Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 11. August 2017; Leitartikel von Gabriele Stark: „Leben, wo andere Urlaub machen“

Innsbruck (OTS) - Manche Touristiker beklagen gern und laut die negative Einstellung des Städters zum Tourismus. Da dieser aber den Erholungs- und Freizeitfaktor von Tirol selber schätzt, sollte seine Kritik als Spiegel der Urlauberwünsche gehört werden.

Der Tourismus – ein von den Einheimischen widerwillig geduldetes, weil notwendiges Übel in Tirol? Wenn man Touristikern Glauben schenkt, ja. Sie beklagen, dass der Tiroler den Kontakt zum Urlaubsgast meidet, und zürnen, dass er Hotel- wie Liftprojekte bekämpft. Wo doch längst jedem im Land klar sein müsste, woher sein Wohlstand kommt.
Das Poltern einiger weniger zeigt Wirkung. Das Bild, dass Tirol fast ausschließlich vom Tourismus lebt und abhängt, hält sich nach wie vor. Doch das Land ist breiter aufgestellt. Als Wertschöpfungsquelle liegt der Tourismus hinter der heimischen Industrie sogar nur an zweiter Stelle.
Das soll die Bedeutung der Urlaubs- und Freizeitdestination Tirol nicht schmälern – im Gegenteil. Denn der Tourismus ist nicht mehr nur ein wirtschaftlicher Faktor. Der Einheimische nutzt dessen Infrastruktur ebenso – und inzwischen auch mit Selbstbewusstsein. Das kommt wieder der Wertschöpfung zugute. Die attraktiven Skigebiete gäbe es ohne die entsprechenden Gästezahlen nicht, und damit stünden sie auch den Tiroler Familien nicht zur Verfügung. Freizeitticket oder Regiocard wären überflüssig. Die Erlebnisbäder, Wanderwege und hochwertige Gastronomie tragen nicht nur zum Urlaubserlebnis der Fremden, sondern auch zur Lebensqualität der Einheimischen bei, vor allem der der Städter. Die Tirolerinnen und Tiroler dürfen stolz sein auf das, was hier geboten wird. Und sie dürfen darauf zählen, dass der Gast, der hierherkommt, auch tatsächlich Geld dalässt.
Doch leben zu müssen, wo andere Urlaub machen, hat auch Nachteile. In den touristischen Hochburgen belästigen und belasten im Winter ballermannähnliches Gedröhne und Gedränge, Alkoholexzesse und Verkehrsstaus. Im ganzen Land ist das Wohnen exorbitant teuer, die Lebenshaltungskosten trotz niedrigerer Einkommen höher als im Rest Österreichs. Und ein Stück weit droht auch Identität und Authentizität verlorenzugehen. Dass der ostdeutsche Kellner in der Skihütte Lederhosen trägt, sonst aber kaum ein Tiroler im Alltag, nährt diese Angst eher.
Die Einheimischen – egal, ob aus der Stadt oder vom Land – verdienen Räume, wo sie unter sich sein können, keine Seilbahnstützen in den Himmel ragen und keine Hotels die letzte Blumenwiese besetzen. Solange die „bösen Blockierer“ den Hoteliers und Seilbahnern ab und zu Grenzen aufzeigen, bleiben solche Räume erhalten. Diese wissen auch die Gäste zu schätzen. Und das Murren über den Tourismus bleibt leise.

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