Stellungnahme von Gerhard Baumgartner | Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), 04.07.2021

Zum Bericht des ORF über Kritik an der Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte

Wien (OTS) Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes distanziert sich dezidiert von den im Artikel „Ein Stein des Anstoßes“ vom 4.7.2021 um 7h34 auf orf.at aufgestellten Behauptungen und Darstellungen von Problemen und Kritikpunkten rund um die sogenannte Namensmauer der österreichischen Opfer der Shoah.

Der Artikel stellt eine vollkommen unzulässige Verquickung von Tatsachen, von angeblich geäußerten Kritikpunkten und politischen Schlussfolgerungen der Redakteurin dar.

Das DÖW und seine MitarbeiterInnen geben zu keinem Zeitpunkt anonyme Interviews und lehnen diese Praxis dezidiert ab. Einige der im Artikel angesprochenen Punkte stammen anscheinend aus einem unauthorisierten Hintergrundgespräch mit einem Mitarbeiter des DÖW über die Herausforderungen bei der Erstellung historischer Opferdatenbanken.

Andere Kritikpunkte beruhen auf angeblichen Gesprächen mit Wiener „Zeithistorikerinnnen und -historikern“ in „renommierten österreichischen Institutionen“, die nicht bereit gewesen wären, offen zu ihrer Meinung zu stehen. Dies unterstellt ein wissenschaftspolitisches Duckmäusertum der „Wiener Zeithistorikerinnen und -historiker“ und insinuiert gleichzeitig ein Klima der Angst vor etwaigen Repressionen in den geschichtswissenschaftlichen Forschungseinrichtungen der Stadt. Beides muss als völlig aus der Luft gegriffen zurückgewiesen werden.

Sollten diese Behauptungen auf so genannten „journalistischen Hintergrundgesprächen“ beruhen, so wurde hier anscheinend das Vertrauen der betroffenen Historikerinnen und Historiker missbraucht und Details unauthorisiert wiedergegeben. Da die einzelnen Kritikpunkte keiner bestimmten Person zugeordnet werden können, wird hier die Zunft als solche quasi in Gruppenhaft genommen, ohne sich dagegen konkret wehren zu können.

Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes bekennt sich vorbehaltlos zur Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte. Die auf diesem Denkmal wiedergegebenen Namen beruhen auf jahrzehntelangen, aus öffentlichen Mitteln finanzierten Forschungen des DÖW.

Der Aspekt, dass auf der Shoah-Namensmauer nur der jüdischen Opfer gedacht werde und es nicht für sämtliche anderen Verfolgungsopfer des NS-Regimes gleichwertige Mahnmale gebe, ist grundsätzlich diskutierenswert. Eine solche Erweiterung der Denkmallandschaft ist insbesondere mit den Vertretungsorganisationen dieser Opfergruppen zu verhandeln. Ich kann mich aber nicht entsinnen, dass deswegen auch nur eine einzige Vertretungsorganisation dieser Opfergruppen Kritik an der Shoah-Namensmauer geäußert hätte.

Durch diesen Rundumschlag aber wurden die Wiener Zeitgeschichtsforschung, die Gedenkkultur des Landes und der Stadt, vor allem aber auch der Initiator des Projekts Kurt Tutter leichtfertig desavouiert und die gesamte Initiative in ein schlechtes Licht gerückt. Der ORF und vor allem die befasste Redaktion von orf.at, die diesen Beitrag der Redakteurin abgesegnet hat, haben mit dieser unprofessionellen und bis dato im ORF unüblichen Art der Berichterstattung allen Betroffenen einen echten Bärendienst erwiesen.

Dr. Gerhard Baumgartner

Wissenschaftlicher Leiter – DÖW

Rückfragen & Kontakt:

christine.schindler@doew.at

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Quelle

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