Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 13. März 2020. Von MARCO WITTING. „Schwere Prüfung auf allen Ebenen“.

Innsbruck (OTS) Die österreichische Lösung bei den Schulschließungen wirft viele Fragen auf. Und sie zeigt den Status der Digitalisierung im Land schonungslos auf. Denn vom vielzitierten E-Learning bleibt in der Praxis wohl nicht viel übrig.

Es ist eine österreichische Lösung, die diese Bezeichnung durchaus verdient. Österreichs Schulen schließen – und auch irgendwie nicht. Die Regierung will die sozialen Kontakte möglichst vermeiden und wollte alle Oberstufen-Schüler und drei Viertel der anderen Kinder spätestens mit Mittwoch zu Hause betreut sehen – um das dann doch wieder zu relativieren. Es wird sich zeigen, ob diese Maßnahmen wirklich ausreichend waren. Eines bringt die Corona-Krise aber schon jetzt: das Schul- und Betreuungssystem an seine Grenzen.
Es sind außergewöhnliche Zeiten und in diesem Licht muss die gesamte Situation, speziell was die Kinderbetreuung betrifft, letztlich auch gesehen werden. Der Grat ist schmal. Komplette Schulschließungen führen zu Betreuungsproblemen und könnten dazu führen, dass letztlich doch ältere Mitmenschen auf die Kinder aufpassen. Andererseits gehen andere Länder im Kampf gegen das Virus hier deutlich restriktiver vor und sperren wirklich alles zu.
Die österreichische Lösung bringt nicht nur das Schulsystem an seine Grenzen. Sie zeigt auch den Status der Digitalisierung des Landes auf. Dass auf E-Learning für die Oberstufen-Schüler umgestellt wird, das klingt in der Theorie ganz gut. Den Praxistest bestand man im ersten Anlauf nicht. Lehrer hatten Probleme, die Lerninhalte auf die gewünschte Plattform hochzuladen. Außerdem sind viele Schüler für einen derartigen Betrieb auch gar nicht ausgerüstet. Streaming-Angebote wie bei den Unis sind eher selten. Umgekehrt gibt es aber einen Großteil der Schulbücher auch kostenlos zusätzlich als E-Books mit Audiofiles. Außerdem schalten derzeit einige Schulbuchverlage für die Dauer der Schulschließungen ihre digitalen Unterrichtsmaterialien kostenlos frei.
Die Bundesregierung hat in ihrem Digitalen Aktionsplan vor der Corona-Krise ein Investitionsvolumen von einer Milliarde Euro für den Ausbau der Digitalisierung angekündigt. Im Alltag werden jetzt aber ganz analog noch viele Zettel im Einsatz sein, die in den nächsten Tagen ausgeteilt werden. Ganz entscheidend für den Lernerfolg in den kommenden vier Wochen, in denen kein regulärer Unterricht stattfindet, werden die Eltern sein. Außerdem stellt ja der ORF sein Vormittags-Programm um und zeigt Bildungsfernsehen mit Dokus und Erklärstücken wie Universum. Das mutet letztlich nach Österreich an – allerdings wie in den 80ern.

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