Innsbruck (OTS) - Der neue US-Präsident wollte mit dem Angriff auf Syrien an Statur gewinnen – national wie international.
Seine Regierung hat aber bisher keine Strategie für den Tag danach erkennen lassen.
Überraschend schnell und kriegerisch hat US-Präsident Donald Trump auf den Giftgasangriff in Syrien reagiert. Bis vor Kurzem noch hatte er die Rolle einer Ordnungsmacht verweigert und stattdessen „America first“ gepredigt. Nun will er wegen der Bilder der Giftgasopfer seine Einstellung geändert haben. Als ob er zuvor nicht gewusst hätte, welcher Schrecken seit Jahren in Syrien herrscht. Da klingt beinahe die Warnung seiner Wahlkampf-Gegner an, dass man einem so uninformierten und impulsiven Mann nicht die Atomcodes überlassen dürfe.
Wahrscheinlicher ist aber, dass Trump nicht allein seinen Rachegelüsten nachgegeben, sondern die Gelegenheit für eine Demonstration von Macht und Entschlossenheit genützt hat. Sein populistischer Instinkt lässt ihn darauf vertrauen, dass ihm die öffentliche Meinung im Westen und im sunnitischen Teil des Nahen Ostens den Verfassungs- und Völkerrechtsbruch nachsehen wird. Immerhin traf der US-Angriff auf Syrien ein Regime, das seit Jahren systematisch gegen das humanitäre und das Kriegsvölkerrecht verstößt. Trumps Marschflugkörper sollten aber nicht Moral lehren, sondern im In- und Ausland seine politische Position verbessern. Er hat einen miserablen Start in die Präsidentschaft hingelegt. Der Angriff auf einen Schurken der Weltpolitik ist geeignet, den freien Fall seiner Umfragewerte zu bremsen. Und der Vorwurf einer allzu großen Nähe zu Russland dürfte vorerst auch keine Schlagzeilen mehr machen.
Die weiteren Adressaten von Trumps martialischer Botschaft sitzen in Moskau, Damaskus, Peking, Pjöngjang und anderswo. Ihnen richtet er erstens seinen Willen aus, jetzt doch auf der Weltbühne mitzuspielen. Und zweitens die Bereitschaft, seinen Forderungen und Drohungen notfalls militärische Taten folgen zu lassen.
Damit sind zugleich große Risiken verbunden. Russland und China werden sich nicht anerkennend zurücklehnen, sondern ihre strategischen Interessen verteidigen und auf Druck mit Gegendruck reagieren. Trump könnte leicht in Zugzwang geraten in Konflikten, für die es letztlich keine militärische Lösung gibt. Allein das Kriegsgefüge in Syrien ist eine Gleichung mit vielen Variablen. Und noch steht nicht fest, dass die Marschflugkörper diese Gleichung zu Amerikas Gunsten neu aufgesetzt haben. Die US-Regierung hat bisher auch keine Strategie für den Tag danach erkennen lassen. Wenn Trump aber keine Ergebnisse vorweisen kann, dann verkehrt sich seine Machtdemonstration ins Gegenteil.
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