Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 27. Juni 2018; Leitartikel von Marco Witting: „Klarheit und Konstanz“

Innsbruck (OTS) Das ewige Herumdoktern am Bildungssystem muss ein Ende haben. Die neuerlichen Probleme bei der Zentralmatura sind sinnbildlich für eine halbherzige Lösung. Im Sinne der Schüler und Lehrer braucht es eine neuerliche Adaptierung.

Es sollte ein großer Schritt werden – einer zu mehr Transparenz, zu einer fairen Beurteilung. Ein echter Gradmesser für den künftigen Lebensweg. Die Ziele der Zentralmatura vor ihrer Einführung waren hoch – daran ist man nicht nur wegen der Pannen zu Beginn gescheitert. Mit den jetzt präsentierten Ergebnissen der heurigen Arbeiten und erneut angekündigten Evaluierungen und Änderungen kommt die Zentralmatura wieder ins Gerede. Doch das ewige Herumdoktern an der Schule muss endlich aufhören.
Irgendwie ist die Zentralmatura sinnbildlich für die Art und Weise, wie die Politik mit dem Bildungsthema umgeht. Man will oft verändern um der Veränderung willen – oder um die eigenen Dogmen durchzusetzen. Heraus kommen meistens mittelmäßige Kompromisse. Die Reformen bleiben auf halbem Weg stecken – und dann geht man meist noch ein paar Schritte zurück.
Etwa bei der Zentralmatura. Dass dieselben Lehrer, die die Schüler auf die Prüfung vorbereiten, sie auch benoten, ist so ein Punkt – den übrigens auch viele Lehrer nicht verstehen. Dass man die Ergebnisse schon deshalb schwer oder gar nicht vergleichen kann, weil es ganz unterschiedliche Voraussetzungen (andere Stundenanzahlen in den verschiedenen Zweigen an einer Schule) gibt, ist ein noch viel gravierenderer. Und im Sinne der Transparenz ist es nach wie vor nicht verständlich, warum keine detaillierten Schulergebnisse veröffentlicht werden. Wo es doch ohnehin sehr schnell die Runde macht, wie viele Schüler in den einzelnen Standorten „geflogen“ sind.

Dass es nach der schriftlichen Klausur in Tirol in Mathematik 20,2 Prozent Nicht genügend gegeben hat, nach den Kompensationsprüfungen dann nur noch 6,7 Prozent, mag für die Statistik gut sein – im Sinn einer zentralen Reifeprüfung und für die Nerven von Eltern und Schülern ist das aber wenig zufriedenstellend. Es bleibt der Eindruck, dass man hier ein paar Augen zugedrückt hat. Ausgetragen wird das ganze Spiel auf dem Rücken der Schüler und Lehrer. Denn was die Betroffenen hier brauchen, ist Klarheit und Konstanz. Es kann nicht sein, dass es für die Jugendlichen von Glück oder Pech abhängt, wie die Fragen der Zentralmatura gerade wieder zusammengestellt sind.

Es bedarf hier ganz offensichtlich weiterer Adaptierungen. Im Sinne aller sollten es dieses Mal die richtigen Schritte sein. Sonst war die einheitliche Reifeprüfung nämlich nichts anderes als ein Schritt zurück.

Rückfragen & Kontakt:

Tiroler Tageszeitung
0512 5354 5101
chefredaktion@tt.com

[ad_2]

Quelle

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at

(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender.

Eigenes Pressefach für Ihre Pressemeldungen - Pressefach.eu

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen