TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Auch Tirol muss die Stopptaste drücken“, Ausgabe vom 7. Juli 2021 von Max Strozzi.

Innsbruck (OTS) Mit Lech hat ein prominenter Akteur des Wintertourismus die Schattenseiten der Investorenmodelle erkannt und will sie aus dem Ort verbannen. Tirol sollte den Alarmruf vom Arlberg hören und dem Beispiel folgen.

Investorenmodelle sind außer Kontrolle geraten. Diesen Befund aus dem Arlberger Nobelskiort Lech müsste Tirol eigentlich doppelt unterschreiben. Seit Jahren wird das Land von Investorenmodellen zubetoniert, die nach folgendem Schema aufgebaut sind: Wohnungen werden an reiche Anleger aus aller Herren Länder verkauft und über einen Hotelbetreiber an Urlauber vermietet. Dafür werden entweder bestehende Hotels erworben und umgebaut oder es werden gleich neue Gebäudekomplexe errichtet, mitunter auf riesigen Landflächen, damit Vermögende aus Holland, Deutschland, England oder sonstwoher ihren Reibach machen können – und ganz nebenbei eine tolle Wohnung besitzen.
Lech zieht jetzt unter Neo-Bürgermeister Stefan Jochum die Reißleine und verbietet für zwei Jahre solche Investorenmodelle. Jahr für Jahr ist der Skiort Quadratmeter für Quadratmeter seinen Bürgern abhandengekommen und in die Hände internationaler Anleger gefallen. Lockte das Walserdorf den Geldadel einst mit Charme, exklusivem Wedelspaß und Abgeschiedenheit an den Arlberg, tat man es zuletzt immer mehr mit Baugenehmigungen und Widmungen. Lech will dem selbst verschuldeten Ausverkauf nun nicht länger zuschauen. Während der Bausperre sollen Weichen neu gestellt werden, um sich als Tourismusort wieder in den Spiegel schauen zu können. Das sollte auch Tirol tun und dem Vorarlberger Beispiel folgend bei Investorenmodellen ebenfalls die Stopptaste drücken. Warum? Stichwort Freizeitwohnsitze: Ob Anleger ihre Wohnungen nicht verbotenerweise selbst nutzen, lässt sich kaum kontrollieren. Stichwort Grundverbrauch: Bei 12 Prozent besiedelbarer Fläche in Tirol werden ganze Wohngebiete und Freilandareale umgewidmet, damit Anleger zu ihren Apartment-Komplexen kommen und heimischen Hoteliers die Gäste streitig machen.
Stichwort Immobilienpreise: Investoren zahlen Unsummen für ihre Wohnungen. Deren Kaufverträge fließen in Preisstudien ein, die wiederum als Richtschnur für die Quadratmeterpreise in Tirol gelten. Das Risiko für die Investoren ist im Vergleich zum Familienbetrieb überschaubar. Läuft’s gut, klingeln bei Anlegern aus Deutschland oder Holland bis England die Kassen. Geht der Betreiber pleite, wirft das Handtuch oder endet der Vertrag, sind die Anleger fein raus. Sie stehen mit ihrer Wohnung im Grundbuch, der versteckte Wohnsitz ist zementiert.
Warum schreit die heimische Hotellerie nicht auf? Hotellerie-Obmann Mario Gerber zeigte sich zwar kritisch, aber nur, wenn man ihn explizit darauf ansprach. Jetzt schreit mit Lech ein prominenter Akteur im Wintertourismus Alarm. Tirol sollte diesen Ruf hören.

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