug auf den Lernstoff. Die ExpertInnen der Kinderliga plädieren, in den Wochen zwischen Schulöffnungen und Sommerferien nicht die viel gepredigte „neue Normalität“ zu leben, sondern die Chance zu nützen, die Zeit der Schulschließungen zu reflektieren und gemeinsam aufzuarbeiten. Culen dazu: „Statt zu überlegen, wie man den bisherigen Fachunterricht unter Einhaltung aller Auflagen schnellstmöglich wieder abhalten kann, bietet sich jetzt die Möglichkeit, aufbauend auf den Erfahrungswerten der letzten Wochen, auszuprobieren, wie Schule auch anders, teamorientierter, selbstbestimmter, lustvoller erlebt werden kann.“ Für Culen besteht die Vermutung, dass auch viele PädagogInnen und LehrerInnen sich das wünschten. Lernen hat mit emotionaler Sicherheit zu tun. In einer sicheren Umgebung und von Menschen, die wir mögen, lernen wir lieber und mehr.

Aufarbeitung des Lockdowns

Wenn die Prämisse stimmt, dass viele Schülerinnen und Schüler derzeit in Situationen leben müssen, die ihre physische und psychische Gesundheit gefährden, ist es umso wichtiger in der Schule statt mit Business as usual zu starten, Krisenintervention durch KinderschutzexpertInnen und PsychologInnen anzubieten“, so Culen. Dennoch ist zum Glück davon auszugehen, dass für die meisten Kinder und Jugendlichen in Öst erreich Familie der Ort ist, zu dem sie sich zugehörig fühlen, Geborgenheit, Freude und Unterstützung erleben.

Erfahrungen aus dem Distance Learning gemeinsam evaluieren und integrieren

Für die Kinderliga besteht die große Chance darin, auf Basis der von allen Beteiligten gemachten Erfahrungen der Wochen des E-Learnings Schule neu zu gestalten – nachdem in den vergangenen Jahren viele Reformideen in den Schubladen gelandet sind.

Was wurde als besonders herausfordernd empfunden? Was hat gut funktioniert und sollte in den Unterricht übernommen werden? Wo liegen die Chancen für ein Umdenken und eine wirkliche Reform der Unterrichtsmethoden? Wo können Pädagoginnen und Pädagogen von und mit den Schülerinnen und Schülern lernen? Eltern könnten als KooperationspartnerInnen anders gesehen werden, auch sie haben einiges an Erfahrungswerten einzubringen. Manches war neu und bedeutete eine Umstellung für alle Beteiligten. Vieles war herausfordernd. Und Einiges hat überraschend gut funktioniert.

Die Erfahrungen des krisenbedingten Lockdowns sind eine unerwartete aber schon längst notwendige Gelegenheit, alternative Formen von persönlicher und fachlicher Bildung zuzulassen und neue Strukturen und Prozesse zu schaffen, die Schülerinnen und Schüler psychisch und sozial entlasten.

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