Innsbruck (OTS) - Bundeskanzler Christian Kern macht beim Pizza-Ausliefern bella figura. Das gefällt dem Koalitionspartner nicht. Dabei ist Inszenierung bei allen Parteien längst Teil des politischen Geschäfts.
Alle reden über Bundeskanzler Christian Kerns Pizza-Video – zumindest in der innenpolitischen Blase des Landes. Auf Facebook und auf Twitter wird eifrig diskutiert, von Applaus bis Häme ist bei den Reaktionen alles dabei. Somit wurde mit dem dreieinhalbminütigen Video schon ein, wenn nicht das wichtigste Ziel überhaupt, erreicht:
Aufmerksamkeit. Und, ja, auch davon lebt die Politik, nicht nur von Inhalten, wie gern gebetsmühlenartig betont wird.
Naturgemäß hat die ÖVP keine große Freude mit der Aktion von Kern, der sie schon ein knappes Jahr lang immer wieder etwas altbacken aussehen lässt (und, ja, es ist auch der Vergleich mit Vorgänger Werner Faymann, der dazu beiträgt). Schließlich heißt es im Abspann des Videos, dass die SPÖ als einzige Partei für die Mittelschicht kämpft. Das riecht nach Wahlkampf, auch wenn die SPÖ das ein bisschen scheinheilig dementiert.
Das leicht weinerliche „Pfui, was für eine Inszenierung!“ aus allen möglichen Ecken darf in der roten Parteizentrale ruhig als Kompliment aufgefasst werden. Denn erstens ist natürlich jedes Reality-Video in irgendeiner Weise gescripted, was jeder mündige Medienkonsument längst mitbekommen hat. Zweitens sind Inszenierung bzw. die Macht des Bildes ein Teil des Geschäfts und das haben alle Parteien längst verstanden. Warum sonst lässt sich etwa Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) vor Grenzzäunen fotografieren oder wendet sich in Facebook-Videos direkt an seine Follower? Warum lassen es sich Minister oder Landeshauptleute (vornehmlich schwarze) bei Veranstaltungen landauf, landab nicht nehmen, Musikkapellen zumindest ein paar Takte lang zu dirigieren? Weil sie wissen, dass das „schöne Bilder“ ergibt. Aufgabe der Medien ist es freilich, dabei nicht unreflektiert mitzuspielen und zu hinterfragen, warum etwas wie dargestellt wird.
Das Team rund um Christian Kern hatte also eine Idee, wie sich die politische Grundsatz-Aufgabenstellung „Zu den Menschen gehen und mit ihnen reden“ (andere würden den berühmt-berüchtigten Stammtisch oder das Wirtshaus bemühen) mit Augenzwinkern und stimmig mit ihrem Parteichef umsetzen lässt. Das kann man einfach so hinnehmen. Am Ende des Tages bzw. der Legislaturperiode wird der SPÖ-Chef freilich daran gemessen, was er in seiner Kanzlerzeit umsetzen konnte. Bis dahin ist die gelieferte Pizza längst gegessen und das Video ein Fall fürs Archiv.
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