Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 9. August 2017; Leitartikel von Florian Madl: „Reich an Smartphones, arm an Bewegung“

Innsbruck (OTS) - Tirol, das Land der Berge, ist ein Land mit Bergen an Handys. Dass die mittlerweile von Heranwachsenden ausufernd genutzt werden, scheint nicht jedem bewusst zu sein. Aber zehn Stunden Medienkonsum täglich sollten uns zu denken geben.

Man könnte meinen, Schulkinder hätten Schlaf bitter nötig und würden es morgens kaum aus dem Haus schaffen. Dass viele Befragten einer Tiroler Studie zufolge gleich nach dem Aufstehen bis zu zwei Stunden vor der Glotze sitzen, während sie sich gegenseitig Messenger-Nachrichten schicken und nebenbei überzuckerte Frühstücks-Flocken in den Mund schieben, will sich keiner vorstellen. Schließlich sprechen wir hier von 10- bis 14-Jährigen, die einige Weichen für eine sinnstiftende Zukunft stellen sollen. Muss man vielleicht die Schule noch früher beginnen lassen, um Frühstücks-Fernsehen zu unterbinden?
Der ausufernde Medienkonsum und die daraus resultierende Bewegungsarmut kann als größtes Defizit des 21. Jahrhunderts in unseren Breitengraden erachtet werden. Wir mokieren uns darüber, dass Salat möglicherweise bald nicht mehr „bio“ oder „genfrei“ in den Supermarkt kommt, dabei schlemmen große Teile der Gesellschaft bevorzugt Chips und trinken Energydrinks. Wenn knapp ein Viertel der untersuchten Tiroler Kinder übergewichtig bis adipös veranlagt ist, muss das keinen wundern.
Wir bedauern, dass unser Alltag schnelllebig und fordernd sei, die Zeit für Entspannung hingegen viel zu kurz – und verwenden doch Smartphones als Nanny für bewegungsdurstige Kinder. Die Hyperaktivitätsstörung ADHS eignet sich vielfach als Modediagnose, dabei würde ein Blick auf deren Freizeitaktivitäten Augen öffnen. Und auf die Schulen wird allerhand ausgelagert, was im Elternhaus stattfinden sollte. Im Lehrplan wird nicht zuletzt das Defizit geortet, dass vernünftiger Medienkonsum dort nicht ausreichend thematisiert werde – als hätte man in der Schule nicht auch sonst einiges zu tun. Selbst für den Wahlkampf wird diese missbraucht, ein Beispiel sei angeführt: die unsägliche und nicht umsetzbare „Tägliche Turnstunde“, die nicht einmal in vermeintlichen Modellregionen entsprechend so praktiziert wird, dass man dort von Bewegungsunterricht sprechen könnte.
Was hilft es also zu wissen, dass akademische Bildung dem Sporttreiben zuträglich ist und ein etwaiger Migrationshintergrund weniger? Smartphones, die in dieser Gesellschaft als Statussymbole firmieren, sind längst zur Geißel der jungen Generation verkommen. Die hält sich zumindest zehn Stunden am Tag im virtuellen Raum auf, ist über das aktuelle Wetter aber dank einer App informiert ...

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