Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 9. Oktober 2018; Leitartikel von Anita Heubacher: „Der Konsumwahn killt das Klima“

Innsbruck (OTS) Der UNO-Weltklimarat fordert von der Politik drastische Schritte, um die Welt zu retten. Das ist Teil des Problems, denn die apokalyptische Prophezeiung bietet dem Einzelnen die Ausrede, sein Verhalten nicht ändern zu müssen.

Die nächsten Jahre seien die letzte Chance, den Klimawandel zu stoppen, um drohende katastrophale Entwicklungen zu verhindern. So der Sonderbericht des UNO-Weltklimarates. Dass der Mensch am rasanten Erderwärmungsprozess schuld ist, darüber sind sich 97 Prozent der Wissenschafter einig. Der Rest wird vom US-Präsidenten Donald Trump und unermüdlichen Wirtschaftswachstumsapologeten in regelmäßigen Abständen vor den Vorhang geholt.
„Die Politik“ sieht der Klimarat gefordert und das ist schon Teil des Problems. Eine Steilvorlage, das individuelle Verhalten erst gar nicht hinterfragen zu müssen, wenn ohnehin und praktischerweise jemand anderer gefordert ist. Da braucht man als Einzelner gar nicht anzufangen, wo doch ohnehin die Apokalypse droht.
Die Welt steht am Abgrund, weil das übertriebene Konsumverhalten der größte Feind des Klimas ist. Gefordert ist der Konsument. Jeder Einzelne von uns sollte sich ernsthaft fragen, ob er den ganzen Schmarren wirklich anschaffen soll. Die Rede ist nicht vom totalen Verzicht und vom Ökodiktat, nur ab und zu der Propaganda die Stirn bieten, damit ist schon ein Beitrag geleistet. Es geht schon lange nicht mehr darum, einzukaufen, um den Bedarf abzudecken. Wir leben in einer Bedarfsweckungsgesellschaft, wo uns die Werbung mit milliardenschweren Budgets auf überdimensionalen Flachbildschirmen Wünsche einredet, die wir ohne sie gar nicht gehabt hätten.
Ein Durchschnittsösterreicher besitzt 10.000 Dinge und vermutlich keine Zeit dafür, sie zu nutzen. Dafür hat er umso mehr Zeit damit vergeudet, sich belanglose Konsumgüter auszusuchen. Um einen Kaffee in einer US-Kette zu bestellen, muss man schon eine eigene Mocaccino-Sprache erlernen und entscheiden, ob es die Kaffeebohne aus Kolumbien oder Mosambique sein soll. Anderswo ist die Frage zu klären, ob sich das fünfte schwarze T-Shirt um 3,90 Euro vom sechsten, das bereits im Schrank hängt, unterscheidet.
Es ist angenehm, die Zuständigkeit abzuschieben. Soll „die Politik“ doch mal machen und wir selbst steigen um zehn Euro in den Flieger von Innsbruck nach Mallorca ein. Zwei Wochen Malle, eine Tonne CO2.
Da kommt er, der Vorwurf, den Konsumkritik oft auslöst. So eine Spaßbremse. Dabei müssten wir trotz jahrelanger Gehirnwäsche gelernt haben, dass Spaß nicht automatisch Konsum heißt und der uns so glücklich auch wieder nicht macht.

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