Innsbruck (OTS) – Und wieder debattiert die Kirche über eine neue Offenheit und einen Kulturwandel. Sie läuft Gefahr, ihre Glaubwürdigkeit zu verspielen.
Wie viele Jahre diskutieren wir schon über den Zustand der katholischen Kirche? Zum wievielten Male reden wir über aufgedeckte Missbrauchsfälle, deren mangelnde Anerkennung und Aufarbeitung, über das Fehlen unmittelbarer Konsequenzen und seine systematische Vertuschung? – Zu lange. Wie schwer der Kirche die Aufarbeitung von Missbrauch fällt, hat das jüngste TV-Gespräch von Kardinal Christoph Schönborn mit dem Missbrauchsopfer Doris Wagner gezeigt. Die beschuldigte Ordensgemeinschaft bestritt im Anschluss jegliche Schuld. Wieder einmal. Da nützt es wenig, den Kardinal für „neue Offenheit und mutige Positionen“ zu loben. Offenen Ohres muss man aber hinhören, wenn Schönborn sagt, dass es innerhalb der Kirche an einem gemeinsamen Bewusstseinsstand fehle. Das heißt, viele Würdenträger glauben auch mehr als zehn Jahre nach Aufbrechen erster Missbrauchsfälle den Opfern noch immer nicht. Sie wollen nicht sehen, dass es sich um ein strukturelles Problem handelt, das Missbrauch begünstigt. Eines, das nicht länger verteidigt werden kann.
Die Kirche hat ein großes Problem, das viel mit der Verdrängung und systematischen Abwertung von Sexualität zu tun hat. Es ist gut, wenn dazu Stimmen über Frauenpriestertum und das Zölibat laut werden. Aber auch das hatten wir schon oft gehört. Wie lange will sich die Kirche noch herumwinden, um sich einzugestehen, dass sie ein gestörtes Verhältnis zur Sexualität hat? Auch ewige Predigten gegen schwule Christen, gegen Kondome und gegen künstliche Befruchtung sprechen nicht für Aufklärung. Ende Februar ruft der Papst die Bischöfe der Welt nach Rom zu einem Krisengipfel über sexuellen Missbrauch. Die Kirche kann nicht leugnen, dass ihre Bindung zu den Christen bröckelt. Auch wegen der Art, wie mit Missbrauch umgegangen wird.
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