TIROLER TAGESZEITUN: Leitartikel vom 29. August 2017 von Angela Dähling – Wenn Wachstum seine Grenze erreicht

Innsbruck (OTS) - Der tägliche Stau im Zillertal ist eine Folge des unaufhörlichen touristischen Wachstums. Der Massentourismus hat das Tal fest im Griff. Straßenbaulösungen sollen die Folgen lindern, die Ursache blieb bisher unangetastet.

Stillstand herrscht fast tagtäglich in einem Tal, das sich damit rühmt, das aktivste Tal der Welt zu sein. Und während die Zillertaler beim Ausbau der Liftkapazitäten und bei den Nächtigungszahlen immer weiter Gas geben, stehen die durchschnittlich 18.500 Autofahrer auf der B169 ständig auf der Bremse. Verwunderlich ist das nicht. Die Nächtigungen stiegen auf mittlerweile 4,5 Millionen an. Die meisten Gäste reisen mit dem Auto an und nutzen es im Sommer teilweise täglich, um Ausflugsziele zu erreichen. Und viel Verkehr in dem mehr als 36.000 Einwohner zählenden Tal ist hausgemacht, nicht zuletzt durch mehr als 11.000 Aus- und rund 9000 Einpendler. Denn Arbeitsplätze außerhalb des Tourismus und damit zusammenhängenden Branchen (Lebensmittel, Baugewerbe) sind hier rar. Gut bezahlte auch. Der Tourismus, der das Tal fest in der Hand hat, ist Fluch und Segen zugleich. Einen Bettenstopp fordern die einen, eine zweite Zillertalstraße die anderen, und wiederum andere meinen, eine Zillertalbahn brauche es ohnehin nicht. Und während viel geredet und straßenbaulich jahrelang nur mehr geplant wird, zeigen die Seilbahner, dass sie die wohl einzig wirklichen „Macher“ im Tal sind. Leistungsfähigere Bergbahnen werden vergleichsweise rasch genehmigt und gebaut. Sie sind längst in Betrieb, während ein Großteil des für die Genehmigung nötigen Verkehrskonzeptes noch der Umsetzung harrt. Dass die Einwohner des Tales unter dem Stau, dem Lärm und den Abgasen leiden, ist schlimm. Aber schlimmer wäre es offenbar, wenn weniger Gäste kämen oder deutsche Medien breit über gesundheitsgefährdende Luftwerte im schönen Erholungsland Tirol berichten würden. Das ist zynisch, aber anders lässt sich kaum erklären, warum sich seit Jahren an der Situation nichts ändert. Die Zillertaler brauchen in Fügen und beim Brettfalltunnel rasch eine Verkehrslösung. Aber sie müssen auch selbst ihren Teil dazu beitragen, den Verkehr zu reduzieren. Etwa, indem die Touristiker attraktivere Bus- und Bahnangebote für Gäste schnüren und das vorhandene Angebot (Stichwort ÖBB-Nightjet) engagiert mitvermarkten. Statt Nächtigungssteigerungen sollten (Lebens-)Qualitätssteigerungen das Ziel sein. Es braucht endlich Mut zur Veränderung und zum Umdenken. Noch vertrackter als im Zillertal ist die Situation am Fernpass, denn dort bringt der staubringende Durchreiseverkehr der dortigen Bevölkerung noch nicht mal Wertschöpfung. Da tourismusfreundlich zu bleiben, wird irgendwann schwierig.

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