Social-Media-Kommunikation im Wahlkampf: „Wir glauben, was wir glauben wollen.“

APA-CommConnect-Branchenfrühstück über politische Kommunikation, digitalen Populismus und die Mechanismen Sozialer Medien

Wien (OTS) Social-Media-Kommunikation ist heute fixer Bestandteil politischer Kampagnen. Wie und warum politische Kommunikation im sozialen digitalen Umfeld funktioniert und wie Unternehmen dieses Know-how für sich nutzen können, darüber sprachen heute, Dienstagvormittag, Expertinnen und Experten aus Medien, Politik und Consulting beim APA-CommConnect-Branchenfrühstück in der Labstelle in Wien.

Die Sichtbarkeit der Spitzenpolitikerinnen und -politiker in Sozialen Netzwerken rund um die Nationalratswahl (1. September bis 31. Oktober) zeigte Klemens Ganner, Geschäftsführer des Media-Intelligence-Unternehmens APA-DeFacto, eingangs anhand einer Analyse der wichtigsten Social-Media-Plattformen auf. Die mit Abstand stärkste Präsenz (Beiträge mit namentlicher Erwähnung) erreichte dabei Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (38.686), gefolgt von Pamela Rendi-Wagner (13.053), Norbert Hofer (7.619), Werner Kogler (6.243) und Beate Meinl-Reisinger (3.158).

Keynote-Speaker Peter Köppl, Gründer und Geschäftsführer von Mastermind Public Affairs Consulting und Präsident der Österreichischen Public Affairs Vereinigung, sieht „in einer Zeit, in der sich die Technologie exponentiell und schneller entwickelt, als die Politik damit umgehen kann, Demokratien unter Druck“. Eine Ursache liege in den langen Zyklen, in denen Politik kommuniziert. „Die dadurch frustrierten Wähler folgen jenen, die einfache Botschaften vorgeben. Brexit wäre ohne Social-Media-Kommunikation nicht möglich gewesen.“ Laut Köppl tendieren Wählerinnen und Wähler zu der Meinung, dass demokratische Prozesse ihnen nicht mehr helfen, ihre Probleme zu lösen, „nur noch zehn Prozent der Menschen vertrauen politischen Parteien“, so der Stratege. „In der Erregungs- und Aufmerksamkeitsökonomie zählt die kreative Involvierung der Wählerinnen und Wähler mehr als Fakten und Informationen.“ Das spiele dem digitalen Populismus in die Hände. Köppl bezeichnete diese Entwicklung als „Segen für Campaigner und Kommunikatoren, die über Social Media direkt und an allen Filtern vorbei kommunizieren könnten. Wo auf zu viel Emotionalität Wert gelegt wird, gehen die Fakten verloren.“

In Sozialen Medien sieht der Public Affairs-Experte vor allem auch eine alte kommunikationspsychologische Logik bestätigt: „Wir glauben, was wir glauben wollen.“

Die Grundlagen erfolgreicher Kampagnen, die Cicero bereits 64 v.u.Z. beschrieb, seien noch heute ungebrochen gültig: „Versprich allen alles, schmeichle den Wählern ungeniert, gib den Menschen Hoffnung, suche breite Unterstützung, es kommt vor allem auf gute Kommunikation an“.

In der anschließenden Podiumsdiskussion nannte Alexis Johann, Behavioral Designer und Partner bei Fehr Advice, die Reduktion der Komplexität als Treiber in Sozialen Netzwerken. „Trump kommuniziert scheinbar auf Augenhöhe, was identitätsstiftend wirkt.“ Wahlen gewinne man heute mit drei sich gegenseitig verstärkenden Faktoren: Kopf, sprich Themen und Lösungen, Herz, sprich Sympathie, und einer Community, d.h. dem Gefühl der Gruppenzugehörigkeit.

Die Kommunikationswissenschaftlerin Marion Breitschopf, MediaClan, rät der Politik sowie Unternehmen, sich in Sozialen Medien auf ihre Kernthemen zu konzentrieren. „Eine Softanalyse des Social Media Accounts der SPÖ hat beispielsweise ergeben, dass diese ihre Kernbotschaften verschwiegen hatte.“

Der Kampagnenmanager Lukas Holter betreut mit seinem Campaigning Büro Kunden aus Politik, Wirtschaft und NGOs. Er sieht den Erfolg des türkisen Parteiobmanns im jüngsten Wahlkampf „trotz schwieriger Ausgangssituation auf einem unsichtbaren Fundament gründend, das bereits 2013 und 2017 aufgebaut wurde und wo es gelungen ist, Beziehungen zu den Wählerinnen und Wählern aufzubauen und zu pflegen“.

Eine „andere“ Realität brachte Anna-Maria Wallner, CvD und Leiterin des Debattenressorts bei der Tageszeitung „Die Presse“ ein. „Während ‚Die Presse‘ viele digitale Kanäle bespielt, funktioniert das Debattenressort noch analog, d.h. über Telefon, Leserbrief und E-Mail. Das Feedback ist selten kongruent, was per Brief ein Aufreger ist, sorgt auf Twitter nicht mal für ein Hüsteln.“

Kontroversen lieferten sich Podium und Publikum über die Begriffscharakteristik von „Message Control“. Was die einen als wichtigen Bestandteil des Kampagnenwortschatzes propagieren, stufen die anderen als demokratiegefährdend ein. Fake News tritt man laut Wallner mit dem klassischen journalistischen Prinzip der „Verifizierung“ entgegen.

Ein wichtiger Faktor für den Erfolg von Sozialen Medien sei deren Dialogkraft. Für Johann gibt es dafür „kein besseres Medium“. Laut Breitschopf gilt das zwar für Twitter, nicht aber für Instagram, wo es „mehr um Inszenierung und klassische Wahlwerbung geht“. Holter sieht Social Media optimal geeignet, um Menschen niederschwellig zu erreichen und Interessierte in der Folge in jene „Kanalwelt“ zu bringen, in der Inhalt und Tiefe geboten werden.

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