Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 15. Jänner 2019. Von CHRISTIAN JENTSCH. „Das Schwarze Loch im Brexit-Universum“.

Innsbruck (OTS) Im Brexit-Drama wächst die Angst vor einem ungeregelten Austritt Großbritanniens aus der EU. Premierministerin Theresa May steht vor der Abstimmung im Parlament vor einem Scherbenhaufen.

Heute geht es im britischen Parlament um die Zukunft Großbritanniens und um die Zukunft Europas. Die Abgeordneten des Unterhauses stimmen über das von Premierministerin Theresa May mit der EU ausverhandelte Austrittsabkommen ab. Bekommt der Deal eine Mehrheit, soll der Brexit in geordneten Bahnen über die Bühne gehen. Am 29. März verlässt das Vereinigte Königreich die EU, wobei sich während der Übergangsfrist bis Ende 2020 für beide Seiten nur wenig ändern wird, vom freien Warenverkehr bis hin zu den Bürgerrechten. In dieser Übergangsfrist soll eine neue Partnerschaft zwischen Großbritannien und der EU ausverhandelt werden.
Doch so glatt wird der Brexit wohl nicht über die Bühne gehen. Denn eine Mehrheit für den Brexit-Deal im Unterhaus schien zuletzt so gut wie ausgeschlossen. Vor allem in Mays eigener Partei – den Tories – stößt das Austrittsabkommen auf heftigen Gegenwind. Rund 100 konservative Abgeordnete wollen der eigenen Partei- und Regierungs­chefin die Zustimmung verweigern. Auch auf die Opposition kann May nicht zählen. Labourchef Jeremy Corbyn setzt als Oppositionsführer auf baldige Neuwahlen und hat keine Lust, der angeschlagenen Premierministerin das politische Überleben zu sichern. Großbritannien schlittert also auf einen „harten Brexit“ zu, einen EU-Austritt ganz ohne Abkommen und Übergangsregelungen – mit chaotischen Folgen für alle.
Seit dem Referendum vom 23. Juni 2016, bei dem eine knappe Mehrheit der Briten für den Brexit stimmte, ist viel Zeit in unzähligen Verhandlungsrunden verstrichen. Genügend Zeit, um einen tragfähigen Deal auf die Beine zu stellen, sollte man meinen. Doch in all der Zeit wurde nie so richtig klar, was Großbritannien wirklich will. Im Brexit-Universum verschwindet die Zukunft in einem Schwarzen Loch, die Ungewissheit ist das einzig Sichere.
Die Brexit-Marktschreier wie der einstige UKIP-Chef Nigel Farage verkündeten den Beginn eines goldenen Zeitalters, sollte sich Großbritannien von den Ketten der EU lösen. Man versprach den Briten eine schöne neue Welt, mit konkreten Problemen wollte man sich freilich nicht herumschlagen. Wie sich Großbritannien als Einzelkämpfer im immer heftiger geführten globalen Wettkampf behaupten soll, blieb etwa ebenso offen wie die Frage nach dem künftigen Verhältnis zur EU. Und warum hausgemachte Probleme und Versäumnisse ohne EU plötzlich verschwinden sollen, bleibt ohnehin ein Rätsel. Was bleibt, ist ein Drama, das man sich ersparen hätte können.

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