Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 31. Jänner 2018; Leitartikel von Theresa Mair: „Der Preis der Freiheit“

Innsbruck (OTS) - Die Chancen, eine Krebserkrankung zu überleben, sind deutlich gestiegen. Während die Forschung unermüdlich an der Tumorbekämpfung arbeitet, hemmt die Politik größere Erfolge – wie zuletzt bei der Absage an den Nichtraucherschutz.

Glyphosat-Spritzmittel, Acrylamid in Chips und Frittiertem, rotes Fleisch und Wurst, Sonnenbrand, Dieselabgase, Zigaretten: Regelmäßig warnen Gesundheitsorganisationen vor Substanzen, Lebensmitteln oder Verhalten, die unter Verdacht stehen, Krebs auszulösen – oder dies bekanntermaßen tun.
Regelmäßig ruft das sogleich die Lobbyisten auf den Plan. Und immer wieder fällt das Totschlag-Argument, die Freiheit des Einzelnen dürfe nicht eingeschränkt werden. Von Überreglementierung und Bevormundung ist die Rede. Und hinter all dem steht wohl auch die Befürchtung, dass Vermeidungsverhalten beim Konsumenten oder gar Verbote die Kassen weniger klingeln lassen.
Jüngstes Beispiel ist der Kampf ums Nichtraucherschutzgesetz. Fast eine halbe Million Österreicher haben die von der Krebshilfe initiierte „Don’t Smoke“-Petition zur Umsetzung des Rauchverbots in der Gastronomie unterschrieben. Das zeigt: Der Rückzieher des ÖVP-FPÖ-Gespanns, was das Rauchen in der Gastronomie betrifft, ist für viele mehr als unverständlich.
Dabei wird die Krebsgefahr nirgendwo deutlicher als beim Thema Zigaretten. Einer von vier Erwachsenen raucht. Neun von zehn Lungenkrebspatienten sind Raucher. In Österreich, das sich – zu Recht – mit seinem hervorragenden Gesundheitssystem brüstet, ist Lungenkrebs trotz großer Therapiefortschritte nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Todesursache Nummer vier. Gleichzeitig arbeiten Forscher, Mediziner und Pharma-Industrie unter Hochdruck gegen die Krebs-Bedrohung. Regelmäßig vermelden sie Etappensiege im Wettlauf gegen Tumorerkrankungen. Die Mechanismen der Tumorentwicklung werden immer besser verstanden, ständig Angriffspunkte entdeckt, Krebspatienten nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip, sondern individualisiert behandelt. Neue Medikamente sind hierzulande schnell und für alle verfügbar. Konnten vor 30 Jahren nur 40 Prozent der Krebspatienten geheilt werden, liegt die Erfolgsrate in Österreich jetzt bereits bei 60 Prozent. Die Kehrseite der Medaille: Immer mehr Menschen erkranken aufgrund der steigenden Lebenserwartung an Krebs. Sie sterben nur nicht mehr daran.
Allerdings sind Krebstherapeutika mit die teuersten Medikamente am Markt, machen ein Prozent der explodierenden Gesundheitskosten aus. So betrachtet liegt das Fazit nahe: Nicht nur Verbote, auch Krankheit macht unfrei, überhaupt, wenn man sich Gesundheit eines Tages nicht mehr leisten kann.

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