Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 5. Oktober 2017; Leitartikel von Florian Madl: „Nur wenn es etwas zu feiern gibt“

Innsbruck (OTS) - Wenn im Sport gejubelt wird, will die Politik nicht fehlen. Nur schade, dass das Ressort im Wahlprogramm der Parteien unzureichend oder gar nicht verankert ist. Zumindest in diesem Punkt bleibt man seiner Linie treu.

Wilhelm Lilge, über seine Profession als Lauftrainer hinaus ein kritischer Beobachter der heimischen Sportszene, analysierte unlängst das Wahlprogramm der österreichischen Parteien statistisch. Ergebnis:
Der Liste Kurz ist das Thema, wenn auch von vielen Stehsätzen getragen, 6274 Schriftzeichen auf insgesamt 145 Seiten wert. Auf gerade einmal 418 Zeichen bringt es die SPÖ, die immerhin den Sportminister stellt, auf 526 die Freiheitliche Partei. Ähnlich die Grünen – sie verweisen kurz auf die erwünschte Öffnung der Sportstätten für die Allgemeinheit. Und die NEOS sehen die Querschnittsmaterie Sport offensichtlich in anderen Punkten ausreichend untergebracht. Nichts Neues, muss es heißen, darin bleibt man parteiübergreifend einer Linie treu. Zahlreiche Verantwortungsträger nützen Sportveranstaltungen vorrangig als fotografische Inszenierung an der Seite eines Medaillengewinners, inhaltsschwer wird es auch bei der Eröffnung einer Tartanbahn mit Bastelschere nicht.
Bekenntnisse zum Sport sehen jedenfalls anders aus, weshalb im Zuge der Nationalratswahl 2017 die Frage nach der künftigen Verankerung des Bewegungsressorts in einem Staatssekretariat oder weiterhin als Anhängsel der Landesverteidigung zur Nebensache verkommt. Dort trägt der Heeressport zumindest sinnstiftend zur Verbrüderung bei. Aber Sport beinhaltet mehr als Olympia-Medaillen. Wer allein in Tirol die 2500 Sportvereine und deren 13.500 Funktionäre als Multiplikator ins Kalkül zieht, weiß um die Bedeutung der Szene. Eine emotionale Rechnung abseits der Volkswirtschaft, die durch den Faktor Gesundheit zusätzlich positiv ausfällt.
Das Gesamtbild des österreichischen Sports untermauert sinnbildlich die Diskussion im Anschluss an Großveranstaltungen. Im Winter sind wir eine Macht, da gibt es undifferenziert Selbstlob für die eigene Stärke. Im Sommer sieht es anders aus, da hadern wir Österreicher zumeist wie 2012 in London (keine Olympia-Medaille). Die Crux: Der Sport denkt in Olympiaden (4 Jahre), die Politik in Legislaturperioden. Da wird die niemals umsetzbare tägliche Turnstunde an Schulen in der Hoffnung gefordert, dass schon kurz darauf die Medaillengewinner aus dem Boden sprießen. An Utopien und Geld fehlt es nicht, an Bürokratie angesichts der Vielzahl an Förderstellen auch nicht. Eine neue bundesweite Sport GmbH soll die Antwort auf viele Fragen sein. Möglichst vor der Wahl soll der Geschäftsführer bestimmt werden, die Eile ist groß. Immerhin: Am Montag, sechs Tage vor dem Urnengang, findet das Hearing der letzten sechs Kandidaten statt.

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