Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 13. Juni 2020. Von ALOIS VAHRNER. „Laute Alarmsignale bis nach Wien“.

Innsbruck (OTS) Offen ist, ob die nach der „Luder“-Entgleisung von Landes-Vize Josef Geisler ausgebrochene schwarz-grüne Koalitionskrise in Tirol beigelegt werden kann oder im Bruch endet. Auch die Spitzen der Bundeskoalition sind alarmiert.

Als ÖVP und Grüne 2013 in Tirol ihre Koalition fixierten, hätten der Polit-Zweckehe der sehr ungleichen Partner wohl nur ganz wenige eine längere Lebensdauer vorausgesagt. Und erst recht nicht geglaubt, dass die Zusammenarbeit der Grünen mit den vorher scharf bekämpften Schwarzen angesichts der großen inhaltlichen Differenzen meistens doch sehr friedlich und ruhig laufen kann. Das lag an den Parteispitzen, die stets gut miteinander konnten, aber auch dem nötigen Willen und der Disziplin auf beiden Seiten, auch einmal bei der eigenen Klientel unbequeme Dinge durchzutragen.
Die Koalition überstand auch die grüne Existenz-Krise, als man im Bund aus dem Parlament flog und die Grünen bei der letzten Landtagswahl mit einem blauen Auge davonkamen. Als im Bund im Vorjahr Türkis-Blau, das vorher die Harmonie nach außen regelrecht zelebriert hatte, nach dem Ibiza-Skandal auseinanderflog, sahen sich in Tirol beide Seiten bestätigt. Vor allem auch Tirols Landeshauptmann Günther Platter, der gegen alle Wünsche aus Wien lieber weiter mit den Grünen als mit der FPÖ koalieren wollte. Dass dann nach dem krachenden Aus von Türkis-Blau im Bund die türkisen und grünen Bundesstrategen nach Tirol als mögliches Polit-Vorbildmodell blickten, nahm man so gerne zur Kenntnis. Und sprach das kokettierend auch immer wieder an. Man vermeide Streit und mache unaufgeregt konstruktive Politik, versicherten Platter und Grünen-Frontfrau Ingrid Felipe wiederholt. Ausgerechnet im verflixten siebenten Koalitions-Jahr kracht es jetzt gewaltig. Zuerst das unter Beschuss geratene Corona-Krisenmanagement von Landesrat Bernhard Tilg um Ischgl & Co. und zuletzt auch noch die sexistische „Luder“-Entgleisung von Josef Geisler lassen bei den Grünen intern die Wogen hochgehen. Ob so sehr, dass die Koalition gesprengt wird, das wird sich sehr rasch zeigen. Es steht Spitz auf Knopf, wenn binnen weniger Wochen zunächst ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf (beim Misstrauensantrag gegen Tilg) und jetzt LH Platter in der Causa Geisler die Koalitionsfrage stellen.
Aus Bundes-Sicht war Tirol so etwas wie eine Kuschel-Koalition. Gibt es hier den bis vor Kurzem unerwarteten Crash, ist das auch alles andere als Kitt und Auftrieb für Türkis-Grün. Dort ist die vor wenigen Monaten gebildete Koalition zwar gut durch die Corona-Krise gekommen, alte Konfliktlinien können aber sehr rasch aufbrechen. Zumal die Bewältigung der gewaltigen wirtschaftlichen, finanziellen und sozialen Folgen der Pandemie enorm herausfordernd wird.

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