Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 14. Jänner 2019; Leitartikel von Florian Madl: „Der limitierende Faktor ist der Körper“

Innsbruck (OTS) Die anhaltende Verletzungsserie im Damen-Skirennsport scheint nicht abreißen zu wollen. Pistenpräparierung und Material sind ebenso ausgereizt wie die physischen Voraussetzungen der Sportler, die für Siege über Grenzen müssen.

Man könne zur Verletzungssituation im Damen-Skirennsport auch „Baustelle“ sagen, meinte Ex-Rennläufer Atle Skaardal gestern. Der Norweger trägt als Renndirektor des Internationalen Skiverbands FIS die Verantwortung dafür, dass die Sportler gesund ins Hotel kommen, Entscheidungsgrundlage ist das Reglement. Anna Veith und Steffi Brunner, seit dem Wochenende mit ihrem zweiten Kreuzbandriss konfrontiert, schützte das nicht. Sie sind die letzten beiden einer Serie von Sportlern, die frühzeitig in Sommerpause gehen müssen. Die Situation werde den Sport wohl noch länger beschäftigen, meinte Skaardal – womit die Baustelle ein wenig dem Beispiel der Sagrada Familia in Barcelona folgt. Die Basilika, seit 1882 in der Entstehung, wird vielleicht auch niemals fertig werden. Doch ist die Verletzungsmisere im Damen-Skirennsport auch ein von Menschen kreiertes Dauerthema? Muss sich der Weltverband anlasten lassen, dass Rennläufer mit dem von ihm normierten Material allzu großen Spielraum haben? 15 Läufer aus den Top 40 des Damen-Weltcups laborieren an Verletzungen, das lässt sich statistisch betrachtet nicht vernachlässigen.
Die Suche nach möglichen Ursachen erstreckt sich über Pistenpräparierung, Kurssetzung, Schneeverhältnisse und das den Sportlern zur Verfügung stehende Material. Auf diesem Gebiet schien man vor Jahren fündig, als Bindungshöhen und Skiradien die physikalischen Einflüsse auf Sportler ins Unermessliche trieben. Man ging einen Schritt zurück, doch Techniker kompensierten das umgehend. So lange, bis es nicht mehr ging oder der Sportler nicht mehr konnte. Ist der Plafond erreicht und passiert dem Fahrer vielleicht ein kleiner Fehler, kommt es mitunter zu dem, was Ärzte als „Valgus-Innenrotation“ oder „Slip-Catch“ bezeichnen und den Betroffenen monatelang zur Reha verurteilt.
Die einfache Lösung gibt es nicht, meinte Atle Skaardal zu einem Kernproblem seines Aufgabengebiets. So lange es Skirennsport gibt, werde es zu Verletzungen kommen. Das gilt für die Tempobolzer auf der Streif, die sich mit Tempo 130 und ohne Knautschzone zu Tal stürzen. Das gilt aber um nichts weniger für Techniker, denen Rotationsbewegungen zum Verhängnis werden. Vom Standpunkt der Trainingswissenschaft ist die physische Obergrenze und somit das Limit erreicht. So gesehen muss der Hebel dort angesetzt werden, wo es der Verletzungs-Baustelle am meisten hilft. Im Gegensatz zur Sagrada Familia (geplante Fertigstellung im Jahr 2026) wird diese wohl nie geschlossen.

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