Tiroler Tageszeitung, Analyse, Ausgabe vom 30. Juli 2020. Von KARIN LEITNER. „Wenn Rote Tradition von Schwarzen übernehmen“.

Innsbruck (OTS) Es war ein Brauch von alters her in der ÖVP, dass Landeshauptleute den Bundeschef öffentlich kritisierten. Seit Sebastian Kurz die Farbe gewechselt hat, die Türkisen befehligt, ist Schluss mit dem „Obmannmordversuch“, weil er sich Durchgriffsrechte gesichert, das Kanzleramt erobert hat – und die Partei laut Umfragen nach wie vor viel besser liegt als die Konkurrenten. In der, das Oppositionsdasein nicht gewohnten, SPÖ ist die vormalige ÖVP-Tradition übernommen worden – vom burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Stetig monierten er und der Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer Pamela Rendi-Wagners Wirken. Die genervte Frontfrau wollte diesen Männern Paroli bieten; sie tat etwas, das zuvor kein SPÖ-Oberster gewagt hatte. Sie fragte die Mitglieder, ob sie sie als die Richtige an der Parteispitze erachten. 71 Prozent derer, die abgestimmt hatten, sagten Ja.
Eine Zeitlang war ob dieses Votums Ruhe in den roten Reihen. Nun ist Doskozil verbal wieder aktiv. Zum Leidwesen von Proponenten der Parteizentrale, detto jener in anderen Bundesländern – und zur Freude der ÖVP. Vor allem die Wiener Genossen wollen solche Debatten vor der Wahl im Oktober nicht haben. SPÖ-Funktionäre zeihen Doskozil des Geltungsdrangs, einer Profilierungsneurose, der Ablenkung vom Bankenskandal im Burgenland.
Der Landeshauptmann und seine Getreuen beteuern, dass es ihnen – Stichwort 1700 Euro Mindestlohn – nur um die Sache, damit um die Partei gehe, intern finde Doskozil mit seinen Begehren kein Gehör. Was immer diesen antreibt – Faktum est: Die SPÖ steht erneut als Streithansl-Partie da, als eine Truppe, die mehr mit sich selbst beschäftigt ist als mit der politischen Agenda. Dabei müsste ob der Corona-Krise Themenkonjunktur für die Sozialdemokraten sein:
Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Armutsgefährdung. Einmal mehr zeigt sich: Kein „Feind“ kann einer Partei so schaden wie die eigenen Freunde.

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