Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 19. Mai 2017; Leitartikel von Carmen Baumgartner-Pötz: „Grüne müssen sich neu erfinden“

Innsbruck (OTS) - Eva Glawischnig hat die Partei zu respektablen Ergebnissen geführt. Ihr Abgang zwingt die Grünen zu einer Radikalerneuerung im Hinblick auf die Nationalratswahl im Oktober.

Neben Reinhold Mitterlehner wird nun also auch Eva Glawischnig einen schönen Sommer haben, und dieser sei ihr von Herzen vergönnt. Es gibt nämlich durchaus ein erfülltes Leben abseits der Spitzenpolitik, was jeder außerhalb der Blase bestätigen kann. Fest steht zu diesem Zeitpunkt nur, dass dem oder der Nachfolger/in eine höchst anspruchsvolle Aufgabe zukommt: In den nächsten fünf Monaten Wahlkampf muss durch die Partei der sprichwörtliche Blitz fahren, wollen die Grünen im Dreikampf Kern-Kurz-Strache nicht signifikant schrumpfen. Wobei die Lage nicht so trist sein muss, wie manche Experten glauben: Wenn alle anderen nach rechts rücken, ist links der Mitte viel Platz. Hätte Eva Glawischnig das denn nicht gekonnt, in einem harten Wahlkampf gegen drei Alpha-Männer zu bestehen, so wie das manche Kommentatoren postwendend in ihre emotionale Abschiedsrede hineininterpretiert haben?
Ja und nein. Ja, weil Glawischnig in knappen 10 Jahren an der Parteispitze die Grünen zu ihren besten Ergebnissen geführt hat. Sie war es auch zu einem Gutteil, die Alexander Van der Bellen vom Antreten bei der Bundespräsidentenwahl überzeugt hat. Es ist ein Treppenwitz der politischen Zeitgeschichte, dass ausgerechnet der Einzug eines Ex-Grünen-Chefs in die Hofburg zum Rückzug seiner Nachfolgerin geführt hat. Denn in dem ein Jahr dauernden Bundespräsidentenwahlkampf hatten sich die Grünen und damit an vorderster Front Glawischnig selbst Zurückhaltung auferlegt, um eben Van der Bellens Sieg nicht zu gefährden. Das hat auf die Dauer einigen in der Partei nicht geschmeckt, und trotz Gehorsams bildete sich im Laufe der letzten Monate eine Abwehrhaltung gegen die Chefin heraus, die sich an verschiedenen Stellen entlud: Hier wieder mal ein Zwischenruf von Peter Pilz, da eine aufmüpfige Parteijugend – an einem Strang zu ziehen sieht anders aus. Zuletzt gaben die Grünen das Bild einer zerstrittenen Altpartei ab, ausgerechnet!
Also nein im Sinne von: Glawischnig hat ihre besten Jahre an der grünen Spitze hinter sich. Bezeichnend für ihre Stärke ist, dass sie selbstbestimmt geht und nicht gegangen wird. Die Neuaufstellung der Grünen kann sie jetzt aus der ersten Reihe fußfrei beobachten:
Doppelspitze mit Trennung Parteivorsitz/Spitzenkandidat oder doch nicht? Führt der Weg der Erneuerung in Richtung linker Populismus? Diese Fragen muss jetzt jemand anderer beantworten.

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